24. Januar 2019 2 Likes

Nostalgie im Netz

Die schöne Fortsetzung „Ralph reichts: Chaos im Netz“ macht fast alles richtig

Lesezeit: 3 min.

Als 2012 „Ralph reichts“ ins Kino kam, war die 80er Jahre Nostalgie-Welle erst am anrollen. Um so origineller wirkte da die unverhohlen auf Donkey Kong basierende Figur das Zerstörers Ralph, der aus seiner Arcade-Maschine ausbrach und sich mit der quietschbunten Vannelope anfreundete. Inzwischen ist 80er-Jahre-Nostalgie Standard, von „Stranger Things“, über „Ready Player One“ bis zu „Black Mirror: Bandersnatch“, um nur einige Filme und Serien zu nennen, wird sich munter durch ein Jahrzehnt zitiert, das wohl nur dank der gegenwärtigen Pop-Kultur Übersättigung so originell wirkt.

Insofern ist es ein sehr guter Einfall, dass in der „Ralph Reichts“-Fortsetzung nicht einfach nur das Konzept des Originals weitergeführt wird, sondern auf eine viel größere, ja, globale Ebene erweitert wird: Das Internet. Dorthin muss sich Ralph aus dem sicheren Hafen seiner Spielhalle wagen, nachdem ein Lenkrad zerstört wurde, mit dem Vannelopes Rennspiel gesteuert wird. Dummerweise ist so ein Lenkrad von einem 80er Jahre Spielautomaten heutzutage kaum noch erhältlich und wenn, dann findet man es natürlich nur als antikes Relikt im Internet, genauer gesagt bei Ebay.


Die Kunst des Cameos …

Zum Glück wurde Ralphs-Spielhalle gerade ans Netz angeschlossen und so begeben sich Ralph und Vannelope in die weiten des Internets, das sie mit seiner unendlichen Größe, seinem Exzess und seinen Abgründen erst einmal überfordert. Ständig tauchen da kleine Männchen vor ihnen auf, die Schilder mit unfassbar tollen Angeboten hochhalten und sie in dunkle Ecken des Netz locken wollen. Und als sie endlich Ebay gefunden haben, überbieten sie sich dummerweise so sehr, dass das Lenkrad nicht nur 200 Dollar kostet, sondern satte 27.001. Wie sollen die beiden im Internet nur Geld verdienen? Genau: Mit viralen Videos und den damit verbundenen Werbeeinnahmen. Doch wer sich ein bisschen mit Werbung im Netz auskennt, der weiß wieviele Klicks man braucht, um auch nur ein paar Dollar zu verdienen, geschweige denn 27.001.


… auf die Spitze getrieben. „Ralph reichts: Chaos im Netz“

Das Internet als riesigen, wuseligen Ort darzustellen ist natürlich keine neue Idee, erst letztes Jahr hatte Steven Spielberg in „Ready Player One“ eine bemerkenswerte Version dieser Idee gezeigt. Doch „Ralph Reichts: Chaos im Netz“ ist noch besser, noch origineller, zumal er als Disney-Film die Möglichkeit hat, aus sämtlichen Disney-Filmen zu zitieren, was inzwischen bekanntermaßen auch das gesamte Star Wars und Marvel-Universum bedeutet. Bis hart an eine Überdosis Popkultur sind die 112 Minuten vollgestopft mit Zitaten und visuellen Gags, die zwar nicht alle so grandios sind wie die Szene, als Vannelope auf die versammelten Disney-Prinzessinnen, von Ariel und Cinderella, über Moana und Mulan, bis zu Pocahontas und Schneeweißchen trifft, aber das macht nichts.

So viel visueller Einfallsreichtum lässt am Ende auch eine doch sehr moralische Disney-Geschichte hinnehmbar erscheinen, die ein wenig konventionell von Freundschaft und Erwachsenwerden erzählt. Angesichts allzu vieler banaler Fortsetzungen, die Hollywood regelmäßig produziert, ist „Ralph Reichts: Chaos im Netz“ eine ebenso seltene, wie erfreuliche Ausnahme.

„Ralph reichts: Chaos im Netz“ startet am 24. Januar 2019 im Kino. Abb.: Disney

Ralph reichts: Chaos im Netz • USA 2018 • Regie: Rich Moore & Phil Johnston

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