Verliebt in den perfekten (Roboter)Mann

In ihrem Romandebüt „The Plus One – Sie baut sich Mr. Right einfach selbst“ erzählt Sarah Archer (im Shop) von einer ungewöhnlichen Liebe zwischen einer Frau und einem Roboter. Alles beginnt damit, dass die hochintelligente, in Sachen Sozialkompetenz und erst recht Dating-Verhalten jedoch nicht allzu beschlagene Roboteringenieurin Kelly Suttle aus San Jose von ihrer Familie bedrängt und genervt wird, wer die Neunundzwanzigjährige denn zur Superhochzeit ihrer allseits beliebten Schwester begleiten wird. Ein schreckliches Blinddate, eine furchtbare Clubtour und das enttäuschende Ergebnis eines Fragebogens für ein Online-Partnersuche-Portal später entschließt sich Kelly, etwas verrücktes zu tun, von dem sie nicht einmal ihrer lebenshungrigen Kollegin und besten Freundin Priya erzählen kann: Kelly, die für die Firma Automated Human Industries einen Highend-Pflegeroboter entwickeln und somit das nächste große Geschäftsfeld erobern soll, nutzt ihre Brillanz als Robotikerin und Programmiererin, um sich den perfekten Plus One für die Hochzeitsfeier ihrer Schwester zu bauen: Ethan, einen lebensechten Androiden mit einer gewaltigen künstlichen Intelligenz und einer immens hohen Lernfähigkeit. Allerdings rechnet Kelly nicht damit, dass sie sich nach einer Weile in ihren liebevollen, gut aussehenden Mr. Right aus dem Robotiklabor, den sie nach der Hochzeit wieder demontieren wollte, verliebt …

Sarah Archer war als Literaturagentin im Umfeld von „House“, „Roots“, „Concussion“ „Girls Trip“ und anderen Franchises aus Film und Fernsehen tätig. Ihre Gedichte und Kurzgeschichten erschienen in Literaturzeitschriften, außerdem schreibt sie Drehbücher, die zum Teil schon von Comedy Central produziert wurden. Das merkt man „The Plus One“, das im englischsprachigen Original auch unter dem Titel „How To Build a Boyfriend from Scratch“ firmiert und als Paperback, E-Book und Hörbuch auf Deutsch erhältlich ist, durchaus an. Der Roman hat im Grunde alles, was eine romantische Filmkomödie braucht, angefangen bei der schusseligen und unsicheren, aber sympathischen Protagonistin mit vielen Makeln und wenig Selbstbewusstsein (Feminismus und Realismus ringen miteinander, wenn Kelly ihr Selbstwertgefühl letztlich nur über den perfekten Partner an ihrer Seite definiert). Auch die typische Struktur der klassischen Liebeskomödie wird trotz der Science-Fiction-Prämisse und der dazugehörigen SF-Elemente im Silicon Valley bedient – man spürt, dass Archer schon sehr auf eine Verfilmung schielt. Sie setzt daher klar auf den romantischem Comedy-Schwerpunkt und eher auf den Mainstream als das Genre, doch zwischen den Zeilen und Klischees finden sich immerhin ein paar hübsche Details zu sozialer Dynamik, technologischem Fortschritt und natürlich künstlicher Intelligenz.

Wie im Grunde zu erwarten, ist „The Plus One – Sie baut sich Mr. Right einfach selbst“ vor allem eine softe Romanze mit einem Roboter-Traummann, und in keiner Weise Hard-SF: Das kurzweilige Romangegenstück zu einer romantischen Filmkomödie mit Meg Ryan, Katherine Heigl, Anne Hathaway oder Anna Kendrick, von der man eigentlich nicht unbedingt zugeben möchte, dass sie einen am Ende doch ganz gut unterhalten, immer mal amüsiert und ein, zwei Mal sogar gerührt hat.

Sarah Archer: The Pluse One – Sie baut sich Mr. Right einfach selbst • Aus dem Englischen von Stefanie Frida Lemke • Heyne, München 2020 • 351 Seiten • E-Book: 9,99 Euro • im Shop • Leseprobe