Würdiger Absch(l)uss
Mit der zweiten Erweiterung „Sam´s Story“ beendet 4A Games das Kapitel „Metro: Exodus“
Unglaublich, aber wahr: Die erste Duftmarke setzt Sam´s Story (seit Mitte Februar auf PS4, Xbox One, PC und Stadia digital erhältlich) tatsächlich schon vor dem Start, nämlich mit einer unfassbar grenzwertigen Ladezeit! Ich weiß wirklich nicht, wann ich zuletzt so lange auf den Start eines bereits installierten Titels gewartet habe. Glücklicherweise erweist sich dieser Schnitzer aber auch als einziges Manko eines ansonsten überzeugenden Schlussakkords zum Shooter Metro: Exodus, den wir völlig zurecht sowohl für seine Hauptkampagne als auch den soliden ersten DLC The Two Colonels mächtig gelobt haben (hier nochmal zu unseren beiden Tests).
Die Story von Sam´s Story setzt nach dem Abschluss des Hauptspiels an und lässt uns in die Haut von Artjoms Begleiter Sam Taylor schlüpfen. Der war vor Ausbruch des postatomaren Zeitalters eigentlich US-Marine und möchte nun nach seinen Jahren im verstrahlten Russland endlich nach Hause, um noch einmal seinen Vater in San Diego zu sehen. Soweit so gut, wäre da nicht das kleine Problem mit der Überquerung des Pazifiks in Zeiten des kompletten Ausnahmezustands, der in Metro allerdings längst zur deprimierenden Alltäglichkeit geworden ist.
Nach einem kurzen Intro, in dem es Sam nach Wladiwostok verschlägt, wird unser einsamer Held von einer lokalen Bande überwältigt und zu deren Anführer Tom verschleppt, der als Landsmann von Sam tatsächlich eine Lösung für dessen Problem in Form eines riesigen Atom-Uboots anzubieten hat. Doch da in Metro naturgemäß auch nur eine Hand die andere wäscht, wenn beide einen Nutzen daraus ziehen, muss Sam ein paar Brennstäbe aus einem von Söldnern und mutierten Tieren versuchten Gebiet bergen.
Nach den üblichen Ritualen mit Ausrüstungsauswahl, Übungen am Schießstand und stimmungsvollen Dialogsequenzen im Lager unseres neuen Verbündeten Tom, schlagen wir uns mit Sam in gewohnter Exodus-Manier durch eine Spielwelt, die gerade im Vergleich zum sehr linear proportionierten The Two Colonels mit relativer Offenheit besticht. Wie schon bei einigen der Sandbox-Areale des Hauptspiels, bestimmen wir selbst den Rhythmus der Story, indem wir etwa wahlweise auf der Karte markierte Geheimnisse abseits der Pflichtpfade erkunden und es dabei mit mehr oder minder cleveren Widersachern aufnehmen, um Munition, Ressourcen und bessere Waffen zu ergattern.
Da die Karte nur sehr rudimentäre Angaben macht, spricht Sam´s Story unseren Entdeckergeist gekonnt an, sorgt aber aufgrund der meist nur suggerierten Weite dafür, dass wir uns nicht in einer zu üppigen oder gar ereignislos stumpfen Open World verheddern. Mehrere optionale Nebenaufgaben wie das Treffen mit zwei Brüdern, die sich geschäftlich verfeindet haben und uns nun als Killer für den jeweils anderen anheuern möchten, verströmen mit ihren teils skurrilen Charakteren den schon bekannten Postapokalypse-Charme, den die Reihe auch diesmal perfekt zu zelebrieren versteht.
Klasse Sprecher (deutsch/englisch), eine detaillierte, technisch bis auf kleinere Texturfehler und zu statische Gesichtsanimationen gut umgesetzte Atmosphäre sowie eine stimmige Balance aus kürzeren Erkundungen, viel Crafting und fetzigen Schießereien machen auch diese bis zu sechsstündige Kampagne zum Pflichtkauf für Metro- und Shooter-Fans.
Da sich Steuerung und Optionsmenüs nicht verändert haben, stellen Kenner an den typischen Werkbänken (oder via Rucksack) Ausrüstungsobjekte wie Gasmaskenfilter, Brandmunition oder verschiedene Fallen her und wählen je nach Situation aus, ob sie mit Sam eher leise gegen feindliche Söldner vorgehen oder ihnen mithilfe des umfangreichen Schießeisenarsenals Pfeffer in den Allerwertesten zu blasen. Neues Gegnerfutter wartet dabei etwa in Form einer gigantischen Fledermaus (einem Bosskampf in mehreren Etappen), während sich Sams Suche sowohl auf überwachsene Hügellandschaften, zerbombte Stadtruinen, dampfende Flussläufe oder auch düstere Bunkeranlagen erstreckt und wir dazu mehrfach auf Boote zur Fortbewegung zurückgreifen.
Fans der Reihe und insbesondere von Exodus werden es bereits gemerkt haben: Der DLC macht insgesamt nichts neu, integriert allerdings bekannte Qualitäten zu einer rundum überzeugenden Bonusrunde, in der wir sogar endlich mal einen sprechenden Protagonisten begleiten. Anders als der ewig stumme und damit nicht immer glaubwürdig inszenierte Artjom, ist Sam ein angenehm greifbarer, weil gesprächiger Charakter, der uns in einigen Szenen (Stichwort Saufen mit dem Captain) richtig ans Herz wächst. Nach diesem Schlusspunkt von Exodus bleibt mit Blick auf weitere Ableger nur zu hoffen, dass 4A Games so weitermacht wie bisher.
Fazit
Umfangreicher Sandbox-DLC zu Metro: Exodus, der zwar wenig wagt, aber dafür alle Stärken des Hauptspiels in sich vereint – top!
Metro: Exodus – DLC Sam´s Story • 4A Games/Deep Silver • Shooter • PS4/Xbox One/PC/Stadia
Abbildung © 4A Games/Deep Silver
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