Spielbarer Actioncomic
Angespielt: Der Roguelike-Shooter „Void Bastards“ ist jetzt auch für PS4 und Switch erhältlich
Manchmal dauert es aufgrund zeitlicher Exklusivität etwas länger, bis ein Titel auf mehreren gängigen Plattformen erscheint. So geschehen bei Void Bastards, das bereits im Sommer letzten Jahres für PC und Xbox One herauskam, ehe Publisher Humble Bundle vor kurzem endlich verkünden konnte, dass ein Termin für PS4 und Switch feststeht. Am 7. Mai war es dann also soweit und so können sich auch Sony- und Nintendo-Zocker für rund 30 Euro in die für einen Shooter ungewohnt bunte Cel-Shading-Welt von Void Bastards stürzen.
Void Bastards zelebriert die mittlerweile oft kopierte Formel sogenannter Roguelikes. D.h. wir durchforsten aus der Ego-Sicht zufallsgenerierte Raumschiffareale auf der Suche nach Ressourcen. Unser jeweils aktueller Avatar kann dabei den umherschleichenden Feinden final zum Opfer fallen, was nichts anderes bedeutet, dass wir mit immer neuen Spielfiguren starten, die eine Board-KI für uns kreiert. Hingegen anders als bei vielen „echten“ Roguelikes, die sich meist durch eine gewisse Härte auszeichnen, dürfen wir in Void Bastards erbeutete Ressourcen behalten und starten auch nicht wieder am Anfang des Geschehens.
Das Storygerüst der gut 10 Stunden Spielzeit pro Kampagnenrunde punktet mit einer deftigen Prise schwarzen Humors, der an jeder Ecke hervorsticht. Unsere Avatare sind nämlich tiefgefrorene Gefangene, die während eines Transports plötzlich in einem mysteriösen Nebel stranden, dem schon viele Schiffe zum Opfer gefallen sind und der Besatzungsmitglieder in aggressive Monster verwandelt. Um zum Bestimmungsort zu gelangen, taut die Board-KI einen Häftling nach dem anderen auf, um sie auf die anderen Schiffe zu entsenden, damit sie dort Material zur Weiterreise sicherstellen – viel Sarkasmus inklusive.
Unsere im wahrsten Sinne austauschbaren Charaktere verfügen dennoch über individuelle Stärken und Schwächen und müssen sich primär mittels verschiedener Schusswaffen gegen Feinde zur Wehr setzen und ihren Weg durch die eben nicht immer genau gleich aufgebauten Schiffsgebiete finden. Der Humor blitzt beispielsweise auf, wenn ein Charakter aufgrund seines starken Raucherhustens jeden Schleichversuch an den Gegnern vorbei zunichtemacht oder wir mit einer Mischung aus Büroacker und Schrotflinte (dem sogenannten Klammerwerfer) gegen das leicht satirische Feindesvolk wie die explosiven „Touristen“ vorgehen.
Das Gameplay unterteilt sich dabei in einen eher strategischen Part, in dem wir unsere Suche planen müssen, und unsere aktive Erkundung, bei der wir vor allem den Abzugsfinger im Griff haben sollten. Mehrere einstellbare Schwierigkeitsgrade garantieren ein relativ rasches Vorankommen. Das Gunplay fällt wie die gesamte Steuerung (auf PS4) trotz leichter Behäbigkeit insgesamt solide aus und die Suche nach Items bringt uns in bester Karotte-vor-die-Nase-Manier oft an den Punkt zu entscheiden, ob wir aufhören oder doch noch weitersuchen sollten.
Richtig präsent wird das Spiel aber mit Blick auf den knackigen Look und eine daran angelehnte Panelpräsentation, die technisch überzeugt und das ironische Gesamtflair des Titels gut herauskehrt. Kritik ist hingegen u.a. beim Thema Abwechslung angebracht. Machen speziell die Gegner zu Beginn dank kreativer Designs noch einiges her, flachen ihre Angriffe mit der Zeit ebenso schnell ab wie die unterschiedlichen Waffentypen und die sich dann doch oft wiederholenden Gebiete und Aufgaben. Fehlende Highlights wie Bosskämpfe fallen da gleich noch stärker ins Gewicht.
Zwar haben es die Macher von Blue Manchu (einige Mitglieder waren an der kultigen Bioshock-Reihe beteiligt) verstanden, einen bestechenden Stil zu kreieren. Der reicht allerdings nicht aus, um aus Void Bastards mehr zu machen als ein witziges, mit vielen liebevollen Effekten um sich werfendes Comic-Erlebnis, dessen leider nur mittelmäßiges Shooter-Einmaleins mit der Präsentation nicht ganz mithalten kann.
Void Bastards • Blue Manchu • RPG-Shooter/Roguelike • PS4/Switch (bereits erhältlich für PC/Xbox One)
Abb. © Humble Bundle
Kommentare