„Change Return“, „May Gray, June Gloom“ und „Il nuovo mondo“
Kammerflimmern: Kurzfilme von Robert Findlay, Horatio Baltz und Jean-Luc Godard
• Ein schönes Beispiel für World Buildung ist Robert Findlays Animationsfilm „Change Return“, der in nur fünf Minuten aus einer kleinen, absurden Idee etwas Wunderbares macht. Denn in seiner Welt gibt es Warenautomaten, die nicht nur Cola und Snacks ausspucken, sondern so ziemlich jeden Bedarf decken, der von kleinen Robotern erfüllt wird. Und so landet ein hungriger, aber armer Mann an einem dieser Apparate – und den Rest muss man selbst erleben. Eine dystopische Satire mit Herz.
• Völlig unfantastisch ist „May Gray, June Gloom“ von Horatio Baltz, denn im Grunde ist es eine Montage der aktuellen Ereignisse in den USA, in atmosphärischem Schwarzweiß und begleitet von einem zurückhaltenden Score, was die Sache ins Unwirkliche entrückt, ins Lyrische und Apokalyptische. Es sind nur drei Minuten, aber man muss sich mehrfach kneifen, weil es eben nicht fiktiv ist, weil das Fantastische, das wir nur aus Literatur und Film kannten, Wirklichkeit geworden ist.
• Eine kleine Ausgrabung ist „Il nuovo mondo“ (Die neue Welt), denn es handelt sich um Jean-Luc Godards Beitrag zum Episodenfilm „Ro.Go.Pa.G.“ (= Rossellini, Godard, Pasolini, Gregoretti) der 1963 entstand und sich mit „den Prinzipien des modernen Lebens“ beschäftigte. In dem gut zwanzig Minuten dauernden Film (auf YouTube in zwei Teilen; Ital. mit englischen Untertiteln) geht es um eine Atombombenexplosion hoch über Paris, die offiziell keine Auswirkungen auf die Stadt gehabt haben soll. Doch ein Mann (Jean-Marc Bory) hat durchaus das Gefühl, dass sich seine Frau (Alexandra Stewart) verändert. „Il nuovo mondo“ entstand zwei Jahre vor „Alphaville“, dem dystopischen Klassiker von Godard, und Spurenelemente sind in dem Kurzfilm bereits zu finden.
Abb. oben: „Change Return“, Robert Findlay
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