„Peninsula“ – Die Zombies sind immer noch los
Die lose Fortsetzung von „Train to Busan“ ist durchwachsen
Vor gut vier Jahren legte der koreanische Regisseur Yeon Sang-ho mit „Train to Busan“ einen der besseren der unzähligen Zombie-Filme vor, die damals in aller Welt entstanden. Gerade durch die räumliche Enge der Location – ein von Zombies infizierter Zug auf dem Weg zur Rettung versprechenden Hafenstadt Busan – sorgte für klaustrophobische Spannung.
Gerade das kein Aufhebens um das Warum der Zombie-Invasion gemacht wurde war eine willkommene Abwechslung, keine Epidemie, keine Experimente oder andere menschliche Hybris mussten als Ursache und Erklärung herhalten, statt dessen gab es eine konsequente Fokussierung auf das nackte Überleben der Protagonisten. Kurze Zeit später entstand dennoch der Animationsfilm „Seoul Station“, ein Prequel, das die Vorgeschichte der Zombie-Attacke beschrieb und viele der Fragen beantwortete, die keiner Beantwortung bedurften.
Nun, weitere vier Jahre später, hat Yeon eine Art Fortsetzung gedreht, in der allerdings ganz andere Charaktere zu sehen sind. Zwangsläufig, denn am Ende von „Train to Busan“ gab es kaum Überlebende. „Peninsula“ setzt in etwa zeitgleich ein, mit der Flucht einer Familie vor den Zombies, der Rettung auf einem Schiff, dem Tod von Verwandten der Hauptfigur Jung-Seok, der deswegen ein schlechtes Gewissen hat.
Vier Jahre später lebt er in ärmlichen Verhältnissen in Hong Kong, wo er und die anderen koreanischen Refugees abfällig behandelt werden. Um seiner Armut zu entkommen lässt er sich auf ein offensichtlich wenig seriöses Angebot ein: Zusammen mit seinem Schwager Chul-min und zwei anderen Koreanern soll er auf die abgeriegelte Halbinsel zurückkehren und im Chaos des zerstörten Busan einen Laster voll mit Geld finden.
Was als kurze Expedition geplant war, erweist sich jedoch als Höllenfahrt. Denn mitten in Busan herrschen nicht nur die Zombies, sondern vor allem eine Gruppe abgehalfterter Söldner, die sich aufführen als wären sie jenseits der Donnerkuppel. Angeführt von einem Despoten namens Hwang veranstalten sie Gladiatorenkämpfe, bei denen Gefangene – wie bald Chul-min – sich zum Vergnügen der Meute gegen Zombies zur Wehr setzen müssen.
Abseits dieser Unit 631 genannten Gegenwelt stößt Jung-Seok auf eine Kleinfamilie, bestehend aus Mutter, verrücktem Großvater und zwei Kindern, die ein karges Dasein fristen und auf Rettung hoffen.
Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich die Handlung von „Peninsula“, zwei Pole, die tonal kaum unterschiedlicher sein könnten: Während die Stimmung in der Unit 631 brutal, zynisch und apokalyptisch ist, verhalten sich die beiden Kinder, als wäre die Zombie-Welt ein großes, buntes Videospiel. Mit einem gepanzerten Geländewagen brettern sie durch die Vorstadt und mähen reihenweise computeranimierte Zombies um. So künstlich das Geschehen in diesen Momenten wirkt, so brutal mutet es in anderen Szenen an.
Einige hübsche Sequenzen hat Yeon Sang-ho zwar auch diesmal inszeniert, die dem inzwischen doch arg ausgereizten Genre des Zombie-Films allerdings nicht wirklich neues hinzuzufügen wissen. In einigen Momenten deutet „Peninsula“ zwar eine Handlung an, die die getrennte koreanische Halbinsel wiedervereinigen könnte, doch statt einer Flucht in den verfeindeten Norden, ist es am Ende schlicht und ergreifend die UN, die hilft. Eine weder überraschende, noch originelle Wendung, die somit emblematisch für einen Zombie-Film steht, der wenig mehr tut, als die Muster des Genres zu variieren.
„Peninsula“ läuft seit dem 8.10.2020 im Kino.
Peninsula • Südkorea 2020 • Regie: Yeon Sang-ho • Darsteller: Gang Dong-won, Jung-hyun Lee, Min-Jae Kim, Do-Yoon Kim
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