„Ziam“: Muay-Thai-Fighter vs. Zombies
Kloppe & Gore zum Feierabend
Was auf dieser Welt ist populärer als Taylor Swift? Zombies! Die Erdbevölkerung kann einfach nicht genug von den schimmeligen Widergängern bekommen und so purzeln nach wie vor aus aller Herren Länder unzählige neue Produktionen auf den Markt, was es natürlich nahezu unmöglich macht, in diesem Subgenre des Horrorfilms noch neue Impulse zu setzen. Die Plots laufen größtenteils mechanisch ab, wie beim Porno, irgendwas (Industrieabfälle, Virus, Strahlung …) verwandelt Menschen in Zombies. Die wanken oder rennen anderen Menschen hinterher, um sie zu beißen oder zu fressen. Diese Szenen sind die saftigen (pornesken) Highlights eines jeden Films. Von den Verfolgten überleben nicht alle, was für etwas Drama sorgt.
Ganz genau so verläuft auch die thailändische Produktion „Ziam“ (ein Portmanteau aus Siam und Zombie) – wobei dennoch ganze fünf (!) Drehbuchautoren am Skript gewerkelt haben, die Cannabis-Legalisierung 2022 scheint vielleicht nicht ganz so gut getan zu haben. Erzählt wird jedenfalls von Singh, der in einer dystopischen Welt, die von Armut und Nahrungsmittelknappheit geplagt wird, als Profikämpfer Leuten auf die Mütze gibt. Freundin Rin ist davon wenig begeistert, ist deren Profession doch Menschen wieder zu reparieren – die Gute ist als Ärztin aktiv. Rin zu Liebe will der Muay-Thai-Kämpfer seinen Job an den Nagel hängen, doch daraus wird nichts: Im Krankenhaus, in dem sein Gspusi arbeitet, bricht eine Zombie-Epidemie aus (Schuld ist ein dubioser Fisch) – Singh muss also doch noch mal Fausthiebe und Tritte verteilen, es geht allerdings nicht nur darum, seine Freundin zu retten, er muss ebenso einen kleinen, süßen Jungen (der natürlich Asthma hat) beschützen.
Das sich Singh gleich auf den Weg macht, ist schön für Freundin und Asthma-Junge, leider wird den Zuschauern schnell klar, dass Mark-Prin Suparat, der den Recken spielt, extra für den Film auf Kampfmaschine gebürstet wurde: Die Choreographien vermitteln oft das Gefühl, dass man das nach zwei, drei Wochenenden selbst könnte und der Schnitt verstärkt noch den Eindruck, dass hier nicht gerade ein Vollprofi am Start war. Dennoch ganz okay, aber rund 20 Jahre nach dem „Ong-Bak“ (2003) der Welt Muay Thai in seiner ganzen brachialen Schönheit vorgeführt hatte, wirkt’s – immerhin handelt es sich um das Alleinstellungsmerkmal von „Ziam“ – doch etwas ernüchternd.
Positiv wäre wiederum anzumerken, dass Regisseur Kulp Kaljareuk wohl irgendwann selbst gemerkt haben dürfte, dass das von ihm mitverfasste Skript nicht gerade die Welt aus den Angeln hebt (und zum Ende hin immer weniger nachvollziehbarer wird), denn er schrubbt die ganze Veranstaltung in kompakten 89 Minuten äußerst schwungvoll von der Platte. Dank einer äußerst dynamischen Inszenierung, die mit schönen Kamerafahrten und ein paar interessanten Bildkompositionen aufwartet, kann man eine gewisse Kurzweiligkeit attestieren – hilfreich ist zudem, dass die Zombiedrescherei in Punkto Gore nicht gerade schüchtern ist (aber auch nicht übertreibt).
Insgesamt ein ganz guter Feierabend-Film: Kloppe, Gore, dazu 3-5 Bier. Am nächsten Morgen vergessen. Braucht’s auch.
Ziam • Thailand 2025 • Regie: Kulp Kaljareuk • Darsteller: Mark Prin Suparat, Nuttanicha Dungwattanawanich, Johnny Anfone • Netflix
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