27. Oktober 2020 1 Likes

Zack Jordans „Last Human – Allein gegen die Galaxis“

Ein Romandebüt mit großen Ideen und noch größeren Bildern

Lesezeit: 3 min.

In Zack Jordans Debütroman „Last Human – Allein gegen die Galaxis“ (im Shop) ist die junge Sarya der letzte Mensch in den Weiten des Universums. Und als wäre das nicht schon bemerkenswert und krass genug, handelt es sich bei ihrer Ziehmutter auch noch um Shenya die Witwe, ein einschüchternd großes und tödliches Spinnenalien mit einem ganz anderen Bezugssystem. Doch Shenya liebt ihre ekelig weiche Tochter und macht ihre gefährlichen Klingenbeine weich, wenn sie und Sarya zusammen sind. Shenya war es auch, die Sarya eine falsche Identifizierung verschafft hat, damit niemand im Netzwerk merkt, dass Sarya die letzte ihrer verhassten Art ist – und das, obwohl Shenya, wie alle anderen, die Menschen aus gutem Grund hasst. Shenya und Sarya leben auf der Raumstation Watertower, wo es vor Aliens, Drohnen und künstlichen Intelligenzen nur so wimmelt, während man riesige Eisberge als Wasservorrat in die ganze Galaxis verkauft und verschickt.

Alles in Watertower wird vernetzt und mit einem virtuellen Overlay versehen, zudem kommuniziert man primär digital. Das Netzwerk ist tatsächlich überall und allgegenwärtig, und das kommt keineswegs von ungefähr. Denn Netzwerk lautet zugleich der Name des kolossalen galaktischen Bunds von über einer Millionen Spezies und Völkern, die nach bestimmten Regeln – und intelligenzbedingten Rängen für Personen und Subpersonen – friedlich in diesem Universum zusammenleben. Als Knotenpunkte jenes physischen, politischen und virtuellen Netzwerks dienen die gigantischen Blackstar-Stationen, die um Sterne gebaut werden und es Milliarden von Raumschiffen parallel ermöglichen, den Subraum zu betreten und durch die Raum-Zeit zu reisen. Als Saryas menschliche Identität ans Licht kommt, ist im Netzwerk plötzlich die Hölle los und das gesamte Universum in Gefahr. Sarya findet allerdings früh heraus, dass größere Mächte am Werk sind …


Zack Jordan. Foto © Toni Fiorito

Der Amerikaner Zack Jordan, der Kunst, Musik und Philosophie studierte, liefert in seinem ersten Roman eine fantastische Space Opera. Die Szenen mit der jungen Sarya sind alle dicht und intensiv, und die „Alien-Perspektive“ von Shenya der Witwe begeistert sogar irdische Arachnophobiker. Dazu kommt, dass Jordan im Verlauf seines ambitionierten Einstandes als SF-Romancier einige knifflige Fragen zu Bewusstsein, Persönlichkeit und Identität stellt, zwischen verschiedenen Wesenheiten und Lebensformen, digitalen Alltagshelfern und künstlichen Intelligenzen in vermeintlichen Maschinen interessante Gedanken zu diesen Themen formuliert. Auch bei seinen Überlegungen dazu, ob wir am Ende alle von schicksalshaft enormen Mächten gesteuert werden, kommt sicher Jordans philosophisches Rüstzeug zum Einsatz.

Und dann sind da noch die Bilder, die er in „Last Human – Allein gegen die Galaxis“ produziert und projiziert. Bilder von so vielen Aliens und Raumschiffen und Unvorstellbarkeiten sowie mit so vielen zu Superlativen verleitenden Impressionen, dass jeder Streaming-Dienst trotz Breitbandanschluss ruckeln, keine Kinoleinwand ausreichen würde. Selbst das Kopfkino stößt angesichts der Skalen, die Jordan verwendet und bedient, an seine Grenzen. Man wünscht sich bei der einen oder anderen Gelegenheit ein Hardware-Update für den Projektor im eigenen Kopf, um all die imposanten Bilder und Gedanken würdig zu verarbeiten.

Gelungenes Worldbuilding, gute Figuren, zeitgemäße Impulse und gigantische Bilder – da verzeiht man den leichten Overkill und die Überhitzung des Imaginationsantriebs gern: „Last Human“ ist ein gehaltvoller literarischer Space-Opera-Blockbuster für die Zeiten des Social Distancings und ein Versprechen für die Zukunft, was weitere Bücher angeht.

Zack Jordan: Last Human – Allein gegen die Galaxis • Heyne, München 2020 • 544 Seiten • E-Book: 12,99 (im Shop)

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