31. Oktober 2020

Ralf Königs „Frankenstein“

Der deutsche Comic-Star korrespondiert mit Mary Shelleys Klassiker

Lesezeit: 2 min.

Seit 2018 lässt Künstlerin und Herausgeberin Isabel Kreitz in der Reihe „Die Unheimlichen“ bei Carlsen deutschsprachige Comicmacher schaurige Klassiker neu interpretieren. Zwischen Poe und Sophokles kamen so bereits einige spannende, lesenswerte Varianten bekannter Werke heraus. Im neuesten Hardcover-Kleinband hat sich nun Ralf König („Der bewegte Mann“, „Barry Hoden – Im Weltall hört dich keiner grunzen“) Mary Shelleys Meilenstein „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ aus dem Jahre 1818 vorgenommen, einen der größten Klassiker der fantastischen Genres und nicht zuletzt der Science-Fiction überhaupt.

Dem Geist der Reihe folgend, ist Königs „Frankenstein“ jedoch ebenfalls keine traditionelle, lineare Adaption oder schnöde Nacherzählung in Panel-Form, sondern im wahrsten Sinne des Wortes eine Korrespondenz mit dem Original. Denn Königs Protagonist, der lieber anonym bleiben möchte, schreibt Mary Shelley einen aufgebrachten Brief, in dem er sie darauf hinweist, dass sie sich in der Romanfassung seiner Geschichte so einige Freiheiten herausgenommen hat. Er zeigt auf, wie es wirklich war mit dem jungen Arzt, seiner Einsamkeit, seiner Sehnsucht nach einem männlichen Freund sowie dem aus totem Fleisch zu neuem Leben erweckten Monster …

„Frankenstein“ wurde schon oft reanimiert. Doch König gelingt es, dem Stoff durch seinen Meta-Ansatz und seinen unverkennbaren Stil wirklich ein Stück weit – ganz passend – neues Leben einzuhauchen. Auf diese Weise wird er sowohl Mary Shelleys Klassiker als auch seinem eigenen Œuvre gerecht. Emily Zürn und Stefan Dinter besorgten die atmosphärische grün-weiß-schwarze Kolorierung, Monty Arnold das Nachwort.

Abb.: Carlsen/Ralf König

Mary Shelly/Ralf König: Frankenstein • Carlsen, Hamburg 2020 • 64 Seiten • Hardcover: 12 Euro

 

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