10. März 2021

„Hard Land“ von Benedict Wells

Zurück in die 80er: Erwachsenwerden in der US-Kleinstadt

Lesezeit: 2 min.

In einem Monat, in dem wir uns alle auf den Roman Später“ von Stephen King bei Heyne freuen (im Shop), darf man an dieser Stelle auch das jüngste Werk von Benedict Wells zelebrieren. Denn der 1984 in München geborene Wells, der mit „Vom Ende der Einsamkeit“ einen international gefeierten Bestseller schrieb, legt mit „Hard Land“ gerade einen mustergültigen, perfekten Coming-of-Age-Roman über eine US-Kleinstadt in den 1980ern vor – was ja schon ein bisschen das Revier von Meister King ist.

Wells erzählt „Hard Land“ aus der Sicht des 15-jährigen Sam Turner, der 1985 in Grady, Missouri aufwächst. Hier erlebt der Außenseiter einen letzten besonderen, magischen Sommer des Erwachsenwerdens mit neuen Freunden, die in einem alten Kino arbeiten, wo die Filme von George Lucas, „The Breakfast Club“ sowie Michael J. Fox als Marty McFly in „Zurück in die Zukunft“ einen tiefen Eindruck hinterlassen (der Verlag wirft auf dem Klappentext noch „Stand By Me“ nach King als Referenz in den nostalgischen Cocktail). Sam leidet unter Angststörungen, der Krankheit seiner Mutter, der Schweigsamkeit seines Vaters, dennoch blüht er auf, erlebt die erste Liebe und echte Freundschaft. Wells schenkt uns dafür im Buch den schönen Begriff „Euphancholie“ für das Hochgefühl zwischen Euphorie und Melancholie.

Übernatürlich oder Genre ist an „Hard Land“ nichts, den Horror besorgt wenn dann das normale Leben. Das Feeling erinnert jedoch an viele Geschichten von Stephen King, Ray Bradbury (im Shop) und anderen. Benedict Wells exerziert die bittersüße Coming-of-Age-Geschichte bzw. den amerikanischen Kleinstadt-Roman gekonnt durch. Figuren, Emotionen und Konflikte erfüllen die Erwartungen und Muster – und ergeben trotzdem einen eigenständigen Pageturner. Zudem garniert Wells, der nach Stationen in Berlin und Barcelona derzeit in Zurück lebt, seinen Roman noch mit dem cleveren Meta-Bezug zu einem fiktiven Buch und Dichter im Buch. Pure, wundervolle literarische Euphancholie.

Benedict Wells: Hard Land • Diogenes, Zürich 2021 • 346 Seiten • Hardcover: 24 Euro

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