1. Juli 2021 3 Likes

„Ich bin dein Mensch“ - Roboterliebe

Einmal mehr erzählt Maria Schrader von Beziehungsproblemen

Lesezeit: 2 min.

„Liebesleben“ hieß der Film mit der die Schauspielerin Maria Schrader ins Regiefach wechselte und auch in ihrem neuen Film „Ich bin dein Mensch“ geht es um die ewige Frage, wer wie warum zusammenpasst – oder auch nicht. Verklompiziert wird diese Frage in diesem Fall durch die Tatsache, dass es sich bei einem Teil der Paarkonstellation um einen Roboter handelt, den täuschend menschlichen Tom (Dan Stevens). Der ist das Produkt einer Firma namens Terrareca, deren Chefin (Sandra Hüller) als State of the Art-Model anpreist, der perfekt auf die Wünsche der Kundinnen eingeht.

Die heißt in diesem Fall Alma (!) (Maren Eggert) und testet Tom nicht aus wirklichem Interesse, sondern rein geschäftlich. Für den deutschen Ethik-Rat soll sie untersuchen, ob Androiden wie Tom der Bevölkerung zuzumuten sind oder ob er eine Gefahr darstellt. Die Konstellation ist also klar: Alma sucht keinen Mann, hat es sich in ihrem modernen Single-Leben als erfolgreiche Wissenschaftlerin, die im Berliner Pergamon-Museum sumerische Keilschriften auf ihren Poesie-Gehalt untersucht, bequem gemacht – und wird ausgerechnet von einem Androiden überrumpelt.


„Hallo, einmal Sperrgut für … Alma?“

Der ist so perfekt, zumindest so perfekt programmiert, dass er Alma am Abend mit einem heißen Bad inklusive Sekt überrascht, schließlich geben 93% der Frauen dies als Wunsch an. Alma dagegen findet solche künstliche Romantik eher befremdlich, agiert neben dem betont glatten, stets adrett gekleideten Tom selbst wie ein etwas sprödes, in ihren Vorstellungen unerschütterliches Wesen. Erst als Toms Algorithmen ihn lehren, dass es durchaus gut ist, einer selbstbewussten Frau auch einmal Paroli zu bieten, ihr gerade nicht jeden Wunsch zu erfüllen, beginnt Tom sich wie ein eigenständiges, lebendiges Wesen zu verhalten und entwickelt vielleicht sogar das, was Alma im Namen trägt: Seele.


Träumen Androiden von allergischen Reaktionen?

Ein klassisches Science-Fiction-Topos verarbeitet Maria Schrader in ihrem Film, der zweite auf einer Kurzgeschichtensammlung produzierte TV-Film (nach „Exit), den der Verleih für gut genug befunden hat, um ihn ins Kino zu bringen, was weder dem TV-Look, noch der Geschichte geschuldet ist. Während sich „Ich bin dein Mensch“ inhaltlich in bekannten Bahnen bewegt, Fragen nach dem Wesen, dem Vorhandensein von Bewusstsein, der Existenz einer Seele, wie sie vom „Golem“ über „2001“ bis „A.I.“ schon oft und oft auch komplexer verhandelt wurden, überzeugt vor allem das Hauptdarstellerduo. Die deutsche Theater- und Kinoschauspielerin Maren Eggert wurde für ihre Darstellung bei der diesjährigen Berlinale sogar mit dem Darstellerpreis ausgezeichnet und harmoniert ausgezeichnet mit dem englischen Schauspieler Dan Stevens, der hierzulande vor allem aus der TV-Serie „Downtown Abbey“ bekannt ist. Gerade durch seinen leichten Akzent, gepaart mit typisch britischer, etwas steifen Höflichkeit, überzeugt Stevens als Android und lässt bald nicht nur Alma rätseln, ob er nur über ausgezeichnet programmierte Algorithmen verfügt, sondern tatsächlich so etwas wie eine Seele entwickelt.

„Ich bin dein Mensch“ startet am 1. Juli 2021

Ich bin dein Mensch • Deutschland 2021 • Regie: Maria Schrader • Darsteller: Maren Eggert, Dan Stevens, Sandra Hüller

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