4. Juli 2021 1 Likes

„Monster Hunter“ - Milla meuchelt Monster

Ein Film wie ein Spiel

Lesezeit: 3 min.

Seitdem Computerspiele zu einem Millionen Dollar schweren Geschäft wurden, versucht Hollywood die erfolgreichsten Spiele fürs Kino zu adaptieren. Das Problem: Die meisten Spiele haben kaum Handlung, gerade die besonders beliebten Ego-Shooter, aber auch ein Hit wie Grand Theft Auto. Eine Lösung dieses Problems ist, den Figuren der Spiele ausgefeilte Hintergrundgeschichten anzudichten und sie abenteuerliche Geschichten erleben zu lassen. Was meinst nur bedingt funktioniert, da Adaptionen von Computerspielen nicht unbedingt die talentiertesten Autoren anzieht. So entstehen dann Filme wie „Doom“ oder das Ouevre von Uwe Boll, während Hits wie „Tomb Raider“ Seltenheitswert haben.

Einen ganz anderen Ansatz wählt nun Paul W.S. Anderson mit seiner Adaption des Capcom-Videospiel-Hits „Monster Hunter“: Einfach komplett auf Handlung verzichten. In den ersten Minuten der Verfilmung sieht man eine US-Soldatin namens Artemis (Milla Jovovich) und ihre Einheit durch eine Wüste fahren und durch einen seltsamen Sturm in eine andere Wüste transportiert werden. Dort gibt es Monster, die die anderen Soldaten auf hübsch blutige Weise zerstückeln, woraufhin Artemis durch die Wüste zieht und Monster tötet. Dabei trifft sie Hunter (Tony Jaa), der ihre Sprache nicht spricht, also zieht man schweigend durch die Wüste und tötet gemeinsam Monster.


Monster …

Man könnte das langweilig nennen, in gewisser Weise aber auch eine bemerkenswert konsequente Umsetzung der Quest-Struktur der Videospiel-Vorlage. Zwangsläufig fehlt in einem Film zwar die Interaktion des Zuschauers mit dem Geschehen, doch Anderson hat schon oft beweisen, dass er ein visuell ausgesprochen begabter Regisseur ist. Gedreht wurde in Namibia, seltsame Steinstrukturen gibt es zu sehen, Felsformationen, Schluchten und Höhlen, die Anderson mit großem Einfallsreichtum als Schlupfwinkel für allerlei Monsterkreaturen nutzt.


… Hunter

Das schöne an Anderson ist nun auch, dass er ein komplett unprätentiöser Regisseur ist, der überhaupt kein Problem damit hat, zusammen mit der Gattin einen Film zu drehen, der nicht mehr sein will als 100 Minuten Monsterjagd. Allerdings war selbst Anderson das auf Dauer vielleicht zu wenig, denn nach gut zwei Dritteln taucht plötzlich Ron Perlman mit seltsamer Perücke auf, als Admiral eines riesigen Piratenschiff, das über das Wüstenmeer schippert. Einer der Passagiere: eine überdimensionierte Katze namens Meowscular Chef …

Mitten im Kampf gegen ein weiteres Monster bricht der Film ab, so als wäre die Fortsetzung schon in Arbeit. Ob es dazu kommt ist allerdings fraglich, denn das erhoffte große Geld, das in China gescheffelt werden sollte, blieb aus: Nach nur einem Tag wurde „Monster Hunter“ im Dezember 2020 aus den chinesischen Kinos zurückgezogen. Und das alles wegen eines verunglückten Witzes über „Chi-Knees“, der in China als Anspielung auf Unterdrückung und im Staube liegen verstanden wurde und wird. Wie so ein (altes) Wortspiel den Augen der Produzenten ebenso entgehen konnte wie den chinesischen Zensoren ist zwar ein Rätsel, ändert aber nichts am Ergebnis des Totalflops des Films in den dortigen Kinos.

Schade eigentlich, denn auf seine ganz eigene Art ist Paul W.S. Anderson ebenso ein Auteur wie seine Namensvettern Wes oder Paul Thomas, nur ohne bzw. einer ganz anderen Art des Anspruches.

„Monster Hunter“ läuft seit dem 1. Juli im Kino.

Monster Hunter (USA/Deutschland 2020) • Regie: Paul W.S. Anderson • Darsteller: Milla Jovovich, Tony Jaa, Ron Pearlman

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