26. September 2021 2 Likes

„Aliens: Fireteam Elite“: Survive The Hive

Etwas Licht, aber eben auch viel Schatten im neuen „Alien“-Shooter

Lesezeit: 4 min.

Dass namhafte Franchise-Produktionen mit einer an sie gekoppelten Erwartungshaltung häufig ein zwiespältiges Gefühl hinterlassen, gehört nicht nur bei Spielen eigentlich zum Tagesgeschäft. Mal sind es Story oder Setting, mal Gameplay oder Technik, die von dem – positiv wie negativ – bewerteten Gesamtrahmen herausstechen und einen Rezensenten etwas ratlos zurücklassen können. Beim neuesten Alien-Shooter Fireteam Elite, der Ende August für Sony- und Microsoft-Konsolen sowie PC zum Preis von ca. 40 Euro herauskam, liegt der sprichwörtliche Hund allerdings an anderer Stelle begraben, obwohl die bereits benannten Kategorien auch hier beileibe nicht ein komplett stimmiges Bild abgeben.

Um diesen Punkt gleich zu konkretisieren: Ob man wirklich Spaß mit Aliens: Fireteam Elite hat, hängt fast vollständig davon ab, wie man diesen vorwiegend als kooperativen Multiplayer konzipierten Shooter spielt. Wer allein, also bloß mit KI-Begleitern loszieht, dürfte Fireteam Elite spätestens nach Abschluss der ungefähr 6 Stunden umfassenden Storykampagne auf die Seite legen (falls man mit den wirklich doofen KI-Kameraden selbst auf einem niedrigen Schwierigkeitsgrad überhaupt das Ende erreicht). Spieler wiederum, die gleich auf menschliche (Online-)Kollegen als Teil des Teams setzen, starten eventuell weitere Runden, um ihre Taktik mittels variabler Kriegerklassen, Waffenmodi und strategischen Absprachen zu verfeinern und sogar mehr Spaß zu haben.

Dementsprechend verlief auch unser bisheriges Erlebnis mit Fireteam Elite. Zunächst ging es als Solospieler an die Kampagne, die erstaunlicherweise sehr darum bemüht ist, Fans der Reihe mit vielen Verweisen sowohl auf die alten Filme als ebenso die jüngsten Ableger Prometheus und Covenant zu angeln. Deren allesamt düsteres Flair wurde insgesamt gut eingefangen und in einen typischen Alien-Plot zwischen der UAS Endeavor als Hub-Station und insgesamt vier Kapiteln mit je drei Missionen eingebettet, der leider ohne große Highlights oder zumindest richtige Zwischensequenzen auskommt. Wir lauschen also vorwiegend in den Gebieten verstreuten Audiofiles und Monologen, die uns als eine Art Hintergrundrauschen Hintergründe zu unserer Tour durch dunkle, immer gleich aussehende Raumstationhallen bis zum obligatorischen Alienhive liefern.

Fireteam Elite orientiert sich dabei als Multiplayer mit Fokus auf Daueraction gegen Schwärme an Gegnern vor allem am zweiten Film und lässt uns von einer Ballerei auf alles, was sich bewegt, in die nächste stürzen. Wer gemächliches Schleichen oder subtilen Horror, wie etwa bei Alien: Isolation, erwartet, ist hier komplett an der falschen Adresse. Als Gegner warten verschiedene Xenomorph-Klassen (sogar neue, die sich unsichtbar machen können), aber auch Androiden der Weyland-Yutani Corporation werfen sich uns in den Weg. Letztere verlangen von uns sogar ein anderes Vorgehen, da wir in solchen Passagen meist aus der Deckung feuern können, wohingegen bei den heranrasenden Xenomorphs schnelles, aber ebenso gekonntes Gunplay gefragt ist, um nicht überrannt zu werden.

Zur Wahl stehen uns fünf spielerisch angenehm unterschiedliche Klassen vom Techniker über den Sanitäter bis zum schwer bewaffneten Demolisher, deren Auswahl und, wie schon gesagt, oft rechtzeitiger Einsatz maßgeblich für das Voranschreiten der Missionen ist. Natürlich bietet der Shooter dabei allerhand freispielbare, in Sachen Trefferfeedback und Sound ordentlich umgesetzte Waffen wie Pulsgewehr, Flammen- und Granatwerfer oder Geschützturm, wobei nach jeder Mission die erhaltenen Credits und Reputationen etwa in weitere Modifizierungen der Wummen und Anpassungen unserer Spielfigur verwendet werden dürfen. Wer also beispielsweise eine bestimmte Waffe zum absoluten Killer hochrüsten will, wird ebenso bedient wie Spieler, die nicht auf knallige Lackierungen oder seltsame Kopfbedeckungen verzichten wollen.

Leider gestaltet sich der Ablauf der Missionen schnell repetitiv, da wir mit unserer Truppe eigentlich nur von einer Kampfarena in die nächste stapfen, ums nackte Überleben ballern, vielleicht noch ein paar Schalter drücken und dann weiterziehen. Klar, die Stimmung der Filme rettet trotz nicht gerade berauschender Technik (man sieht jederzeit trotz Unreal Engine 4, dass die Entwickler kein allzu üppiges Budget hatten) vieles (wir spielten übrigens auf PS4). Aber es wäre wichtig gewesen, zumindest stellenweise mehr Abwechslung reinzubringen. Gerade dann, wenn die wirklich dumme KI in manchen Gefechten dazu führt, dass das Weiterkommen fast zum Glücksspiel wird. Außerdem reibt man sich verblüfft die Augen, wenn man nachliest, dass die Macher gut 20 Xenomorph-Varianten auf die Soldaten loslassen. Denn davon merkt man aufgrund ihrer Angriffe oder der Inszenierung ihres Auftretens viel zu selten etwas. Schade.

Hat man nun genug über die Soloerfahrung geschimpft und nimmt sich dann mithilfe mindestens eines menschlichen Mitspielers der Sache an, gewinnen fast alle genannten Kritikpunkte – neben den ohnehin positiven Aspekten natürlich – etwas an Glanz. Schon ein einigermaßen eingespieltes Team lässt aus Frust echtes Adrenalin werden und das gute Handling der Figuren, Waffen und Zusatzgadgets lassen Fans der Alien-Reihe sicher mehrfach jubilieren und über die Monotonie des Gameplays leichter hinwegsehen. Dazu gesellt sich eine wuchtige, teils regelrecht bizarre, aber stets antreibende Soundkulisse, deren Mix aus Synthie, Streichern, Bongos und sogar Glockenspiel für Überraschungen sorgt. Während unserer Sessions traten zwar leider mehrfach Verbindungsprobleme beim Matchmaking auf, allerdings wurden wir von echten Bugs oder gar Abstürzen verschont.

Daher kommen wir zu folgendem Schluss: Hätte Cold Iron Studio etwas mehr an der Präsentation der Kampagne und des Ablaufs der Missionen gefeilt, das stimmungsvolle Setting mit mehr echter Story gefüllt und vor allem die KI verbessert, wäre ein richtig guter Shooter herausgekommen. So bleibt zumindest zu konstatieren, dass Fireteam Elite kein Totalausfall wie das mittlerweile unter Gamern ja berüchtigte Colonial Marines darstellt – recht viel mehr aber auch nicht. Beinharte Shooter- und vor allem Alien-Fans warten am besten auf einen Sale und holen sich das mittelprächtige Werk zu einem dann angebrachteren Preis.

Fazit

Gut spielbarer, leider sehr abwechslungsarmer Multiplayer-Shooter, der nur mit menschlichen Mitspielern (auch dank vieler Filmreferenzen) als solider Fanservice durchgeht

Aliens: Fireteam Elite • Cold Iron Studios • Multiplayer-Shooter • PS4/PS5/Xbox One/Xbox Series X/PC

Abb. © Cold Iron Studios

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