6. Februar 2022

„Beyond A Steel Sky“: Nostalgie plus x?

Die Fortsetzung des Kult-Adventures im Test

Lesezeit: 3 min.

Bereits 2020 erschien die PC-Fassung (wir berichteten), während sich Konsoleros noch bis Anfang dieses Jahres gedulden mussten, um erneut mit Hauptfigur Robert Foster spannende Rätsel-Abenteuer erleben zu können. Bevor wir uns die Konsolenfassung näher betrachten (wir spielten auf PS4), lohnt ein kurzer Rückblick. Der Vorgänger Beneath A Steel Sky, in dem man Foster einst kennenlernte, hat schon satte 27 Jahre auf dem Buckel und zählt somit zu den Spätwerken der Hochphase des Point&Click-Adventures, das seine größten Erfolge speziell auf PC in den 80er und 90er Jahren feierte.

Zu den besonderen Merkmalen von Beneath, das trotz guter Kritiken kommerziell nicht vollends zündete, gehörte neben dem Comic-Look (u.a. von Watchman-Experte Dave Gibbons mitverantwortet) eine für damalige Verhältnisse aufwendig programmierte KI. Diese bewerkstelligte, dass Charaktere automatisch durch die Spielwelt liefen und der Stadt Union City, so der Hauptschauplatz des Titels, zu einer recht lebendigen Atmosphäre verhalfen. Ansonsten zeichnete sich Beneath A Steel Sky durch einen zwar nicht allzu ernsten Ton aus, driftete aber schon aufgrund des dystopischen Ansatzes bei Story und Rätseln auch nicht in den kultischen Kalauerbereich so mancher LucasArts-Produktionen ab.

Beyond setzt gut zehn Jahre nach den Ereignissen von Beneath ein und lässt Foster wieder nach Union City zurückkehren. Dort sucht er nach einem vermissten Jungen, der aus seinem Heimatdorf verschwand. Genretypisch üblich, bleibt es aber in der gut zehnstündigen Story nicht allein bei diesem Aufhänger und so darf Foster gleich weitere Machenschaften in den Tiefen der Stadt aufdecken. Getragen wird die Erzählung von gut geskripteten Dialogen und Sprechern, die ihr Handwerk verstehen. Wir steuern Foster via Gamepad ähnlich bequem wie auf PC durch die Areale, wobei die gesamte Menüführung zu Items und Co. flüssig funktioniert.

Auf unserer Suche führen wir viele mal mehr oder weniger zielführende Gespräche (letzteres trägt aber sehr zur stimmigen Lebendigkeit Union Citys bei) und lösen weitgehend klassische Point&Click-Kopfnüsse. Die fügen sich ebenfalls gut in die Geschichte ein und überfordern nicht. Wer aber wirklich mal nicht weiterkommt, kann sich optional Tipps dazuschalten lassen. Moderner Spielekomfort eben.

Das trifft leider nicht immer auf die bockige Kamera zu, hält sich aber aufgrund des eben nicht actionlastigen Gameplays als Frustfaktor sehr in Grenzen. Die erneut von Dave Gibbons mitdesignte Spielwelt zählt ebenfalls zu den positiven Aspekten von Beyond. Der lässig bunte Cel-Shading-Look führt das Design des Vorgängers konsequent fort und auch wenn der Titel weit von Blockbusterglanz entfernt ist, kommt die abwechslungsreiche Stimmung der Stadt auch in der Performance zur Geltung. Darin liegt auch ein wesentlicher Unterschied zur PC-Fassung, die bei Erscheinen noch unter erheblichen Bugs und zig Problemen litt. Wer auf Konsole zugreift, erhält nun definitiv das bessere bzw. fertigere Produkt.

Als besondere Clous erweisen sich übrigens zum einen Fosters Scanner, mit dem wir Objekte in der Spielwelt manipulieren und so für uns nutzbar machen können. Hier haben die Macher trotz recht enger Grenzen Raum für Experimente gelassen. Wenn wir beispielsweise heimlich Radiosender umschalten, verändern wir sogar die Atmosphäre, auch wenn solche Spielereien eben nicht unbedingt etwas mit der eigentlichen Suche nach dem Jungen zu tun hat. Zum anderen sind wir auch nicht allein unterwegs, da Foster von Robobuddy Joey begleitet wird. Dieses Zusammenspiel sorgt manchmal für wohliges Schmunzeln, auch wenn es schön gewesen wäre, Joey spielerisch mehr in Fosters Treiben einzubinden.

So scheint doch eigentlich unter dem Strich ein unterhaltsames Sci-Fi-Adventure zu stehen, oder etwa nicht? Im Grunde ja, hätte man nicht ständig das Gefühl, einen Titel mit angezogener Handbremse und viel verschenktem Potenzial zu spielen. Jedes Element für sich ist solide und nett gemacht, aber nur wenig bis nichts reißt wirklich über die gesamte Spielzeit mit. Speziell der (zu) brave Humor, die tendenziell sehr einfachen Aufgaben und die eben nicht völlig ausgeschöpften Möglichkeiten bei der Manipulation der Spielwelt oder der Inszenierung, lassen Beyond zu einem zwar guten, aber nicht herausragenden Adventure werden. Da sind aktuell rund 40 Euro ein (noch) recht hoher Preis.

Fazit

Sympathisch netter Adventure-Ausflug für Retrofans, der viel gut, aber nichts überragend macht.

Beyond A Steel Sky • Revolution Software • Adventure • PS4/PS5/Xbox Series X/Xbox One/PC

Abb. © Revolution Software

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