„The Old Guard 2“: Fünf Gegner tot, das Haar sitzt
Bisschen besser, aber auch nicht gut
Dass Corona wirklich erhebliche Auswirkungen auf den Alltag hatte, sieht man den an bisherigen Rezensionen zu „The Old Guard 2“, denn da ist fast überall zu lesen, dass dieser schlechter als Teil eins ist. Teil eins wurde Anfang Juli 2020 veröffentlicht, während die Welt unter dem Schock der Pandemie stand, entwickelte sich für Netflix zum absolut Superhit und fuhr viel gute Presse ein. Zur positiven Resonanz dürfte allerdings massiv beigetragen haben, dass zu dieser Zeit dank massiver Einschränkungen des Alltagslebens der größte Teil der Bevölkerung nach Eskapismus welcher Art auch immer dürstete, denn gut war der Film von Gina Prince-Bythewood nun wirklich nicht. So schrieb ich einst: „Kann man – dank der ordentlichen Actionszenen – „weggucken“, aber letztendlich ist Old Guard nur der nächste Netflix-Hype, an den sich in ein paar Tagen kein Mensch mehr erinnern wird.“
Und so war es dann. „The Old Guard“ hinterließ keinerlei Nachwirkung, das Gespräch um die Verfilmung des gleichnamigen Comics von Greg Rucka ebnete schnell wieder ab. Angesichts des Überangebots irgendwo normal, es wartet immer ein nächster Film auf einer der endlos langen Watchlisten, aber das Charlize-Theron-Vehikel bietet nun mal auch wirklich nichts an, was lange im Gedächtnis haften bleibt und die dank Pleiten, Pech und Pannen arg spät erschienene Fortsetzung macht auf fast genau dem gleichen Level weiter, die damalige Besprechung gilt größtenteils ebenso hierfür.
Der flache Fernsehfilm-Look wurde eins zu eins übernommen, die neue Regisseurin Victoria Mahoney hat passenderweise tatsächlich fast nur Fernsehserien im Repertoire (Prince-Bythewood hat dreht mittlerweile Big-Budget-Projekte fürs Kino), der – zudem viel zu expositionslastige – Text findet weiterhin nicht mit den Bildern zusammen und auf der narrativen Ebene rumpelt’s erneut.
Nur die Action, die ist ganz okay. Wobei: So begrüßenswert es ist, dass das US-Actionkino seit einigen Jahren zum asiatischen aufgeschlossen hat und vermehrt Frauen austeilen dürfen, die „Old Guard“-Filme werden vom gleichen Problem geplagt, wie das „John Wick“-Franchise. Es wirkt halt immer alles ein wenig wie Gemeinschaftsturnen, hier zudem etwas verschnitten und mit einer Heldin, die selbst nach dem fünften, platt gemachten, Bösewicht noch nach Dior-Plakat aussieht. Die Powerfrau-Attitüde wird so letztendlich ein wenig unterminiert. Trotzdem okay, aber so richtig ernst nehmen kann man’s nun mal nicht – besonders nicht nach dem indonesischen, furiosen Blut, Schweiß und Tränen-Epos „The Shadow Strays“ vom letzten Jahr (ebenfalls Netflix).
Was Nummer zwei noch etwas „wegguckbarer“ macht: Die Beziehung zweier Figuren ist in Hinblick auf das eigentlich große, aber kaum ausgereizte Thema der „Old Guard“-Filme – Unsterblichkeit – einen Tick (aber wirklich nur einen Tick) besser ausgearbeitet, als Oberbösewicht mit Instant-Messenger-Namen Discord hat Uma Thurman im „Kill Bill“-Modus ein paar wenige Auftritte und vor allem kommt das Sequel mit einer Netto-Laufzeit von 97 Minuten deutlich kompakter daher als der Vorgänger (115).
Fazit also: Kann man erneut ganz gut „weggucken“, aber auch „The Old Guard 2“ wird als eine Netflix-Kachel unter unzähligen weiteren verenden.
The Old Guard 2 • USA 2025 • Regie: Victory Mahoney • Darsteller: Charlize Theron, Kiki Layne, Matthias Schoenarts, Marwan Kenzari, Lucas Marinelli, Uma Thurman • Netflix
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