7. März 2022

Kurzfilm: „The Sam Story“

Richard Noble über die Freiheit des Willens

Lesezeit: 1 min.

Eigentlich erzählt Richard Noble in „The Sam Story“ eine alte Geschichte. Eineiige Zwillinge wachsen unabhängig voneinander auf, doch ihre Lebenswege ähneln sich erstaunlich. Das ist irgendwie witzig, vielleicht leicht gruselig, aber auch nicht viel mehr als eine Meldung unter „Vermischtes“.

Für Noble ist es allerdings mehr. Er stellt die ganz große Frage nach dem Sinn des Lebens und bietet von direkt bis subtil versteckt Antworten. Da ist der Philosoph im TV-Studio, der den „freien“ Willen ganz physikalisch auf das Feuern von Neuronen reduziert, da sind die Werbebotschaften der Industrie, die den „freien“ Willen in Bahnen lenken wollen. Da ist die „freie“ Gesellschaft, die Freiheit nicht zuletzt in Konformität verortet.

Und es ist natürlich auch kein Zufall, dass Noble seinen knapp 10-minütigen Trickfilm in einem Popart-Stil präsentiert, also jener Kunstrichtung, die gerade in der Reproduzierbarkeit des Banalen eine ganz nüchterne Wahrheit schrill verkündete. Das vermeintlich Fantastische der Zwilllingsgeschichte wird zu einer bitteren Erkenntnis, untermalt vom hypnotischen Score von Natalia Tsupryk und dem Sounddesign von Ruanth Chrisly Thysson. Ein Horrorfilm ganz ohne Horror, aber ganz schön trostlos. Chris Ware („Jimmy Corrigan“) wäre vermutlich begeistert.

Der Film entstand am Royal College of Art in London.

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