8. Mai 2022

„The Man Who Fell to Earth“ – Besuch eines illegalen Aliens

Eine Neuverfilmung des Science-Fiction-Klassikers

Lesezeit: 3 min.

Eigentlich wünscht man das niemandem: In die Fußstapfen von David Bowie zu treten. Der war zwar kein Schauspieler, hatte aber in seinen gelegentlichen Filmauftritten eine Präsenz, von der die allermeisten hauptberuflichen Schauspieler nur träumen können. Gleich in seinem ersten Kinoauftritt in Nicolas Roegs „The Man Who Fell to Earth“ spielte Bowie einen Außerirdischen, vermutlich sollte man allerdings eher sagen: Er war ein Außerirdischer. Blasse Haut, die berühmten Augen mit den unterschiedlichen Farben, eine stets etwas benebelt wirkende Attitüde, vermutlich auch hervorgerufen durch … na, fragen wir nicht … es waren die 70er …

Im von Alex Kurtzman und Jenny Lumet initiierten Remake übernimmt nun der britische Schauspieler Chiwetel Ejiofor die Hauptrolle, spielt allerdings wohlgemerkt nicht die selbe Figur wie einst Bowie. Dessen Part des außerirdischen Wesens und Erfinders Thomas Jerome Newton hat mit Bill Nighy ein höchst exzentrischer Akteur übernommen, der in den ersten Folgen allerdings leider nur einige wenige Kurzauftritte hat.

Denn was Kurtzman (der bei den ersten Folgen auch Regie führt) und Lumet mit „The Man Who Fell to Earth“ machen, ist weniger ein klassisches Remake oder eine Neuverfilmung der Romanvorlage von Walter Trevis, sondern ein Weiterspinnen der Ideen der Vorlage, eine Verbeugung vor Roegs Original, eine zeitgemäße, vielleicht auch nur zeitgeistige Modernisierung.

Bekanntermaßen bezeichnet der englische Begriff Alien nicht nur Außerirdische, sondern auch Migranten, eine Dopplung, die in der Science-Fiction schon oft als mehr oder weniger subtile Metapher über das Fremdsein und Xenophobie benutzt wurde. Wenn nun also der schwarze Brite Ejiofor den Man, der zur Erde fiel, spielt und arg unbeholfen über die Erde taumelt, schwingen stets auch Fragen der Migration und der Diskriminierung mit.

Zumal dieser Alien im ländlichen Amerika landet, dazu noch splitterfasernackt. Anders als der Terminator, der einst unter ähnlichen Umständen auf der Erde landete, sucht dieser Fremdling jedoch nicht nach Lederjacke und Schrottflinte sondern nach – Wasser. Sein Durst ist so groß, dass die Polizisten, die ihn bald aufgaben, zunächst einmal einen tief sitzenden Schlauch aus dem Mund ziehen müssen.

Auf dem Polizeirevier nimmt der Alien dann den Namen einer Polizisten an: Faraday. Und auch das kommunizieren übernimmt er von den Menschen, denn Faraday lernt schnell und – auch hier dem Terminator ähnlich – durch Nachahmung. Was zu etlichen etwas klamaukigen Momenten führt, die angesichts der harten Science-Fiction etwas irritieren. Schließlich erzählt „The Man Who Fell to Earth“ im Kern von einem Alien, der vom Planeten Anthea auf die Erde gereist ist, um seine Welt zu retten. Zu diesem Zweck sucht Farady Kontakt mit Justin Falls (Naomie Harris), die einst als Wissenschaftlerin an einer neuartigen Fusionstechnik arbeitete, ihre Forschung aber unverrichteter Dinge aufgab. Nun schlägt sie sich mit Aushilfsjobs durch und kümmert sich um ihre Tochter Molly (Annelle Olaleye) und ihren siechen Vater Josiah (Clarke Peters), dessen Medikamente die Krankenkasse nicht mehr bezahlt.

Sehr aktuelle Themen also, die zumindest die ersten Folgen der zehnteiligen Serie etwas zerfahren wirken lassen, zumal in einer der heutzutage wohl unvermeidlichen Rückblendenstruktur erzählt wird: Gleich die erste Szene zeigt Faraday als eloquenten Redner bei einer Steve Jobs ähnlichen Produktpräsentation. Wenn man dann also sieht, wie er als Neuankömmling größte Probleme mit Sprache und Verhalten hat, weiß man genau, dass er diese Anfangsschwierigkeiten bald überwinden wird.

Ob das auch für die Serie als Ganzes gilt wird sich zeigen, bislang gelingt es „The Man Who Fell to Earth“ noch nicht so recht, aus den einzelnen Elementen etwas eigenes und vor allem neues zu formen.

The Man Who Fell to Earth • USA 2022 • Showrunner: Alex Kurtzman und Jenny Lumet • Darsteller: Chiwetel Ejiofor, Naomie Harris, Bill Nighy zehn Folgen, in den USA bei Showtime, noch kein dt. Sender

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