24. Mai 2022

„Love, Death & Robots: Ausgabe 3“ - Auch die dritte Runde überzeugt

Winzige Untote, Cyborg-Grizzlys und ein viel zu großes Krustentier

Lesezeit: 3 min.

Auch Serienmuffel sollte die Anthologie-Serie „Love, Death & Robots“ (Reviews zu den Vorgängern: Ausgabe 1, Ausgabe 2) überzeugen. Dank kurzer Laufzeiten der Episoden kommt kaum Langeweile auf und die Macher reizen die viel beschworene Netflix-Freiheit tatsächlich mal aus, was dann auch zu so wunderbaren Spinnereien wie dem fünfminütigen „Die Nacht der winzigen Toten“ führt – eine Zombie-Apokalypse als animiertes Wimmelbild!

Aber der Reihe nach:

Drei Roboter: Rückzugsstrategien“ ist das erste Sequel innerhalb der Reihe, der Vorgänger war in Ausgabe 1 zu sehen, allerdings schon da nicht besonders gut und der zweite ist – wie so viele Fortsetzungen – schlechter. Die drei bereits bekannten Roboter studieren dieses Mal die Überlebensstrategien der längst ausgestorbenen Menschheit, die sich dank einer ordentlichen Mischung aus Wahnsinn, Dummheit und Gier selbst ausgelöscht hat. Es war noch nie eine gute Idee eine Vorlage zu parodieren, die eh schon völlig drüber ist, weswegen nach über zwei Jahren Corona-Irrsinn jeder der ohnehin arg bemühten Gags im Nichts verpufft und die Schlusspointe spricht nur das aus, was eh schon viele denken dürften: Wir sind echt dümmer als jedes Tier. (Story: John Scalzi; im Shop)

Schlechte Reise“ (nach einer Kurzgeschichte von Neal Asher) wurde mit größter Spannung erwartet, denn auf dem Regiestuhl nahm kein geringer als der Produzent der Serie, David Fincher, Platz. Und Fincher enttäuscht nicht. Inhaltlich dreht sich alles um ein Segelschiff, das von einem gigantischen Krustentier attackiert wird. Ich persönlich bin zwar kein großer Freund fotorealistischer Animationsfilme („Schwärmer“ und „Begraben im Gewölbe“ kommen in der gleichen Machart daher) besonders die Darstellung von Menschen wirkt nach wie vor irritierend, aber das sieht trotzdem ziemlich eindrucksvoll aus und versprüht leichte Lovecraft-Vibes, wobei der Gruselmeister natürlich nie soviel Gewalt eingebaut hätte. Packende 20 Minuten mit einem herrlich ambivalenten Helden.

In „Der Puls der Maschine“ endet eine Expedition zum Jupitermond Io in einem Desaster, was zur Folge hat, dass die Astronautin ihre tote Co-Pilotin über den Trabanten tragen muss, um sich selbst in Sicherheit zu bringen. Das ist allerdings nur mit Drogen zu ertragen, die die Schmerzen lindern. Für Kurzfilme wie diese wunderbare Hommage an den Comic-Titanen Jean Giraud (besser bekannt als „Moebius“) gibt’s das wunderbare Wort „psychedelisch“. Der mit Abstand schickste Film des Bündels. (Story: Michael Swanwick; im Shop)

Bei „Die Nacht der winzigen Toten“ handelt es sich, wie eingangs erwähnt, mehr um eine Fingerübung als um einen ernstzunehmenden Film, das Resultat ist aber wirklich super-putzig geworden.

Tötet es, Team!“ ist die einzige richtige 2D-Episode und eine unverblümte Hommage an die Cartoons der 1980er-Jahre, allerdings mit ordentlich Splatter abgeschmeckt. Ein Team granitharter Söldner (jeder sagt mindestens 1000-mal „Fuck“) tritt gegen einen genmanipulierten Grizzlybär, ein missglücktes Experiment der CIA, an. Amüsant und herrlich wild.

In „Schwärmer“ untersuchen zwei post-menschliche Wesen ein insektenartiges Alien, was böse endet. Die detaillierte Welt, die hier aufgefächert wird, beeindruckt, allerdings endet die Episode dermaßen schwach, dass eher Ärger als Freude zurückbleibt. (Story: Bruce Sterling; im Shop)

Masons Ratten“: Ein wütender Farmer im Schottland wird von einer Rattenplage heimgesucht. Der Mann lässt sich das natürlich nicht gefallen und holt sich High-Tech-Hilfe, hat allerdings nicht damit gerechnet, dass auch die Ratten zu den Waffen greifen. Schwarzhumoriger Spaß mit einer wunderbaren (und sehr, sehr, seeeehr blutigen) Hommage an „Robocop“. (Drehbuch: Joe Abercrombie; im Shop)

In „Begraben im Gewölbe“ muss eine Militäreinheit in den Bergen von Afghanistan eine Geisel befreien, trifft dort aber auf einen uralten Gott mit übermenschlichen Mächten. Nette Sci-Fi-Action, die das grundsätzlich gute Konzept allerdings nicht so ganz ausreizt.

Bei „Jibaro“ handelt es sich um den mit Abstand ungewöhnlichsten Film aller bisherigen „Love, Death & Robots“-Staffeln: Eine Adaption des griechischen Mythos der Sirene, die Männer mit ihrem Gesang anzieht und tötet. In diesem Fall ist das Opfer, Ritter Jibaro, aber gehörlos, was wiederum die Sirene fasziniert. Präsentiert wird das Ganze als farbenprächtige, allerdings sehr experimentell montierte, dialoglose Mischung aus Horror-Märchen und Ausdruckstanz. Sollte man unbedingt gesehen haben und wird man auch bei Nichtgefallen nicht mehr so schnell vergessen, da’s hier einfach Bilder gibt, die sich in die Netzhaut brennen.

Abb.: Netflix

Love, Death & Robots: Ausgabe 3 • USA 2022 • Regie: diverse • Sprecher/Darsteller: diverse • seit dem 20. Mai 2022 auf Netflix abrufbar

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