9. Juni 2022 1 Likes

„Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ - Das große Dinoklassentreffen

Der Abschluss der Dino-Trilogie platzt aus allen Nähten

Lesezeit: 3 min.

Ausgestorben sind die Dinosaurier zwar schon seit vielen Millionen Jahren, tot zu kriegen sind sie allerdings nicht, erst recht nicht in der Popkultur. Seit Steven Spielberg 1993 im ersten „Jurassic Park“-Film (nach einem Roman von Michael Crichton, im Shop) Dinosaurier so lebensecht auf die Leinwand brachte wie nie zuvor, hat sich zwar die Computertechnik weit entwickelt, die Imaginationskraft der Drehbuchautoren allerdings deutlich weniger. Vielleicht war das aber auch gar nicht nötig, wie der andauernde Erfolg immer neuer Jurassic-Filme mit stets austauschbarer Handlung beweist. Vom Standard-Muster wurde bislang kaum abgewichen: Größenwahnsinnige Millionäre eröffnen immer neue Parks mit immer neuen Dinosauriern und immer wieder wird das Versprechen, dass diesmal aber nun wirklich alles sicher ist gebrochen, was zu Variationen des immer gleichen Chaos führt.

Allein beim dritten Teil der ersten Jurassic-Trilogie wurde dieses Muster ein klein wenig durchbrochen, ein Baby-T-Rex hatte es dort aufs Festland geschafft, wurde aber bald wieder eingefangen und zurück auf die Insel geschickt. Doch mit diesem beschränkten Blick ist es nun, zum Abschluss der zweiten Jurassic-Trilogie in „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ vorbei: Die Dinosaurier haben es endlich aufs Festland geschafft, mit den erwartbaren Folgen: Wenn auf Bergstraßen plötzlich ein Dino im Weg steht oder beim Schwimmen auf einmal ein Dino am Bein knabbert ist das Chaos vorprogrammiert. Doch nicht nur das: Riesen-Dino-Heuschrecken verwüsten Felder und drohen, eine Hungersnot auszulösen. Da ist Not an der Frau und die kommt in Gestalt von Ellie Satler (Laura Dern), die bald auf Alan Grant (Sam Neill) trifft, einen weiteren Bekannten aus der ersten Trilogie. Die Spur führt das Duo zu einer finsteren Firma namens Biosyn, die die Sünde schon im Namen trägt, so dass es eigentlich gar nicht nötig wäre, dass ihr Leiter Lewis Dodgson (Campbell Scott) ein weiterer dieser Steve Jobs nachgeahmten, größenwahnsinnigen und egozentrischen CEOs ist, wie sie im Kino in den letzten Jahren alle Nase lang auftauchen.


„Halt! Nein! Der Dino zieht sich einen Raumanzug an!“

Gleichzeitig zu diesem Plot entwickeln sich diverse andere, vor allem einer um Dino-Dompteur Owen Grady (Chris Pratt), der mit schier magischen Handbewegungen noch jeden Dino zur Räson bringt. Er lebt mit Claire (Bryce Dallas Howard) derweil in einer einsamen Hütte, wo sie Maisie Lockwood (Isabella Sermon) beschützen, die sich als Klon ihrer Mutter erweist, den Schlüssel zur Rettung der Menschheit darstellt und deswegen von Dodgson entführt werden soll. Was aus irgendeinem Grund auf Malta stattfindet – fragen Sie nicht… – wo auch kurz Barry Sembène (Omar Sy) auftaucht, denn das Ziel dieses Films war es augenscheinlich, praktisch alle Figuren sämtlicher Jurassic-Filme auftreten zu lassen.

Auf Malta jedenfalls mutet der Dino-Film wie ein Teil der Bourne-Reihe an, mit dem kleinen Unterschied, dass nicht zwei Superagenten sich mit Motorrädern durch enge Gassen jagen und von Dach zu Dach springen, sondern Dinos unsere Helden jagen. Derweil agiert Dodgson wie ein James Bond-Bösewicht, hat sich in ein dementsprechendes Versteck zurückgezogen, von wo aus er die Welt mittels genmanipulierter Dinos beherrschen will.


„Dinos im All? Nee, das gibt’s nur im Kino.“

Erstaunlicherweise liest man im Abspann, dass nur drei Drehbuchautoren am Werk waren, angesichts der völlig disparaten Erzählstränge hätte man gedacht, dass jede Figur einen eigenen Autor hatte, aber vielleicht war Hauptautor und Regisseur Colin Trevorrow Stringenz und Logik auch vollkommen egal. Schließlich geht es bei Jurassic-Filmen in erster Linie um Dino-Action und da wird tatsächlich einiges geboten. Von den großen Momenten, die Spielberg einst inszenierte ist das zwar weit entfernt, der Sensationsfaktor, wenn Dinos Jagd auf Menschen oder einander machen, ist nach nun sechs Jurassic-Filmen einfach nicht mehr so groß wie vor 30 Jahren.

Was bleibt ist eine seltsame aufgesetzte Öko-Botschaft, die das friedliche Zusammenleben aller Spezies propagiert, inklusive lustiger Kitsch-Bilder, in denen Dinos zusammen mit Elefanten vor einer gleißenden Sonne durch die Steppe stampfen. Zum Glück ist diese Trilogie nun beendet, denn wo das alles noch hinführen soll ist ein Rätsel. Konsequenterweise müssten die Dinos im nächsten Teil die Weltherrschaft übernehmen oder in den Weltall fliegen, was vielleicht keine schlechte Idee wäre. Weniger Sinn als der vollkommen wirre „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ würde das auch nicht machen.

Jurassic World: Ein neues Zeitalter • Jurassic World Dominion, USA 2022 • Regie: Colin Trevorrow • Darsteller: Chris Pratt, Bryce Dallas Howard, Isabella Sermon, Laura Dern, Sam Neill, Omar Sy, Campbell Scott • ab 9. Juni im Kino

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