22. November 2024

„Dune: Prophecy“ – Wie alles begann

Ein erster TV-Ableger aus der ausufernden „Dune“-Welt

Lesezeit: 3 min.

Erstaunlich präzise sind bisweilen Zeitangaben in Science-Fiction-Filmen, was dazu führen kann, dass manche der fiktiven Ereignisse irgendwann in der Vergangenheit liegen: Das legendäre Jahr 2001 liegt nun schon lange hinter uns, ebenso wie der exakt benannte Tag der Abrechnung, der in der Welt des Terminators am 29. August 1997 stattfand. Ganz weit in die Zukunft ging es dagegen in H.G. Wells „Die Zeitmaschine“ (im Shop), wo der Zeitreisende im Jahr 802.701 auf eine Welt stößt, in der nur noch Elois und Morlocks leben. Angesichts dieser Dimensionen muten die rund 25.000 Jahre, über die Isaac Asimovs „Foundation“-Zyklus (im Shop) reicht, fast schon bescheiden an, erst recht die Dimensionen, von denen nun „Dune: Prophecy“ erzählt, ein Ableger von Denis Villeneuves Kino-Filmen nach den Romanen von Frank Herbert (im Shop), zum Teil gedreht in den selben Sets, allerdings mit deutlich weniger Prätention.

Nach einem kurzen Prolog präzisiert eine Texttafel die Dimensionen: 30 Jahre später, 116 Jahre nach dem Krieg der Maschinen, 10.148 Jahre vor der Geburt von Paul Atreides. Einen Gastauftritt von dessen Schauspieler Timotheé Chalamet darf man also nicht erwarten, außer die Showrunner Alison Schapker und Diane Ademu-John lassen eine ihrer Figuren eine Vision erleben, in der sehr weit in die Zukunft geblickt wird. Erstaunlich weit, wenn man sich vor Augen hält, dass selbst das römische Imperium nur rund 1000 Jahre existierte und die Gründung Jerichos, die als älteste Stadt der Menschheit gilt, auf circa 9000 v.u.Z. geschätzt wird. Warum sich die Welt von Dune also in all den Jahren kaum verändert und selbst die Mode gleich geblieben ist, bleibt ein Rätsel. Zumindest zeigt dies jedoch, dass die Konflikte zwischen den Klans der Atreides und Harkonnen, von denen Frank Herberts ursprüngliche Romane und die Filme erzählen, offensichtlich wirklich sehr schwer wiegen.

Was genau die Klans entzweite und zu so einem endlose Generationen überdauerndem Groll führte, wird man vielleicht in der nur sechs Folgen kurzen Miniserie erfahren, die lose auf dem von Frank Herberts Sohn Brian und Kevin J. Anderson verfassten Roman „Sisterhood of Dune“ basiert, in der deutschen Übersetzung: „Dune – Der Thron des Wüstenplaneten“ (im Shop) Im Mittelpunkt stehen die Schwestern Valya und Tula Harkonnen, gespielt von Emily Watson und Olivia Williams, die Mitglieder der sogenannten Schwesternschaft sind, ein Orden der sich später zu den Bene Gesserit entwickeln wird. Schon Valya, Tula und ihre Schwestern besitzen die Gaben der Gedankenkontrolle und dienen dem Imperator Javicco Corrino (Mark Strong) als Beraterinnen bzw. vor allem als Lügendetektoren. Denn wo ein Imperator, da gibt es natürlich Intrigen und zwar nicht zu knapp. Gleich in der ersten Folge soll eine arrangierte Ehe Frieden schaffen, eine Tochter des Imperators soll mit einem kaum zehnjährigen Atreides verheiratet werden, man ahnt, dass diese Ehe scheitern wird. Auch einen Wüstenkrieger gibt es, die Freman scheinen auch schon zu Gange zu sein, was zumindest verrät, dass sie zum Zeitpunkt der Kinofilme wirklich schon sehr, sehr lange auf ihren Messias gewartet haben.

Angesichts der Palastintrigen, von denen in „Dune: Prophecy“ erzählt wird, wurden schon Parallelen zu „Games of Thrones“ gezogen, auch an die „Star Wars“-Sage muss man natürlich unweigerlich denken, vor allem aber macht es sich die Serie in der Welt wohnlich, die Denis Villeneuve so penibel erschaffen hat. Natürlich nicht mit dem Bombast und der Wucht, die die beiden Kinofilme, denen bald der dritte folgt, zu solchen Erfolgen gemacht haben, dafür aber mit einer frischen Geschichte und vor allem eben mit erheblich weniger Anspruch. Auch wenn die Sets und Kostüme zum Teil identisch sind: Angenehm runtergetaktet wirkt die Serie, deutlich weniger aufgeblasen und von der eigenen Bedeutung überzeugt als die Filme. Vielleicht wird man nach den nur sechs Folgen da sogar ausnahmsweise mal wünschen, dass eine Staffel ruhig länger hätte sein können.

Dune: Prophecy • USA 2024 • Creator: Diane Ademu-John • Darsteller: Emily Watson, Olivia Williams, Travis Fimmel, Mark Strong, Jodhi May • sechs Folgen, jeden Sonntag eine neue auf Sky

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