8. November 2025

„Ohne Chefs – Demokratie bei der Arbeit“: Boss? Geht auch ohne!

Doku über eine ganz andere Arbeitswelt

Lesezeit: 2 min.

Die liebe Arbeit, ein Dauerthema. Egal, welche Umfrage man von wann auch immer zu Rate zieht, es ist stets das Gleiche: Der größte Teil der Bevölkerung ist unzufrieden mit der Arbeit, was meist an Führungskräften liegt, die zwar die Erlaubnis ergattert haben, den Ton angeben zu dürfen, aber nur selten über grundlegende Führungsqualitäten wie unter anderem Integrität, Kommunikationstalent, Empathie oder Lernfähigkeit verfügen. Die Unzufriedenheit hat in den letzten Jahren noch zugenommen, siehe Schlagwörter wie Quiet oder Silent Quitting, da ist es doch jüngste Zeit mal zu fragen, ob die Arbeitswelt nicht neu gedacht werden sollte.

Die Pointe: Andere Arbeitsrealitäten sind längst wahr geworden und der Dokumentarfilm „Ohne Chefs – Demokratie bei der Arbeit“ stellt diese vor. Der mit 52 Minuten schlank gehaltene Film von Mario Burbach dreht sich um vier Betriebe, die als Kollektive arbeiten – eigentlich eine alte Idee, aber in Deutschland stellt diese Form der Arbeitsstrukturierung nach wie vor eine kaum bekannte Ausnahmeerscheinung dar. Porträtiert werden die Hamburger Kaffeerösterei Quijote, das Berliner Café Radikalecker, das Lübecker Hostel Schicksaal und das limonandenproduzierende Dresdner Zickzack-Kollektiv. Zuerst gibt es eine kurze Vorstellung, danach dreht sich alles um die Arbeitsabläufe, bei denen trotz aller Verschiedenheit eins gleich ist: Jede Woche gibt es ein Plenum, in dem alle Entscheidungen gemeinschaftlich getroffen werden.

Auffällig ist natürlich, dass alle Mitarbeiter – begleitet von schmissigen Gute-Laune-Hip-Hop-Beats – mit authentisch wirkenden, ansteckenden Enthusiasmus von ihrer Arbeit reden. Negative Seiten wie oft deutlich länger andauernde Entscheidungsfindungen werden nur ganz am Rande angesprochen und wenn dann am Ende ein Mitarbeiter von kollektivberatung.de interviewed wird, bekommt das Ganze endgültig einen etwas werbefilmmäßigen Anstrich. Auf jeden Fall geht’s hier mehr um die Propagierung einer utopischen Vision, um ein Gefühl des Aufbruchs in ein besseres Morgen, als um eine tiefschürfende Analyse. Das wurde dem Film bereits zum Vorwurf gemacht. Einerseits nicht ganz zu Unrecht, anderseits steht man in Deutschland Abweichungen vom Weg seit jeher besonders kritisch gegenüber – Lieblingsmantra: „Das haben wir schon immer so gemacht!“

„Ohne Chefs – Demokratie bei der Arbeit“ mag inhaltlich etwas oberflächlich sein, aber es werden Menschen gezeigt, die sich statt zu jammern eine bessere Zukunft gestaltet haben und das ist grundsympathisch. Man bekommt jedenfalls ein Gefühl dafür, wie die Arbeitswelt eben auch sein kann. Und das ist doch eine Menge wert!

Eine Liste mit den Spielorten findet man hier.

Ohne Chefs – Demokratie bei der Arbeit Deutschland 2025 • Regie: Mario Burbach • im Kino

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