Heimkino-Highlights im Dezember 2025 (1. Teil)
Neues und Altes jenseits des großen Saals
Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindest ein wenig leichter machen!
1. Die Alone (2024)
Bei wem? Lighthouse Als was? Blu-ray, DVD, Mediabook (Blu-ray & DVD) Wann? 07.11.2025
Worum geht’s? Nach einem verheerenden Autounfall erwacht Ethan in einer zerstörten, postapokalyptischen Welt – menschenleer, überwuchert und tödlich. Ein mysteriöser Virus hat die Toten in pflanzenartige, gefräßige Zombie-Kreaturen verwandelt. Während der verzweifelten Suche nach seiner verschwundenen Freundin Emma trifft Ethan auf Mae, eine misstrauische, aber kluge Überlebenskünstlerin. Gemeinsam kämpfen sie sich durch die gefährliche Wildnis einer Welt im Verfall, während die Bedrohung wächst …
Prognose: Filmemacher Lowell Dean hat sich in der Vergangenheit nicht gerade mit Ruhm bekleckert – bei „Wolf Cop“ (2014), „Another Wolf Cop“ (2016) oder „Supergrid – Road To Death“ (2018) handelt es sich um maue Beiträge zu der nicht versiegen wollenden Welle von Retro-Genrefilmen, die 2007 von Quentin Tarantino und Robert Rodriguez mit „Grindhouse“ losgetreten wurde. „Die Alone“ würde ich aber trotzdem eine Chance geben. Erste Stimmen sprechen von einem überraschend ruhigen und für deansche Verhältnisse dezentem Drama, das mit Genreelementen versetzt wurde. Weiteres Plus: Mit Carrie-Anne Moss findet sich eine routinierte Schauspielerin an Bord, die bisher noch nie im Paycheck-Modus war, sondern eigentlich immer liefert. „Die Alone“ wird vermutlich kein Film sein, der einen vor Glückseligkeit seufzend zurücklässt, aber man wird für den Rest des Abends angenehm gesättigt sein.
Die Alone • Kanada 2024 • Regie: Lowell Dean • Darsteller: Frank Grillo, Carrie-Anne Moss, Douglas Smith, Steven Roy

2. Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies (1979)
Bei wem? Nameless Media Als was? Blu-ray Wann? 12.11.2025
Worum geht’s? Als in New York ein führerloses Segelboot einläuft und ein Polizeibeamter auf dem Boot von einer zombieartigen Kreatur angegriffen und getötet wird, stellt der Reporter Peter West zusammen mit Anne Bowles, der Tochter des Bootbesitzers, Nachforschungen an. Dabei erfahren sie, dass sich Annes Vater zuletzt auf einer Insel namens Matool aufhielt. Sie reisen auf die Antillen und heuern die beiden Amerikaner Brian Hull und Susan Barrett an, um mit deren Schiff nach Matool zu kommen. Dort treffen sie auf Dr. Menard, der sie mit der grausamen Wahrheit konfrontiert: Die Verstorbenen steigen als lebende Tote aus den Gräbern. Und da jedes Opfer die Zahl der Zombies ansteigen lässt, wird die Insel langsam aber unaufhaltsam von den Untoten überrannt …
Prognose: Ich halte Lucio Fulci für einen der Regisseure, denen besonders viel Unrecht angetan wurde. Selbst die Google-KI disst ihn und suggeriert, dass es sich um einen Horror-Onkel handelt, der nie großen Erfolg hatte, sondern nur innerhalb seiner Nische bekannt ist. Quatsch! Zum einen: Der Mann hatte durchaus große Hits. „Woodoo – Die Schreckensinsel“ wurde allein in Deutschland 1979 von 1.650.000 Zuschauern im Kino gesehen! Zum anderen: Der 1996 verstorbene Filmemacher war für 61 Filme verantwortlich, von denen sich gerade mal 1/3 dem Horrorgenre zuordnen lassen. Wer in die restlichen 2/3 schaut, wird erstaunt feststellen, was es da alles Feines zu entdecken gibt.

Aber auch seine berüchtigten Jugendschutz-Alpträume der frühen 1980er-Jahre sind zumeist weitaus besser als ihr Ruf und haben in der Filmgeschichte ihre Spuren hinterlassen. So war „Woodoo – Schreckensinsel der Zombies“, der in Italien als Ripoff von George A. Romeros „Dawn of the Dead“ (1978) vermarktet wurde, nicht nur erfolgreich, sondern trat im Heimatland eine lang andauernde Welle von Zombiefilmen los, die aber allesamt nicht an die Qualität von Fulcis Knaller(n) ranreichten. Ja, die Drehbücher sind oftmals nicht unbedingt das Gelbe von Ei, aber Fulci war im Gegensatz zu vielen der damaligen Genre-Kollegen, ganz zu schweigen von den heutigen Knalltüten, ein talentierter, oft bildstarker Regisseur, der es drauf hatte, oft äußerst surreale Szenarien zu kreieren, in denen eine zum Schneiden dichte Atmosphäre aus dem Bild regelrecht hervorwabert. Und Splatterszenen sind bei Fulci meist nicht einfach Szenen, in denen was splattert, sondern spektakuläre, überlegt und äußerst effektiv inszenierte, gezielt platzierte Grand-Guignol-Highlights.
Der Moment in „Woodoo – Schreckensinsel der Zombies“, in dem Olga Karlatos (die nur wenige Jahre nach diesem hammerharten Auftritt Prince’ Mutter im Superhit „Purple Rain“ gab, allerdings dann auf Distanz zu der Rolle ging, weil ihr im Film zuviel geflucht wurde und er ihr zu brutal war …?) einen Holzsplitter ins Auge gestoßen kriegt, gehört zu den bekanntesten Szenen der Horrorfilmgeschichte und das nicht ohne Grund. Aber auch sonst macht „Woodoo“ Spaß: Der Film ist für fulcische Horrorverhältnisse ziemlich geradeaus, besticht durch eine schwitzig-bedrohliche Karibik-Atmosphäre, einen fantastische Score und erfreut mit Einfällen wie einem Zombie, der mit einem Haifisch (!) kämpft, und einem ikonischen, apokalyptischen Schlussmoment, der sich in die Netzhaut brennt.
Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies • Zombi 2; Italien 1979 • Regie: Lucio Fulci • Darsteller: Tisa Farrow, Ian McCulloch, Al Cliver, Auretta Gay, Stefania D’Amario

3. Together (2025)
Bei wem? Leonine Als was? DVD, Blu-ray Wann? 14.11.2025
Worum geht’s? Millie und Tim sind seit vielen Jahren ein Paar. Als sie von New York in ein abgelegenes Haus aufs Land ziehen, verlassen sie alles Vertraute – außer einander. Beim Erkunden des umliegenden Waldes, werden sie von einem Unwetter überrascht und müssen die Nacht in einer unheimlichen Höhle verbringen. Am nächsten Morgen bemerken sie erste irritierende Veränderungen an sich. Panisch versuchen die beiden, die Transformation aufzuhalten, denn der physische Veränderungsprozess befällt nicht nur ihre Körper, sondern wird zu einem Alptraum, der ihre ganze Existenz bedroht.
Prognose: Ein Regie-Debüt, das sich gewaschen hat. Wilde Mixtur aus Body Horror, Mystery und etwas Romcom, die nach der Premiere auf dem Sundance Film Festival für einen Bieterwettstreit sorgte, man kann durchaus nachvollziehen, warum. Denn der Film wartet nicht nur mit einigen herrlich schwarzhumorigen, äußerst grotesken Szenen auf (nur soviel: anders als bei den Body-Horror-Vertretern der letzten Zeit (wie „The Substance“ oder „The Ugly Stepsister“ sind entsprechende Momente hier weitaus spielerischer gestaltet), sondern bietet eine große Anknüpffläche. Millie und Tim sind schon lange zusammen und da häufen sich natürlich Probleme und entsprechende Fragen: Gehören die beiden wirklich zusammen? Was für eine Rolle spielt echte Leidenschaft, was ist Gewöhnung? Wie viel Selbstaufgabe in einer Partnerschaft ist noch gesund? Hält der eine den anderen womöglich vom Glücklichwerden ab? Treten vielleicht beide auf der Stelle? „Together“ erzählt von einer toxischen Beziehung und läuft auf eine vorhersehbare, aber schöne Pointe hinaus. Dass die beiden Hauptdarsteller Dave Franco und Alison Brie im echten Leben verheiratet sind, sorgt für Authentizität, allerdings auch für leichtes Bedauern, denn die Dynamik des Paares hätte gerne noch einen Tick weiter ausgearbeitet werden können.
Together • USA/Australien 2025 • Regie: Michael Shanks • Darsteller: Dave Franco, Alison Brie, Damon Herriman, Mia Morrisey, Karl Richmond, Jack Kenny, Francesca Waters

4. Dead Heat (1988)
Bei wem? Wicked-Vision Media Als was? Blu-ray, Ultra HD Blu-ray (UHD & Blu-ray) Wann? 21.11.2025
Worum geht’s? Die beiden Detectives Roger Mortis und Doug Bigelow sind ein eingespieltes Team, die mit coolen Sprüchen und ihrer draufgängerischen Art ihre Vorgesetzten regelmäßig auf die Palme bringen. Als ein Juweliergeschäft überfallen wird, eilen sie zum Ort des Geschehens und werden direkt in einen blutigen Schusswechsel verwickelt. Schließlich gelingt es ihnen die scheinbar unverwundbaren Räuber mit unzähligen Kugeln niederzustrecken. Doch der zunächst gewöhnliche Raubüberfall entwickelt sich zu einem echten Mysterium, als bei der Autopsie festgestellt wird, dass die beiden Verbrecher bereits vor ihrer Tat tot waren. Der einzige Hinweis ist eine mysteriöse Substanz, die von dem pharmazeutischen Unternehmen Dante hergestellt wird. Während einer Routineuntersuchung des Unternehmenskomplexes, stoßen sie auf eine seltsame Maschine, die dazu in der Lage ist, totes Gewebe zu reanimieren. Doch kurz bevor die Detectives genug belastende Beweise gesammelt haben, wird Roger von dem Wachpersonal getötet. In seiner Verzweiflung gelingt es Doug seinen Partner mithilfe der Maschine wieder zurück ins Leben zu holen. Doch um den Fall aufzuklären, verbleibt den beiden nicht mehr viel Zeit, da Rogers totes Gewebe unaufhaltsam zerfällt.
Prognose: Mark Goldblatt ist vor allem als Filmeditior von allseits bekannten Produktionen wie „Terminator“ (1984), „Rambo II – Der Auftrag“ (1985), „Terminator 2 - Judgement Day“ (1992) oder „Starship Troopers“ (1997) bekannt. Seine kurze, aus gerade mal zwei Filmen bestehende, Regie-Karriere dagegen verlief so halb-halb: „The Punisher“ (1989), die erste, überaus erfolgreiche Verfilmung des gleichnamigen Marvel-Comics, gilt bis heute als die beste, der davor entstandene „Dead Heat“ ist weitgehend der Vergessenheit anheim gefallen und man kann’s irgendwie verstehen. Die immerhin rasante Mischung aus typischer 80er-Jahre-Buddy-Action und Zombiefilm macht nicht wirklich viel aus ihrer Prämisse. Das Ganze hätte ruhig noch etwas wilder sein können. In der Form hat man einen Film, der zu konventionell und zudem weder Fisch noch Fleisch ist: Für einen Buddy-Actionfilm gibt’s zu wenig Action, für einen Horrorfilm zu wenig Horror. Zudem gleitet der Humor gelegentlich ins Alberne ab. Man kriegt die 84-Minuten dennoch ganz gut rum, es ist meistens was los und in einer Nebenrolle taucht irritierend- und erfreulicherweise Horror-Legende Vincent Price auf, aber mehr als eine Handvoll Euro würde ich dafür nicht auf den Tresen legen.
Dead Heat • USA 1988 • Regie: Mark Goldblatt • Darsteller: Treat Williams, Joe Piscopo, Lindsay Frost, Darren McGavin, Vincent Price, Keye Luke

5. Box der Verdammten (Das Dorf der Verdammten/Kinder der Verdammten) (1960/1964)
Bei wem? Plaion Pictures Als was? 2 x Blu-ray Wann? 27.11.2025
Worum geht’s? Die Bewohner eines englischen Dorfes fallen eines Tages urplötzlich für ein paar Stunden in einen mysteriösen Schlaf. Das Phänomen bleibt ungeklärt, doch wenige Monate später bemerkt man, dass mehrere Frauen gleichzeitig schwanger sind. Die Kinder, die sie gebären, sind sich erstaunlich ähnlich: alle haben hellblondes Haar und einen seltsamen starren Blick. Bald schon zeigen die Kinder telepathische Fähigkeiten und zwingen die Leute, Dinge gegen ihren Willen zu tun. Der Lehrer der Kinder sieht schließlich die Gefahr des Heranwachsens der Kinder und entschließt sich zu einem verzweifelten Schritt.
Prognose: „Das Dorf der Verdammten“, Adaption des Romans „Kuckuckskinder“ von John Wyndham, ist einer der kleinen großen Klassiker des Science-Fiction-Horrorfilms. Die Low-Budget-Produktion, deren Dreh fast nicht zustande gekommen wäre, da erzürnte Katholiken wegen der düsteren Darstellung der jungfräulichen Geburt jahrelang Sturm liefen, entwickelte sich zu einem der einflussreichsten Bad-Children-Filme und erhielt 1995 von keinem geringeren als Horror-Großmeister John Carpenter ein solides Remake.
Wer die eher ruhigen, subtilen Horrorfilme aus den frühen 1960er-Jahren mag und großmütig über die reaktionär gestalteten Geschlechterrollen und die für diese Zeit nicht untypische Wissenschaftsangst hinwegsehen kann, wird seine helle Freude haben – man muss schon sagen, die Kids wirken selbst jetzt, 65 Jahre später, immer noch ziemlich creepy. Bei „Kinder der Verdammten“ handelt es sich nicht um eine Fortsetzung, sondern um eine Variation des ersten Films, die Kinder sind hier eher die Guten. Erreicht nicht die Klasse des Vorgängers, geht aber okay. Schön wäre gewesen, wenn man noch die Wiederaufbereitung von Carpenter in die Box gepackt hätte.
Box der Verdammten • Village of the Damned/Children of the Damned; Großbritannien, USA 1960/1964 • Regie: Anthony Leader, Wolf Rilla • Darsteller: Alan Badel, Alfred Burke, André Mikhelson, Barbara Ferris, Barbara Shelley
Abb. ganz oben: „Together“, Leonine
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