15. April 2014

Die Jubiläumsedition

Wir stellen vor: Ursula K. Le Guin „Die linke Hand der Dunkelheit“

Lesezeit: 2 min.

Zum fünfzigjährigen Jubiläum der Heyne Science-Fiction-Reihe präsentiert der Heyne Verlag eine Auswahl von fünf Büchern aus den letzten fünf Jahrzehnten. Fünf Werke, die nicht nur die Zeit, in der sie erschienen sind, nachhaltig geprägt, sondern unseren Blick auf die Zukunft für immer verändert haben.

Die 1960er – Ursula K. Le Guin: Die linke Hand der Dunkelheit

Wir schreiben das Jahr 1969: Die Gender- und Feminismus-Debatte ist in vollem Gange, als eine junge amerikanische Schriftstellerin die Science-Fiction-Literatur revolutioniert: In „Die linke Hand der Dunkelheit“ (im Shop) entwirft Ursula K. Le Guin eine Welt, in der es keine Geschlechterzuordnung gibt. Die Bewohner des Planeten Gethen sind uns Menschen nicht unähnlich, mit einer einzigen Ausnahme: die Gethenianer sind vollkommen androgyn. Nur während einer kurzen Periode der Fruchtbarkeit alle paar Wochen werden sie – je nach persönlichen Lebensumständen – entweder zu Mann oder Frau.

Die Idee, die dem Roman zugrunde liegt, ist radikal – sie war es 1969 und sie ist es heute noch –, denn in einer Gesellschaft in der es keine zwei Geschlechter gibt, gibt es auch keine geschlechtsspezifischen Machtkämpfe. Dafür existieren andere Formen von Hierarchie, die Beziehungen der Personen untereinander verändern sich – sie werden variabler und vielfältiger. So kann beispielsweise ein Gethenianer, der gerade eben noch ein Kind zur Welt gebracht hat, einige Zeit später einen anderen Gethenianer schwängern. Für Genly Ai, einen Abgesandten von der Erde, ist diese einzigartige Kultur in höchstem Maße irritierend: Er fühlt sich gleichzeitig angezogen und abgestoßen, er ist im Umgang mit den Gethenianern unsicher. Und wir, die Leser, fühlen mit ihm, denn der Roman führt uns vor Augen, wie sehr wir in unserem Denken in Geschlechterrollen verhaftet sind, ob es uns nun bewusst ist oder nicht. In „Die linke Hand der Dunkelheit“ wirft Ursula K. Le Guin einen  Blick in die ferne Zukunft und hält gleichzeitig der Gegenwart einen Spiegel vor, und zwar auf so geschickte Weise, dass ein Roman, der vor fünfzig Jahren radikal neu war, es auch heute noch ist und in Zukunft weiterhin sein wird.

Ursula K. Le Guin wurde 1929 in Berkeley, Kalifornien, geboren und studierte französische und italienische Literatur an der Columbia University. Sie prägte und prägt die Science Fiction nicht nur mit ihrem literarischen Werk, für das sie mehrfach ausgezeichnet wurde, sondern gibt in zahlreichen Essay und Interviews immer wieder Einblicke in ihre Gedankenwelt – Einblicke, die unser Verständnis von Literatur und unsere Sicht auf die Welt nur bereichern können.

Ursula K. Le Guins Essays, Rezensionen und Interviews finden Sie unter: www.ursulakleguin.com

Ursula K. Le Guin: Die linke Hand der Dunkelheit ∙ Roman ∙ Aus dem Amerikanischen von Gisela Stege ∙ Wilhelm Heyne Verlag, München 2014 ∙ 400 Seiten ∙ € 7,99 (im Shop)

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