24. Januar 2016 2 Likes

Ein Cocktail aus SF, Martini und Bacardi

James Bond, S.H.I.E.L.D. und mehr: Warren Ellis in geheimer Mission in Berlin

Lesezeit: 2 min.

So genial und lesenswert Warren Ellis’ eigenständige Science-Fiction-Comic-Serien „Trees“ und „Injection“ auch sind – um die Haushaltskasse des britischen Autors und Futurologen zu füllen, reichen die beiden Image-Titel, die leider noch keine deutsche Heimat gefunden haben, vermutlich nicht aus. Doch selbst bei der Wahl seiner Auftragsarbeiten und Brotjobs beweist der gute Mr. Ellis ein geschicktes Händchen.

Okay, „Supreme: Blue Rose“ hat kaum jemand verstanden, und „Project Superpowers: Blackcross“ unterflog eher den Radar. Anders war es mit „The Spirit of Bacardi“, das bereits 2014 als kostenloses PDF und als riesiger Pappband veröffentlicht wurde. Ellis und der phänomenale Popart-Meister Mike Allred („Silver Surfer“, „iZombie“) betrachten im überraschend substanzvollen Werbe-Comic auf wenigen Seiten die Geschichte der kubanischen Revolution, die mit der Familiengeschichte der Bacardis verknüpft ist. Salute.

Wie Ellis und der irische Zeichner Declan Shalvey danach Marvels Antihelden Moon Knight entstaubten und in eine neue Ära führten, muss schlichtweg als brillant bezeichnet werden. Für das Haus der Ideen schreibt Ellis derzeit die US-Miniserie „Karnak“, die sich um einen Kampfmönch aus dem außerirdischen Volk der Inhumans dreht. Der knallharte Philosoph und gnadenlose Krieger, der niemanden schont, trifft in den von Gerardo Zaffino gezeichneten Episoden auf neue Mutanten sowie Agent Coulson und die Agenten von S.H.I.E.L.D. – und reist schließlich nach Berlin, wo er sich mit Terror-Splittergruppe I.D.I.C. (International Data Integration and Control) anlegt.

In der deutschen Hauptstadt spielt auch die Comic-Serie „James Bond: VARGR“ von Ellis und Zeichner Jason Masters, die in enger Zusammenarbeit mit den Fleming-Erben entsteht. Das Beste aus Ellis’ zahlreichen Agenten-Geschichten der Vergangenheit vermischt sich in den bisherigen drei US-Ausgaben mit dem kompromisslosen Bond aus Ian Flemings originalen Romanen über den Spion mit der Lizenz zum Töten, während 007 im Berlin unserer Zeit einer neuen, gefährlichen Droge nachjagt und es schon kurz nach seiner Ankunft im Schatten des Fernsehturms mit schurkischen Kybernetikern zu tun bekommt.

„Karnak“ und „James Bond“ sind also der Grund, wieso Ellis in den letzten Jahren abseits seiner Kongress-Teilnahmen einige Male Berlin unsicher machte und die Stadt mittlerweile ausgesprochen lieb gewonnen hat. Und obwohl die Serien, die in den Staaten bei Marvel und Dynamite herauskommen, von Stimmung und Inhalt her komplett verschieden erscheinen, sind sie doch beide unübersehbar Warren Ellis. Solange er mit solchen Titeln „Trees“, „Injection“ und Co. finanziert, müssen sich seine Fans gar keine Sorgen machen und dürfen sich über noch mehr starken Ellis-Stoff freuen. Wenn „30 Days of Night“-Zeichner Ben Templesmith jetzt noch das seit Jahren ausstehende „Fell“-Heft umsetzen würde, dessen Script Ellis ihm vor einer Weile schickte …

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