24. Februar 2016 2 Likes

Die Nerds und ihre Frauen

Auch ohne Fahrstuhl ganz oben: 200 Folgen „The Big Bang Theory“

Lesezeit: 3 min.

Seit 2007 begleiten wir in „The Big Bang Therory“ die Freunde, Vollblut-Nerds und Wissenschaftler Sheldon, Leonard, Howard und Raj samt ihrer Herzensdamen – durch alle Höhen und Tiefen des Lebens, des Forschens und des Nerdseins. Es wurde viel gelacht, gegeeked, gelitten, gestritten, getrennt und letztlich geheiratet, während als Gaststars Leonard Nimoy und kürzlich sein Sohn, Stan Lee, Stephen Hawking, Brent Spiner, Levar Burton, Charlie Sheen, Katee Sackhoff, Billy Bob Thornton, Nathan Fillion oder Darth Vaters Stimme James Earl Jones vorbeischauten – Wil Wheaton gehört inzwischen gar zum Inventar.

Diesen Donnerstag läuft in den Staaten nun die 200. Episode der Hit-Serie von Chuck Lorre und Bill Prady, in der Sheldons Geburtstag gefeiert wird – mit Adam West, dem cheesigen TV-Batman der 60er Jahre, als prominentesten Gaststar der großen Jubiläumsfolge. Aus diesem Anlass hat die kalifornische Stadt Pasadena, in der die Handlung der ungebrochen erfolgreichen Serie angesiedelt ist, den 25. Februar offiziell zum The Big Bang Theory Day erklärt. Auf ProSieben laufen derzeit montags um 20.15 Uhr die Folgen der neunten Season – gerade mal drei Monate nach Ausstrahlung in den USA, was alle Zweifel beseitigen sollte, wie angesagt die Serie auf beiden Seiten des großen Teichs ist.

Nach knapp zehn Jahren kann man sich eine Welt ohne „The Big Bang Theory“ – ohne TBBT – eigentlich gar nicht mehr vorstellen. Schon möglich, dass die Serie durch den abnutzungsbeschleunigenden Wiederholungswahn im deutschen Free-TV ein wenig gelitten hat, und obendrein nicht jeder Fan mit der Entwicklung der Figuren und der Schwerpunkte zufrieden ist. Dabei ist gerade diese Bereitschaft zur Weiterentwicklung bestehender Figuren und etablierter Muster eine der großen Stärken von „The Big Bang Theory“. Mittlerweile geht es in den Episoden ebenso oft um die Paare und ihre romantischen Probleme wie um den guten, alten Nerd-Stoff. Im Grunde wuchsen die Nerds in der Serie zusammen mit den Nerds und Geeks im echten Leben.

Hat „The Big Bang Theory“ am Ende also sogar die Wahrnehmung von Nerd- und Geektum verändert? Die Serie als eine Art flächendeckender Urknall für die Anerkennung von Nerds und Geeks? Schwer zu sagen. Dadurch, dass die nerdigen Kids der 80er und 90er inzwischen an vielen kreativen Schaltstellen sitzen, ist der Mainstream ohnehin von Science-Fiction, Fantasy, Comics und Co. durchdrungen, werden diese Dinge anders wahrgenommen als früher. Der gemeine Genre-Fan, der in den 70ern im gesellschaftlichen Schatten – wenn nicht im sozialen Dungeon – auf Tolkien, Star Trek, Comics und Dungeons & Dragons stand, reibt sich heutzutage vermutlich verwundert die Augen, wie cool das Zeug, das früher beim Erklimmen der sozialen Leiter wie Blei im Rucksack wog, auf einmal geworden ist.

Letztlich ist es nicht weiter relevant, wie salonfähig „The Big Bang Theory“ das Nerdtum tatsächlich gemacht hat, zumal in vielen Folgen ja doch eher der Spleen im Vordergrund stand und nicht unbedingt die Coolness der nerdigen Dinge. Ebenfalls keine Rolle spielt, ob die unter anderem aus „Roseanne“ und anderen Sitcoms rekrutierten Darsteller, die längst mehr als eine Millionen US-Dollar pro Folge kassieren, sich im wahren Leben für Physik, Star Wars oder Spider-Man erwärmen können, oder nicht. Viel wichtiger ist, was für eine Konstante „The Big Bang Theory“ geworden ist. Und klar, an vielen Tagen kann es einen wie Sheldon in seinen schlimmsten, neurotischsten Phasen auf den Zeiger gehen, wenn man den Fernseher anschaltet und unweigerlich in eine Folge TBBT zappt, die man schon fünf Mal halb gesehen hat. Doch dann sind da die müden, kranken, miesen Tage, an denen man reinzappt und dringend ein paar vertraute TV-Gesichter und eine Handvoll Comedy-Lacher braucht, die „The Big Bang Theory“ meistens pflichtschuldig liefert. Oder wenn die Genre-Anspielungen in einer aktuellen Episode einen dann doch wieder mal von einem Ohr zum anderen grinsen oder die romantischen Verirrungen der Jungs und Mädels einen herzhaft lachen lassen. In Staffel neun sind das nicht dieselben Grinser und Lacher wie in den Seasons eins oder vier, aber das ist in Ordnung.

Wir sind nach neun Jahren mit „The Bing Bang Theory“ schließlich auch nicht mehr dieselben wie 2007.

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