20. April 2025

„Die letzte Geschichte der Welt“ von Robin Sloan

Der neue Roman vom Autor von „Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra“

Lesezeit: 3 min.

Robin Sloan (im Shop) kennt man vor allem für seinen internationalen Erfolgsroman „Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra“ (im Shop) aus dem Jahre 2012. In diesem Werk des US-amerikanischen Autors wimmelte es nicht zuletzt vor Anspielungen auf die fantastische Popkultur, etwa das Rollenspiel „Dungeons & Dragons“ oder die Romanserie „Die Drachenreiter von Pern“ (im Shop). Insofern ergibt es eine Menge Sinn, dass Sloans neuester Roman „Moonbound“ alias Die letzte Geschichte der Welt“ (im Shop), der pünktlich zu Ostern bei Heyne erschienen ist, ein wenig wie ein sympathisch-eigensinniger Science-Fantasy-Pastiche von T. H. Whites weltbekannter Artus-Interpretation „Der König auf Camelot“ beginnt …

Allerdings hat die Welt des Romans oder viel mehr des jungen Protagonisten Ariel, der als Hundehüter in einem Tal und hier ferner in einem abgelegenen kleinen Dorf im Schatten der Burg eines mächtigen Zauberers lebt, eine krasse Geschichte: Denn vor elftausend Jahren sind die Menschen auf dem Höhepunkt ihrer Zivilisation angekommen und entsenden künstliche Intelligenzen, um die Grenze von Raum und Zeit zu überwinden – doch die digitalen Chimären und ihre monströsen Avatare wenden sich gegen die Menschheit, reißen wie riesige Drachen sogar ein Stück aus dem Mond und hüllen die Erde in eine Wolke aus Staub. Und so leben Ariel, sein zum Ritter bestimmter Bruder Kay und ihr Umfeld eben in einem retrofuturistischen Kunstmittelalterdorf, in dem Ariel zwar ein altes Videospiel besitzt, jedoch sonst kaum etwas über die Geschichte weiß …

Eines Tages stolpert er über eine Rettungskapsel und wird von einer fortschrittlichen, auf Pilzbasis angelegten KI infiziert, die sehr wohl über all diese Dinge Bescheid weiß. Die KI ist unsere Ich-Erzählerin und geht als Chronist eine Symbiose mit Ariel ein – was dazu führt, dass der Junge vom Zauberer angegriffen wird und seine Heimat verlassen muss. Es folgt eine klassische Heldenreise, die bei Robin Sloan aber nur der Struktur nach traditionell verläuft. Ariel wird Fragen stellen und beantwortet bekommen, die ihm bei seinem Aufbruch noch nicht einmal vorschweben. Obendrein bewegt er sich durch eine immer größer, fantasievoller und verrückter werdende Science-Fiction-Welt, in der es für ihn plötzlich kohlenstoffabbauende sprechende Biber sowie Städte voller „zaubernder“ Genmanipulatoren und Roboter gibt …


Robin Sloan

Für ein Buch, das als schräge Science-Fantasy-Verbeugung vor T. H. White beginnt, legt Robin Sloans „Die letzte Geschichte der Welt“ sehr schnell einen sehr weiten Weg zurück. Aus dem Far-Future-Pastiche wird auf diese Weise dann Cyber- und sogar Biopunk, wobei die Fantasy-Anleihen als eine Art Code der eigentlichen SF-Realität fungieren. Dabei spielt der 1979 geborene Sloan ein Stück weit mit der Idee, dass fortschrittliche Technologie für Normalsterbliche manchmal irgendwo wie Magie wirkt. Und so ist dieses Ritterabenteuer über eine ferne Zukunft, das voller unerwarteter Wendungen steckt, nicht bloß ein pfiffiger Genre-Brecher für Fans von T. J. Klune (im Shop), sondern in Zeiten des KI-Wahns auch eine gute Metapher auf vermeintlich grenzenlose Technologie.

Robin Sloan: Die letzte Geschichte der Welt • Roman • Aus dem Amerikanischen von Felix Mayer • Heyne, München 2025 • 464 Seiten • Erhältlich als Hardcover und eBook • Preis des Hardcovers: 24,00 € • im Shop

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Christian Endres berichtet seit 2014 als Teil des Teams von diezukunft.de über Science-Fiction. Er schreibt sie aber auch selbst – im Mai 2024 ist bei Heyne sein SF-Roman „Wolfszone“ erschienen.

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