26. Mai 2023

„Die unerhörte Reise der Familie Lawson“ von T.J. Klune

Sadistische Roboter und geheimnisvolle Androiden im neuen Roman des US-Bestsellerautors

Lesezeit: 3 min.

Romane wie „Mr. Parnassus’ Heim für magisch Begabte“ und „Das unglaubliche Leben des Wallace Price“ machten den Amerikaner T. J. Klune (im Shop) zum Bestsellerautor und Fanliebling, der mit seinen Werken ein großes Publikum in wie außerhalb der fantastischen Genres erreicht. Sein neuester Streich heißt Die unerhörte Reise der Familie Lawson“ (im Shop) und setzt in einer Zukunft ein, in der es kaum noch Menschen zu geben scheint.

Auf einer idyllischen Waldlichtung steht ein kleines Haus am Boden, darüber hat der geniale Androide und Erfinder Giovanni mehrere aufwendige Baumhäuser errichtet. Hier wohnt der gutmütige Gio zusammen mit seinem menschlichen Ziehsohn Victor, dem sadistisch-soziopathischen Pflegeroboter Schwester Grob sowie dem neurotisch-naiven Staubsaugerroboter Rambo. Victors Ausflüge zum nahegelegenen Schrottplatz, wo aggressive große Maschinen zu Werke gehen, stellen die größte Gefahr für den besonderen jungen Mann dar. Bis er eines Tages auf dem Schrottplatz den Kampfandroiden Tom birgt, mit nach Hause bringt und repariert. Dadurch wird das Leben aller auf der Lichtung erschüttert, und der asexuelle Vic erfährt allerhand Wahrheiten über sich, die Menschheit, die Roboter und die Welt, während er mit seinen künstlichen Begleitern sogar zu einer großen Reise aufbrechen muss …

Zu „Die unerhörte Reise der Familie Lawson“ (im Original „In the Lives of Puppets“) ließ sich der 1982 geborene T. J. Klune u. a. von „Swiss Family Robinson“ („Der Schweizerische Robinson“) inspirieren. Aber auch Klassiker wie „Pinocchio“ und „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ standen Pate, sind früh spürbare Einflüsse auf diesen launigen Science-Fiction-Roman für alle – selbst ein bisschen „Der Zauberer von Oz“ steckt drin. Dazu inspiriert, dieses SF-Buch überhaupt zu schreiben, wurde Klune allerdings von der Anschaffung eines Staubsaugerroboters, dem er nach dem Kauf übergroße Kulleraugen aufs Gehäuse klebte.


T. J. Klune. Foto © privat

Und plötzlich hatte Klune die Figuren seines nächsten Buches, die alle die Schwelle zu echter künstlicher Intelligenz, künstlicher Persönlichkeit überschritten haben, und wirklich absolut hinreißend sind: Schwester Grob mit ihren Tentakeln und ihrer Vorliebe fürs Bohren und schlechte Neuigkeiten, die immer bewusst in den Empathie-Modus schalten muss und ihre Aussagen mit 8-Bit-Grafiken auf ihrem Display unterstützt; und der herzliche, planlose, furchtsame Rambo, der nicht allein von herumliegenden Müll getriggert wird. Gemeinsam sind die beiden Comedy-Gold, und umso mehr, wenn sie Victors menschliche Körperfunktionen zwischen Erektion und Darmentleerung beschreiben und diskutieren.

Trotz dieser Slapstick-Momente behandelt der Roman ernste Themen, darunter Zusammengehörigkeit, Familie, Andersartigkeit, Individualität, Empathie – und Liebe. Im Nachwort lässt Klune dennoch durchschimmern, dass man ihn etwas bremste, was einige Elemente des Plots anging, weshalb man nur spekulieren kann, in welche Richtung der frühere Schadensregulierer mit seinem anfangs asexuellen Protagonisten und dessen späteren Roboter-Geliebten gehen wollte (Neopronomen nutzt der Roman trotzdem). Aber auch so ist „Die unerhörte Reise der Familie Lawson“ gerade dank seines „künstlichen“ Personals eine unterhaltsame Science-Fiction-Lektüre für Roboter-Fans.

T. J. Klune: Die unerhörte Reise der Familie Lawson • Roman • Aus dem Amerikanischen von Michael Pfingstl • Heyne, München 2023 • 480 Seiten • Erhältlich als Paperback, eBook und Hörbuch Download • Preis des Paperbacks: € 16,00 • im Shop

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