15. März 2023

„Stanley Kubrick’s The Shining“

Edel-Making-of zur Stephen-King-Verfilmung

Lesezeit: 3 min.

Mit „The Shining“, seinem 1977 veröffentlichten dritten Roman, wurde Stephen King (im Shop) endgültig zum absoluten Horrorpapst und natürlich wurde auch dieses Werk verfilmt – allerdings auf einem ganz anderen Level als die vorherigen Adaptionen. Der spätere Regie-Titan Brian De Palma, Regisseur von „Carrie“ (1976), war zu diesem Zeitpunkt noch ein Nobody und bei „Brennen muss Salem“ (1979) von Tobe Hooper handelt es sich um die TV-Adaption eines Regisseurs, der mit „The Texas Chain Saw Massacre“ 1974 zwar einen Sensationserfolg und späteren Kultfilm veröffentlicht hatte, daran aber nie wieder anschließen konnte. Um „The Shining“ kümmerte sich aber ein Regisseur, der nicht nur wegen seines Erfolgs, sondern ebenso wegen seines Vertrags einen nahezu legendären Status hatte: Stanley Kubrick sorgte nicht nur für gute Kritiken bei der Presse und klingelnde Kinokassen, er genoss bei seinem Produktionsstudio Warner die totale künstlerische Freiheit!

Auch King, der zur Zeit des Anrufs in Unterwäsche im Bad stand und mit rasieren beschäftigt war, wie das nun beim Verlag Taschen erschienene Making-Of-Buchset „Stanley Kubrick’s The Shining“ verrät, war beim Anruf des Superstar-Filmemachers so baff, dass er sich nicht mal den Rasierschaum wegwischte, als er den Hörer von seiner ebenso verdatterten Frau entgegennahm. Der Rest ist Geschichte. Kubrick hievte Kings Buch auf eine Weise auf die Leinwand, die dem Schriftsteller bis heute nicht gefällt, was nichts dran ändert, dass „The Shining“ mittlerweile ein Klassiker ist, von dem man eigentlich meinen möchte, dass über ihn alles gesagt wurde, was es zu sagen gibt.

Wie sehr man mit dieser Annahme falsch liegt, zeigt nun eine von Regisseur Lee Unkrich („Toy Story 3“, 2010) herausgegebenen Box, die aus zwei Bänden und einem Ephemera-Set mit Faksimile und originalen Artwork-Büchern besteht, die ein wirklich ultimatives Making-Of zum Film bilden.

Es gibt, wie von Taschen nicht anders gewohnt, ohne Ende zu gucken – hunderte Abbildungen, die die Entstehung von Kubricks Film illustrieren, es wurde wirklich absolut alles zusammengesucht, was nur irgendwie greifbar war. Das führt leider zu einer gewissen Redundanz, da hier und da auf Fotos praktisch dasselbe zu sehen ist, aber zum Beispiel die abgebildeten Personen nur einen unterschiedlichen Gesichtsausdruck haben. Dennoch: Allein in seiner erschlagenden Masse ist das schon enorm beeindruckend. Es gibt aber ebenso enorm viel zu lesen und das beeindruckt fast noch mehr: Man darf nicht nur in einem Faksimile des mit Kubricks Notizen versehenen Drehbuchs schmökern, sondern wird von Filmhistoriker und Autor J.W. Rinzler auf über 900 (!) Seiten extrem detailversessesen durch die Entstehung des Films geführt, wobei so ziemlich jeder der vor- und hinter den Kulissen Beteiligte zu Wort kommt, denn Unkrich und Rinzler hatten eigens für das Buch Dutzende von Interviews geführt. Nur wo Interviews absolut nicht möglich waren, zum Beispiel weil der Betreffende nicht mehr unter uns weilt, wurde mit Sekundärmaterial ausgeholfen. Man glaubt jedenfalls aufs Wort, dass die Produktionszeit von „Stanley Kubrick’s The Shining“ satte 12 Jahre in Anspruch genommen haben soll.

Was soll man zu diesem Wunderwerk letztendlich groß sagen? Hier haben zwei Männer, die Kubricks Films ganz offenbar ultra-ultraheiß und maximal innig lieben (Unkrich betreibt die Fanseite theoverlookhotel) das wirklich allerallerallerallerletzte Wort zum Thema gesprochen. Allerdings eines, dass wohl viele nicht wahrnehmen werden können, denn das 36,5cm x 42,4cm große und satte 19,9 kg schwere Set kostet 1500€. 2024 soll aber wohl eine günstigere Variante folgen – kann man sich definitiv schon mal auf die muss-unbedingt-haben-Liste schreiben.

Lee Unkrich, J.R. Rinzler: Stanley Kubrick’s The Shining • Taschen, Köln 2023 • 2198 Seiten • Hardcover: 1500€

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