Verschollen im Eis
„Siberia 56“ – Survival-SF von Bec und Sentenac
Siberia 56 ist eine Eiswelt irgendwo im All. Es gibt nur eine einsame Forschungsstation, deren Besatzung untersuchen soll, ob der Planet für eine Kolonisierung infrage kommt. Alle paar Jahre kommen neue Teammitglieder hinzu, während andere die unwirtliche Welt wieder verlassen. Doch die Landung des neuesten Teams geht gründlich schief. Das Schiff stürzt ab – 250 km von der Station entfernt. Zu Fuß muss man sich durch die Eiswüste schlagen, in der es trotz der mörderischen Kälte Raubtiere gibt, die Appetit auf Menschenfleisch haben!
„Siberia 56“ von Christophe Bec (Text) und Alexis Sentenac (Zeichnungen) ist ein klassisches Planetenabenteuer, wie es die Science-Fiction seit vielen Jahrzehnten hervorbringt. Es geht darum, sich den Thrill, den es auf der Erde längst nicht mehr gibt, in der Ferne des Weltraums zu holen. Fremdes Leben zu entdecken – und besonders fremdes feindliches Leben – ist dabei natürlich das Salz in der Suppe. Denn was nützt einem ein Weltraum, der einfach nur kalt und leer ist, nicht wahr?
Bec und Sentenac bedienen sich da in der ersten Hälfte des 1. Albums ihrer neuen Comic-Serie bei einigen nicht ganz unbekannten Werken. Ja, man hat „Alien“, „2001“, „Dune“ und „Tremors“ gesehen und offenbar viel Spaß dabei gehabt. Richtig gut wird „Siberia 56“ erst in der zweiten Hälfte, wenn Bec und Sentenac die Vorbilder abgearbeitet haben und ihr eigenes Ding machen. Dann, wenn man die Besatzung des gestrandeten Schiffes bereits gründlich dezimiert hat und nur noch zwei Menschen um ihr Leben kämpfen. Die oberirdische Weite der Eiswelt (übrigens grandios in Szene gesetzt!) wird gegen eine klaustrophobische Höhle eingetauscht und plötzlich wird es unangenehm. Und spannend. Und interessant. Und originell.
Am Ende ist klar, dass man nur die Ouvertüre erlebt hat. Das eigentliche Abenteuer beginnt erst im 2. Band, wenn man die Station erreicht hat und definitiv mit einer Belagerung durch die feindliche Fauna der Eiswelt zu rechnen ist. Eine Methode, die man bereits gewohnt ist von diesem Comic-Autor, der zu Blockbuster-Epen im Breitwandformat neigt – Bec lässt sich nicht hetzen. Der 1. Band kommt selten über die Prämisse hinaus, aber es ist immer eine, die Lust auf mehr macht. „Prometheus“ hat das vorgemacht, aber auch „Bunker“, „Carthago“ oder „Absolute Zero“ folgten diesem Prinzip.
Auch „Siberia 56“ reißt die Geschichte also nur an. Nur eins ist schon nach diesen fabelhaft inszenierten 48 Seiten sicher: Siberia 56 ist keine Welt, auf der man Kolonist sein will. Aber deshalb sitzen wir ja auch bequem auf der Couch und überlassen das Forschen den Forschern.
Christophe Bec & Alexis Sentenac: Siberia 56 Band 1: Die dreizehnte Mission • Splitter, Bielefeld 2014 • 48 Seiten • € 13,80
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