15. August 2024

„Alien: Romulus“ – Vertraut der KI!

Fede Alvares inszeniert ein buntes Potpourri aus Alien-Zitaten

Lesezeit: 3 min.

Schon vor einigen Monaten kursierte die Meldung, dass der neueste Film im nicht totzukriegenden Alien-Franchise alle bisher erschienenen Filme als Kanon betrachtet und sich vor allem auf sie bezieht. Eine Ankündigung, die man durchaus auch als Drohung auffassen konnte, denn Regisseur Fede Alvaraz hat zusammen mit seinem Co-Autor Rodo Sayagues tatsächlich offenbar das Ziel gehabt, jeden bisherigen Alien-Film, inklusive der Prequels, zu zitieren. Das Ergebnis namerns „Alien: Romulus“ ist dann auch wenig überraschend ein buntes, ziemlich wirres und überladenes Potpourri aus vertrauten und bewährten Handlungsmotiven.

Bekanntermaßen spielt „Alien Romulus“ irgendwann zwischen „Alien“ und „Aliens“ und beginnt auf einem finsteren Minenplaneten. Hier fristet Rain (Cailee Spaeny) ihr Dasein, an ihrer Seite nur ihr „Bruder“ Andy (David Jonsson), ein Androide, den ihr Vater einst vom Schrottplatz rettete, womit wohl seine etwas zurückgebliebene Art erklärt ist. Wichtigstes von Andy befolgtes Robotergesetz: Das Beste für Rain tun.

Und als das erweist sich bald: Zusammen mit vier Freunden auf einen über dem Planeten havarierten Transporter des Weyland-Konzerns einbrechen, dessen fünf Crayo-Kapseln kapern, um entspannt auf einen friedlichen Planeten zu reisen. Tja, was sich da noch an Bord befindet, muss wohl nicht weiter erwähnt werden …

Anfangs verläuft die Flucht zwar noch nach Plan, aber spätestens wenn in einem Labor ein halber Android auf dem verätzen Boden liegt, ahnt der Alien-Kenner, was gleich passiert. Dass dieser Android auch noch einem sehr bekannten Androiden aus der Film-Reihe aus dem Gesicht geschnitten ist, verrät ein Blick auf die Besetzungsliste bei ImdB, doch bei diesem Verweis bleibt es nicht: Eine Schwangere dient als Gefäß für ein bizarres Zwitterwesen, manche der beliebtesten Oneliner werden zitiert, ganze Szenen unverhohlen variiert, oft auf arg forcierte Weise. Zumal Hauptdarstellerin Cailee Spaeny spätestens ab der Hälfte in Ripley Gedächtnisunterwäsche durch dunkle Gänge schleicht, mit nicht nur auf Grund ihrer nur 155 cm in keiner Weise an die 80er Jahre Action-Heldin Sigourney Weaver heranreicht.

Interessantester Handlungsstrang des Ganzen ist wie schon in den unterschätzten Prequels der innere Konflikt des Androiden Andy, der bald mit einer Art fremden Chip reprogrammiert und zum Agenten des Weyland-Konzerns wird. Nun agiert er nicht mehr im Sinne von Rain, sondern im Sinne des Konzerns und der hat bekanntermaßen finstere Absichten mit den Xenomorphs und ihrer DNA. Aus einem anfangs lieben, netten, etwas langsamen Androiden wird so zunehmend eine kalte Maschine, die ohne zu zögern diesen oder jenen Menschen opfert, wenn es der Mission hilft.

Und meistens, man muss es so sagen, agiert der Androide, agiert die KI deutlich intelligenter als es die Menschen tun: Egal ob es völlig sinnlose Rettungsversuche sind, das Ignorieren der besten Ratschläge oder einfach nur wirres, emotionales, eben menschliches Verhalten: Hätten die Menschen nur mal der KI vertraut. Gut, wenn sie das in diesem und unzähligen anderen Horror-Thrillern getan hätten, wären es oft sehr kurze Filme geworden …

So treffen die Menschen auch in „Alien: Romulus“ bemerkenswert dämliche Entscheidungen, die allerdings dafür sorgen, dass das Spektakel abendfüllende Länge erreicht. Und die ist auch notwendig, damit Fede Alvarez genug Zeit hat, wirklich jeden bisherigen Alien-Film zu zitieren. Hätte man Chat GPT ein Alien-Drehbuch schreiben lassen, hätte das Ergebnis vermutlich nicht wesentlich anders ausgesehen. Ein paar hübsche Szenen und Bilder gibt es zwar, am Ende bleibt aber vor allem das ebenso bunte, wie wirre Spiel mit Zitaten in Erinnerung, das der Alien-Franchise wirklich gar nichts neues hinzufügt, aber zumindest meist gut aussieht und in Momenten Spannung erzeigt.

Alien: Romulus • USA 2024 • Regie: Fede Alvarez • Darsteller: Cailee Spaeny, David Jonsson, Archie Renaux • ab 15. August im Kino

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