Apocalypse Youth!
„How I Live Now“: Ein Ende mit Schrecken
Das also bekommt man, wenn man sein eher jugendliches Publikum als oscar®-gekrönter Regisseur für voll nimmt: Eine düstere Dystopie in nicht allzu ferner Zukunft, die mit jugendlicher Heldin und Ende der Welt zwar in kommerziellen Hunger Games-Gewässern fischen könnte, stattdessen aber auf (möglicherweise viel zu erschreckenden) Hyper-Realismus setzt. Kevin MacDonalds How I Live Now krankt deshalb auch ein wenig an seinem heiligen Ernst. Dem zu allem Überfluss auch noch eine wenig nachvollziehbare Liebesgeschichte übergestulpt wurde. Bei Sony weiß man deshalb offenbar nicht viel anzufangen mit dem dank Saoirse Ronan trotzdem durchaus sehenswerten dystopischen Stoff: „Die LIebe wird Dich nach Hause führen“ heißt es da im Untertitel, Artwork und Szenenbilder beschränken sich auf den romantischen Subtext, um wenigstens ein weibliches Zielpublikum abholen zu können.
Dabei ist How I Live Now (jetzt auf DVD und Blu-ray bzw. hier als VOD) schon vom Ansatz her so viel mehr: Denn der Film wirft uns mit US-Teenagerin Daisy (Ronan) mitten hinein in ein Geschehen, das in Sachen Stimmung und Präsentation eher Children Of Men denn Hunger Games ist. Untergebracht bei ihrer britischen Verwandtschaft auf dem Land, erfährt sie nur über Nachrichtenfetzen von weltweiten Terror- und Seuchenattacken, welche die Welt in Atem halten. Umgeben ist der störrische Teenager dabei nur von Ihresgleichen: Einem Haufen Cousins und Cousinen, die in ihrer Selbstversorgermentalität dem Herr der Fliegen alle Ehre machen. Bukolisch-unschuldige Spiele vor ländlicher Kulisse bilden aber nur den Kontrapunkt für die sich anbahnende Katastrophe: Im fernen London wurden mehrere atomare Bomben gezündet, deren radioaktiver Fallout nicht lange auf sich warten lässt.
Infolge der Evakuierung ihrer Heimat entwickelt sich aus dem beklemmenden Sommermärchen ein phasenweise erschreckend brutales Survivaldrama, welches Daisy und ihre Begleitung zu Zeugen unfassbarer Gräuel werden lässt. Die freilich - das ist der enervierende Teil - durch die Kraft der Liebe ein Stück weit transzendiert werden können. Trotzdem bleibt dieser seltsame filmische Zwitter ein Ausnahmefall, den wir in Sachen Authetizität eher bei The Road verorten würden. Und der mehr verdient hat, als die Vermarktung in Richtung schwer romantische Dramenkost.
How I Live Now • UK 2013 • Regie: Kevin Macdonald • Darsteller: Saoirse Ronan, Tom Holland
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