6. März 2013

Auch Zombies brauchen Liebe

„Warm Bodies“ – Die Verfilmung des Bestsellers von Isaac Marion

Lesezeit: 3 min.

Zombie sein ist nicht leicht. Den ganzen Tag vor sich hinstöhnen, umherwandern und an besonders aufregenden Tagen dann doch mal in besiedelte Gegenden schlurfen, um heißbegehrtes Menschenhirn zu finden. Nur was passiert, wenn sich ein Zombie einmal verliebt?

Genau dieses Thema behandelt Jonathan Levines andersartiger Zombie-Streifen, der sich dann aber doch nicht als simple Romanze abstempeln lassen will. Der Film nach dem gleichnamigen Roman von Isaac Marion dreht sich um den Untoten namens „R“ (gespielt von Nicholas Hoult, bekannt als der titulare Junge aus About A Boy (2002) oder auch als Beast aus X-Men: Erste Entscheidung (2011)). „R“ verliebt sich in die junge Schönheit Julie Grigio (Teresa Palmer, 2:37 (2006)), nachdem er das Gehirn ihres Freundes Perry (dargestellt von James Francos kleinem Bruder Dave) verspeist und dessen Erinnerungen in sich aufnimmt und durchlebt. Durch die Romeo-und-Julia-artige Romanze kommt es bald zur unausweichlichen Auseinandersetzung mit Julies ganz und gar lebendigem Vater, dem kaltherzigen Colonel Grigio, der die restlichen Menschen anführt, gespielt vom stets reizenden John Malkovich.

Neben dem Problem, das sich durch John Malkovichs Figur ergibt, gibt es aber noch die sogenannten Bonies; vertrocknete, fast skelettierte Zombies, die in der Manier eines 28 Days Later Leute in Windeseile anspringen und töten und natürlich auch irgendwann dem aufrührerischen R, seiner holden Maid Julie und den später vermenschlichten Zombies an den Kragen wollen. Im Roman als Spitze einer uralten Hierarchie dargestellt, haben die Bonies gar die Macht, Untote miteinander zu vermählen, und sie sind stets gegen den Wandel des bestehenden Status Quo, ganz nach dem Motto „So war es immer und so wird es immer sein“. Von diesem Motiv weicht der Film ab und zeichnet stattdessen ein simples, leichtverdauliches Schwarz-Weiß-Bild: R und seine „freundlichen Zombies“ sind gut, Bonies sind böse. Aber dies ist nicht der einzige Unterschied zwischen dem Film und der Buchvorlage.

Isaac Marions Roman schildert auf eine sehr kontemplative, beinahe melancholische Ich-Erzähler-Art, wie Hauptzombie R versucht, aus dem Morast des Zombie-Un-Lebens herauszustapfen und nach seiner dunklen „Wiedergeburt“ als Zombie erneut zu sich selbst zu finden, um dann letztlich auf den Katalysator des gewünschten Wandels zu stoßen, in Form von Julie.  Levines Film lässt vieles davon missen, allem voran den Tiefgang, begeht jedoch – was sich nicht unbedingt negativ auswirkt – einen deutlich heitereren Pfad mit mehr Witz und vor allem mehr Teenie-Romantik.

Der Film funktioniert aber auch unabhängig von seiner literarischen Vorlage wunderbar und versprüht seinen ganz eigenen Charme. Da Zombies sich selbst nur schwer artikulieren können und auch sonst nicht die geselligsten Wesen sind, werden Rs Gedanken dem Publikum oft durch das Stilmittel des sogenannten Voice-Overs, also einem gedanklichen Monolog aus dem Off, präsentiert. Viel mehr als ein gelegentliches Stöhnen wird den Zombies zu Anfang des Films nicht entlockt, was sich nach und nach jedoch ändert, als R und seine untoten Freunde den Hauch des Lebens zu spüren beginnen. Auch die Musikvorlagen des Romans, welche R in seiner geteilten Einsamkeit mit Julie hört oder immer wieder zitiert – darunter befinden sich Frank Sinatra und andere Golden Oldies – weichen moderneren Synthpop-Sounds, Rockklassikern oder Liebesballaden. Diese lenken den Fokus stärker auf die Liebesgeschichte und die jüngere weibliche Zielgruppe.

Aber auch männliche Interessenten und Zombieliebhaber können dem Film viel abgewinnen, dank seiner zahlreichen Actionszenen, des passenden Humors und der toll inszenierten Bilder und Kamerafahrten, welche mit dem jeweils ideal passenden Soundtrack unterlegt sind. Trotz seines Stoffes schafft der Film es außerdem, nie in Richtung Kitsch oder Liebesschnulze abzudriften, bietet gute Abwechslung und nicht zuletzt eine gänzlich andere, originelle Zombieerfahrung.

Abschließende interessante Trivialität: Darsteller Nicholas Hoult und andere Zombiekomparsen studierten ihr Untoten-Dasein sogar mit den geübten Zirkusinterpreten des Cirque du Soleil ein, während sie sich für mehrere Tage in einem Trainingslager umherschleppten, sich Knie-, Bein- und Fußverletzungen einbildeten und so tun mussten, als ob ihre Körper ganz, ganz schwer wären. Wie gesagt: Zombie sein ist eben nicht leicht.

Warm Bodies • USA 2013 • Regie: Jonathan Levine – Darsteller: Nicholas Hoult, Teresa Palmer, Rob Corddry, Dave Franco, John Malkovich

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