22. August 2024

„Borderlands“ – Covid ist Schuld!

Ein Film, auf den niemand gewartet hat – und den niemand braucht

Lesezeit: 3 min.

Falls man nicht zu übermäßigem Zynismus neigt, muss man zugeben, dass eigentlich niemand bewusst einen schlechten Film dreht. Dennoch sind die meisten Filme (ähnliches gilt natürlich auch für Bücher, Platten, Kunst und das meiste andere im Leben) eher durchschnittlich, etliche sogar richtig schlecht. Warum das passiert, warum Projekte, die anfangs noch mehr oder weniger vielversprechend erschienen im Laufe der meist langwierigen Produktion misslingen, ist eine spannende Frage, auf die es nicht die eine, einfache Antwort gibt.

Bei manchen misslungenen Filmen darf man sich aber doch fragen, ob dieses Projekt tatsächlich in irgendeiner Phase der Genese vielversprechend gewirkt haben kann. So ein Fall ist „Borderlands“, die Verfilmung der gleichnamigen Videospielreihe, bei der größtenteils Eli Roth (Cabin Fever, Hostel, Death Wish) Regie führte, der während der umfangreichen Postproduktion inklusive langwieriger Nachdrehs irgendwann zu seinem nächsten Projekt wechseln musste und von Tim Miller (Deadpool, Terminator: Dark Fate) ersetzt wurde. Besonders bemerkenswert mutet das Scheitern des Projektes an, weil mit Cate Blanchett eine der interessantesten und normalerweise auch geschmackssichersten Schauspielerinnen der Gegenwart die Hauptrolle übernahm. Blanchett ist nun nicht die erste Oscar-Preisträgerin, die in der Verfilmung eines Videospiels mitwirkt, von Ben Kingsley über Jeremy Irons bis Marion Cotillard reicht die Liste dekorierter Akteure, die es vielleicht mal etwas ruhiger angehen lassen wollten, vielleicht auch einfach sehr gut bezahlt wurden.

Blanchetts „Entschuldigung“ ist nun speziell und amüsant: Covid-Verrücktheit sei der Grund gewesen, weswegen sie schon 2020 zusagte, bei „Borderlands“ mitzuwirken. Lange Zeit mutet es auch so an, als hätte Blanchett mit knallroten Haaren und ebenso bunten Kostümen ganz Corona-Konform allein vor Greenscreens oder in der Wüste agiert: Nachdem ihre Figur, die Kopfgeldjägerin Lilith, den Auftrag übernommen hat, auf dem Planeten Pandora das Mädchen Tiny Tina zu finden, hat sie nur einen lustigen Roboter zur Seite, der so wirkt, als wäre er selbst für den George Lucas der Prequel-Ära zu albern gewesen.

Erst nach und nach versammelt sich ein Team um Lilith, angeführt von Jamie Lee Curtis und Kevin Hart, die allesamt auf der Suche nach Tiny Tina sind, denn das Mädchen soll der Schlüssel zu einem riesigen Vermögen sein. Hier mag man die mehr als dünne Handlung der Videospiele-Vorlage erkennen, bei der es um wenig mehr ging, als durch die Gegend zu laufen und Schätze zu finden.

Um das Ganze aufzupeppen lassen es Roth (bzw. Miller) alle paar Minuten krachen, in einer Art „Mad Max für Kinder“-Welt, die bunt, überdreht und künstlich wirkt. Bisweilen gelingen hier sogar ansprechende Bilder, gleißt die Sonne über Pandoras Wüste und kontrastiert wunderbar mit Blanchetts überaus markanter Haartracht.

Meist jedoch läuft der dankenswerterweise kaum 100 Minuten lange Film mehr als behäbig ab, so dass dem Zuschauer viel Zeit bleibt, um über die Ausgangsfrage nachzudenken: Warum das Ganze? Klar, die Hoffnung war, all die Fans des Videospiels ins Kino zu locken, aber hat tatsächlich jemand geglaubt, dass dieses Drehbuch als Basis eines unterhaltsamen Filmes ausreicht? Bedenkt man, dass nicht unerhebliche Teile des fertigen Films erst in Nachdrehs entstanden, also eigentlich besser sein müssten als das, was ursprünglich gedreht wurde, mag man sich gar nicht ausmalen, wie diese erste Version von „Borderlands“ ausgesehen haben mag.

Insofern sollte man das tun, was vermutlich auch sämtliche Beteiligte gemacht haben, nachdem sie ihren Gehaltscheck eingelöst haben: Dass Ganze möglichst schnell vergessen und verdrängen.

Borderlands • USA 2024 • Regie: Eli Roth • Darsteller: Cate Blanchett, Jamie Lee Curtis, Kevin Hart, Gina Gershon, Edgar Ramirez • Kinostart: 22. August 2024

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.