6. Februar 2019 1 Likes 1

Damals frisch, heute abgestanden

Die Serien-Adaption von George R.R. Martins „Nightflyers“ kommt etliche Jahre zu spät

Lesezeit: 2 min.

Adaptionen von Erzählungen oder Romanen, die vor Jahrzehnten geschrieben wurden, sind immer so eine Sache. Spielten die Geschichten in der Gegenwart ihrer Entstehung kommt man kaum umhin, zumindest die Moral- und Wertvorstellungen zu modernisieren, außer man ist gleich so konsequent und versetzt einfach das erzählerische Gerüst, die Figurenkonstellation in die Gegenwart. Doch was ist mit Geschichten, die in der Zukunft spielten? Was ist mit einer Science-Fiction-Geschichte, die 1980 geschrieben wurde, aber im auch heute noch fernen Jahr 2093 spielt? Hier ist das Problem ein anderes wie bei der nun bei Netflix streamenden, zehnteiligen Serie „Nightflyers“ deutlich wird.

Autor der Vorlage (enthalten in „Traumlieder 2“; im Shop) ist George R.R. Martin, womit auch erklärt ist, warum die nicht besonders lange Geschichte gerade jetzt neu verfilmt wurde: Dank dem Megaerfolg von „Game of Thrones“ gilt Martin als heißer Autor, der allein Garant für einen neuen Erfolg ist. Nun ja. So einfach funktioniert das dann doch nicht, was andererseits nicht heißt, dass „Nightflyers“ nicht gewisse Qualitäten hätte.


An Bord der Nighflyer geht es nicht mit rechten Dingen zu …

Worum geht es? Im fernen Jahr 2093 haben Umweltkatastrophen die Menschheit an den Rand der Zerstörung gebracht. Rettung versprechen allein die Weiten des Weltalls, genauer gesagt der Kontakt mit Außerirdischen, die im Besitz eines Materials sind, das die Menschheit retten könnte. Unter der Leitung des Wissenschaftlers Dr. Karl D’Branin – frisch traumatisiert durch den Tod seiner Tochter – befindet sich eine Gruppe Forscher und Kolonialisten auf dem Raumschiff Nightflyer, um diesen ersten Kontakt aufzunehmen. Und falls man mit den Außerirdischen nicht sprechen kann ist ein Wesen namens Thale an Bord, das über telepathische Fähigkeiten verfügt. Sehr zum Unwillen mancher Crew-Mitglieder, denn Thale gehört zu einer Spezies, die für ihre Aggression bekannt ist und schon manche Weltraum-Mission zum scheitern gebracht hat. Und so kommt es dann auch: nach und nach verfallen immer mehr Crew-Mitglieder dem Wahnsinn, werden von unerklärlichen Halluzinationen geplagt, in denen ferne Erinnerungen, in denen Urängste sie plagen – und in den Selbstmord treiben.


… und nichts ist so, wie es aussieht. „Nightflyers“, Netflix

Hört sich bekannt an? Das ist die Krux. Denn während 1980 Filme, in denen einsame Raumschiffe durchs Weltall trieben und bunt zusammengewürfelte Crews nach und nach eliminiert wurden, während im besten Fall philosophische Fragen angerissen wurden, noch nicht gang und gäbe waren, ist dieser Ansatz im Jahre 2019 vorsichtig ausgedrückt: verbraucht. Da hilft es auch nicht, dass die von Jeff Buhler ausgedachte Serie „Nightflyers“ oft ziemlich gut aussieht, das Design der Raumschiffe ebenso sehenswert ist und die angedeuteten Fragen um Traumata und Erinnerungen interessant sind. Vom Wust ähnlicher Science-Fiction-Serien und Filme unterscheidet sich „Nightflyers“ kaum, so dass man letztlich nur Genre-Kompletisten empfehlen kann, sich die zehn Folgen anzuschauen.

Nightflyers • USA 2018 • Creator: Jeff Buhler • zehn Folgen jetzt bei Netflix

Kommentare

Bild des Benutzers Ruprecht Frieling

Schon das vorweggenommene Ende der Geschichte im ersten Film der Staffel macht die Geschichte träge und vorhersehbar. Ein guter Autor allein reicht nicht. Schade!

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