23. Dezember 2014 2 Likes

Das Kino wird physikalisch

Auch der Lo-Fi-Sci Fi-Film „Coherence“ beschäftigt sich mit Quantenphysik

Lesezeit: 2 min.

Albert Einstein tat die oft merkwürdig anmutenden Vorstellungen der Quantenphysik anfangs noch mit einem vehementen „Gott würfelt nicht“ ab, inzwischen finden sich die auf den Überlegungen Max Plancks basierenden Theorien zunehmend im Kino wieder. Allen voran natürlich in Christopher Nolans „Interstellar“, der vielleicht nicht gerade einen Run auf Physik-Fakultäten auslösen wird, aber doch einem sehr breiten Publikum die faszinierende Welt von Wurmlöchern, Singularitäten und parallelen Universen nahe gebracht hat.

Zu Weihnachten kommt nun neben der Stephen Hawkings-Biographie „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ – in der physikalische Fragen hinter der Liebesgeschichte der Hawkings zurückstehen müssen – auch der kleine, vor allem im Ansatz interessante Film „Coherence“ in die Kinos. Der Debütfilm von James Ward Byrkit ist ohne Frage der Science-Fiction zuzuordnen, auch wenn er ausschließlich auf der Erde spielt, keine Außerirdischen auftreten, von Sternenkreuzern ganz zu schweigen und nur in einem bzw. zwei Häusern spielt. In jedem Haus befinden sich acht Menschen, vier Paare, die eigentlich nur vorhatten, gemeinsam einen gemütlichen Abend zu verbringen. Doch ein Komet, der nah an der Erde vorbeifliegt, verursacht merkwürdige Ereignisse: Zunächst nur Funklöcher und Stromausfall, doch dann eine Art nachbarschaftliches Wurmloch, dass ein paar Häuser weiter ein Doppel des ersten Hauses, der ersten acht Menschen entstehen lässt. Gelinde gesagt leicht irritiert ist die Gruppe, bis einer den richtigen Gedanken hat: Schrödingers Katze.

Das ebenso schöne, wie paradoxe Gedankenexperiment, dass der österreichische Physiker Erwin Schrödinger 1935 postulierte besagt in etwa folgendes: Da ein Quantum in unterschiedlichen Zuständen existiert, solange man es nicht genau misst, würde auch eine Katze, die man in eine Kiste sperrt, in der eine Ampulle mit tödlichem Gift entweder zerbricht oder nicht, gleichzeitig tot und lebendig sein. Erst wenn man die Kiste öffnet fallen beide Zustände zusammen und man kann feststellen ob die Katze noch schnurrt oder nicht.

Das Haus, bzw. die Häuser in „Coherence“ sind sozusagen die Kiste, die acht Menschen die Katze, die sich teils ähnlich, teils unterschiedlich von ihren Doppelgängern verhalten. Aus diesem Gedankenspiel zieht James Ward Byrkit lange Zeit einige Spannung, sorgt für interessante Paradoxa und Überlegungen und führt seine Geschichte schließlich zu einem prägnanten Finale. Weder visuell noch was die intellektuelle Komplexität angeht kann ein winziger Film wie „Coherence“, der mit offensichtlich geringsten finanziellen Mitteln gedreht wurde, zwar mit einem Hollywood-Epos a la „Interstellar“ mithalten, aber mit seinem ambitionierten Ansatz ist Byrkit dennoch ein cleverer Film gelungen, der Lust zum weiterspinnen der Frage macht: Was wäre wenn es tatsächlich Paralleluniversen gäbe, was wäre wenn da draußen ein Doppelgänger rumlaufen würde…

Coherence • USA 2013 • Regie: James Ward Byrkit • Darsteller: Emily Baldoni, Maury Sterling, Nicholas Brendon, Elizabeth Gracen

Bilder: Drop-Out Cinema – Kinostart: 25. Dezember

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