15. April 2015 4 Likes

Der Blick von Außen

Das Bollywood-Science-Fiction-Musical „PK“

Lesezeit: 2 min.

Das Kino lebt von Kontrasten: Fish-out-of-water nennt der Amerikaner Geschichten, in denen Figuren in ihnen ungewohnte Umgebungen geraten und dabei viel über sich und die Gesellschaft lernen. Auch das Science-Fiction-Genre bedient sich gern dieses Musters, man denke nur an „E.T.“ oder einen anderen Klassiker: „Der Tag, an dem die Erde still stand.“

An dieses 1951 gedrehte Plädoyer für ein friedliches Miteinander muss man bei Rajkumar Hiranis „PK“ immer wieder denken, was umso überraschender ist, als „PK“ in erster Linie ein durch und durch typischer Bollywood-Film ist. Was bedeutet: Es geht sehr bunt und exzessiv zu, es wird gesungen und getanzt, eine anfängliche Passage spielt aus dem einzigen Grund in der belgischen Ortschaft Brügge, weil Brügge so unfassbar pittoresk ist, es gibt Klamauk und alberne Momente, die Geschichte ist ausufernd und für westliche Verhältnisse oft wirr und zerfahren erzählt, doch im Kern ist „PK“ auch ein erstaunlich vielschichtiger Film, der sich mit großer Emphase für religiöse Toleranz einsetzt.

Dazu wird eine anfangs holprige Geschichte erzählt, die den Außerirdischen PK (Bollywood-Superstar Aamir Khan) auf einer Forschungsreise auf der Erde stranden lässt. Ein Dieb stiehlt PKs Raumschiff-Fernbedienung und so streift PK mit konstant irritiertem Gesichtsausdruck durch Delhi und wundert sich über die Vielfalt der Religionen. Denn um seine Fernbedienung zurückzubekommen wird ihm geraten, sich an Gott zu wenden, doch an welchen? Gerade in Indien ist die Vielfalt der Religionen schließlich groß und die Regeln stets unterschiedlich: Mal wird Wein getrunken, mal ist Wein verpönt, mal soll man sich beim betreten des Gotteshaus die Schuhe ausziehen, mal nicht, mal werden Kühe verehrt, mal geopfert. Es ist wirklich nicht leicht zu wissen wer der richtige Gott ist und das ist der Punkt.

Besonders subtil ist diese Botschaft zwar nicht, aber dank Khans Charisma und dem visuellen Elan der Inszenierung lässt man sich gern vom Plädoyer für religiöse Toleranz mitreißen.

Besonders eine lange, fast dokumentarische Sequenz zeigt auf faszinierende Weise die religiöse Vielfalt Indiens, Massenkundgebungen, Huldigung unterschiedlichster Götter. Gerade der Blick von Außen, nicht nur aus einem anderen Land, sondern gleich von außerhalb der Welt, zusammen mit Khans betont naivem, neugierigem, fast kindlichem Blick, macht „PK“ so überzeugend. Nicht zuletzt deswegen entwickelte er sich zum erfolgreichsten Bollywood-Film der Geschichte, obwohl ihm religiöse Fanatiker Anti-Hinduistische Propaganda vorwarfen. Nichts könnte absurder sein, denn mit seinem klassischen Fish-out-of-water-Konzept verwandelt er eine typische, überbordende Bollywood-Geschichte in einen bemerkenswert komplexen, vielschichtigen Film.

„PK“ startet am 16. April im Kino. Bilder: Rapid Eye Movies

PK • Indien 2014 • Regie: Rajkumar Hirani • Darsteller: Aamir Khan, Anushka Sharma, Sanjay Dutt

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