6. April 2023 1

„Der Super Mario Bros. Film“ – Besser, aber auch konventioneller

Der zweite Film mit den Klempner-Brüdern funktioniert als typisches Animationsspektakel

Lesezeit: 3 min.

Wir leben in nostalgischen Zeiten, soviel ist klar. Momentan sind es die 80er Jahre, die in unterschiedlichsten Facetten wiederauferstehen, in Serien von „Stranger Things“ bis „Dark“, im Oscar-Gewinn von Ke Huy „Short Round“ Quan, im deutschen Kino, wo Bestsellerverfilmungen wie dem bezeichnenden „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ eigentlich schon im Titel andeuten, dass vergeblich einer verlorenen und in der Erinnerung von Autoren, Filmemachern und dem in den 80er Jahre jung gewesenen Publikum idealisierten Zeit nachgetrauert wird.

Ein Blick auf das Medienprogramm zeigt die Absurdität dieser 80er Jahre Nostalgie: In „Air – Der große Wurf“ wird erzählt, wie Nike den Air Jordan-Schuh erfand, in „Tetris“ wird die Entdeckung eines sowjetischen Computerspiels zum Systemstreit zwischen Ost und West hochgejazzt und nun kommen auch noch die Super Mario Bros. ins Kino. Nicht zum ersten Mal, wie die älteren wissen, denn 1993 war „Super Mario Bros.“ tatsächlich der erste Versuch Hollywoods, ein Computerspiel für die Leinwand zu adaptieren. Bob Hoskins und John Leguziamo spielten damals die Klempner aus Brooklyn, die in Nintendos legendärem Jump’n’Run Spiel durch eine pixelige, zweidimensionale Welt hüpften, aus Steinen Power-Ups hervorbrachten, durch Röhren rutschten und einer Prinzessin auf der Spur waren. Ein legendärer Flop war jener Film, dem viel folgten, denn aus dem meist Nichts einer Spielehandlung einen abendfüllenden Film zu machen, erwies sich geradezu als Gordischer Knoten, den Hollywood erst ganz langsam zu durchschlagen schafft.

Die wenigen zumindest kommerziell erfolgreichen Spieleadaptionen wie „Angry Birds“ oder „Sonic“ haben allerdings außer der Hauptfigur eigentlich nichts mehr mit dem Spiel zu tun, das sie vorgeblich adaptieren. Ein Weg, denn nun auch der treffend „Der Super Mario Bros. Film“ betitelte Film geht, der eine gelungene, aber auch konventionelle Mischung aus Genauigkeit und Eigenständigkeit findet.

Produziert wurde der Film vom Animationsfilmstudio Illumination, die mit den „Ich, einfach unverbesserlich“ und „Minions“-Filme große Erfolge feierten und deren Erzählmuster nun auch auf die intendierte „Super Mario“-Franchise anwenden: Eine klare, einfache Geschichte, lustig-skurrile Nebenfiguren, Gags, die zum Teil für Kinder funktionieren, zum Teil für Erwachsene.

In Brooklyn beginnt die Story, wo Mario und Luigi sich als Klempner durchschlagen und bei einem Einsatz von einer Röhre in eine Fantasiewelt gesaugt und getrennt werden. Während Luigi in der Dunkelwelt landet und bald von den Schergen des ewigen Antagonisten Bowser gefangen wird, landet Mario in der bonbonbunten Pilzwelt. Hier regiert die Prinzessin Peaches, die bereit ist, Mario – nach überstandener Jump’n’Run-Prüfung – zu helfen. Dazu muss er einen Kampf gegen Donkey Kong bestehen, der aus dem zweidimensionalen Spieleklassiker ein dreidimensionales Spektakel macht. Ohnehin bemühen sich die Regisseure Aaron Horvath und Michael Jelenic redlich, diverse Mario-Games zu zitieren, allerdings nicht sklavisch. Unterschiedlichste Elemente der inzwischen ausufernden Mario-Welt mit zahlreichen Games und Protagonisten finden Eingang, visuell besonders eindrucksvoll in einer Art Mario Kart-Szene in der verschachtelte Regenbogen die Fahrbahn abgeben.

Rasant, um nicht zu sagen hyperaktiv ist das, wie man es in den letzten Jahren vom Animationskino eher konventioneller Art gewohnt ist. Praktisch die gesamte zweite Hälfte des Films besteht aus einer durchgehenden Action-Verfolgungsjagd-Kampf-Sequenz, in der die Mario Bros. und ihre Unterstützer auf die Armee von Bowser treffen. Aufgelockert wird das Spektakel immer wieder von kleinen Momenten anarchischen Humors, den die Macher offenbar von den Minions-Filmen hinübergerettet haben. Die große, wirklich gelungene Spieleverfilmung ist „Der Super Mario Bros. Film“ am Ende zwar nicht, aber deutlich unterhaltsamer als das Gros an Adaptionen.

Der Super Mario Bros. Film • USA 2023 • Regie: Aaron Horvath, Michael Jelenic • Abb. Nintendo and Universal Studios • ab 6. April im Kino

Kommentare

Bild des Benutzers Thorsten Hanisch

Ich bin mir nicht sicher, ob man das alles noch unter Nostalgie verbuchen kann. Dafür hält die Welle jedenfalls schon arg lang an.

Folgende Erklärung find ich interessanter:
"Because of late capitalism, we have reached a condition that Bifo has called “the slow cancellation of the future,” where life continues but time has somehow stopped. The innovating times of popular modernism are dead and it seems like no one knows. They have been replaced with the long dark night of neoliberal capitalist realism where the future no longer seems possible." (Quelle: https://medium.com/@nicholasadiaz7/introducing-mark-fisher-part-3-hauntology-lost-futures-and-politicized-melancholia-820e7a207e1e)

Eins läßt sich jedenfalls kaum abstreiten: Seit Jahren wird nun schon die Vergangenheit zelebriert, während gleichzeitig eine endlose Welle an Dystopien uns jede Freude auf die Zukunft verhagelt.

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