7. Juli 2016 2 Likes

Drei sind einer zuviel

Das postapokalyptische Eifersuchtsdrama „Z for Zachariah“

Lesezeit: 4 min.

Robert Leslie Carroll Conly (1918–1973) arbeitete als Autor und Redakteur viele Jahre lang für das „National Geographic Magazine“. Außerdem verfasste er unter dem Pseudonym Robert C. O’Brien vier Romane, von denen man vor allem „Frau Frisby und die Ratten von NIMH“ aus dem Jahre 1971 kennt, aus dem Don Bluth 1982 einen ungebrochen faszinierenden Zeichentrickfilm gemacht hat. Allerdings schrieb Conly auch den postapokalyptischen Roman „Z for Zachariah“, den er zu Lebzeiten zwar nicht mehr fertigstellte, den jedoch seine Tochter und seine Frau anhand seiner Notizen vollendeten, sodass er 1974 posthum erscheinen konnte. Auf Deutsch wurde 1977 eine erste Ausgabe im Benziger Verlag veröffentlicht, die es damals immerhin auf die Auswahlliste für den Deutschen Jugendliteraturpreis schaffte und in der „Zeit“ besprochen wurde. Danach legte dtv den Roman, der seinen Titel von einem biblischen ABC-Buch („A wie Adam, Z wie Zacharias“) ableitet, mehrfach neu auf.

Jetzt hat US-Regisseur Craig Zobel den Stoff verfilmt und sich weit von der Vorlage entfernt, da er aus der Geschichte über das Machtverhältnis zwischen einem Mann und einer Frau ein postapokalyptisches Beziehungsdrama um eine Dreieckskiste machte. Ausgangspunkt ist die junge Ann (Margot Robbie), die allein mit ihrem Hund Faro in einem kleinen Tal lebt, das in vielerlei Hinsicht unberührt ist und auch von der nuklearen Katastrophe verschont blieb, die den Rest des Landes schwer getroffen und weitgehend entvölkert hat. Ann nutzt, was ihr Vater sie lehrte, um das Land weiter zu bewirtschaften, und vermisst einen Kühlschrank. Sie geht Jagen und spielt Orgel in der Kapelle, dem Zentrum ihres ungebrochenen Glaubens. Eines Tages trifft sie auf einen Mann in einem Schutzanzug (Chiwetel Ejiofor), der schließlich bei ihr einzieht. Dass Ann und John der Ingenieur im Kerzenschein bald mehr füreinander empfinden, dürfte angesichts ihrer Verluste und ihrer Isolation niemanden überraschen, doch so wirklich ins Rollen kommt die Romanze nicht. Dann taucht Caleb (Chris Pine) auf, der eigentlich bloß auf der Durchreise ist und die fragwürdige Sicherheit einer Stadt im Süden erreichen möchte. Er bleibt länger als geplant und hilft beim Bau eines Wasserrads. Zwischen ihm und Ann knistert es zudem so sehr, dass es Johns Eifersucht weckt und alles ausgesprochen kompliziert macht …

Manch ein emotionaler Einschlag im Verlauf des Films wirkt ein bisschen forciert, aber alles in allem ist Drehbuchautor Nissar Modi, Regisseur Craig Zobel und dem Rest der Crew mit „Z for Zachariah – Das letzte Kapitel der Menschheit“ ein ruhiger, guter Film gelungen. Effektfrei, aber effektiv, speziell wenn es um die Zwischentöne der Geschichte geht. Glaube und Rassismus werden dennoch etwas oberflächlich angesprochen und abgehandelt, während sich der psychische Druck nach dem Ende der Welt wieder einmal als Katalysator für Misstrauen und Drama entpuppt. Trotz des Untoten-Faktors in „The Walking Dead“ wissen wir, dass Zombies keineswegs das Hauptkriterium für starke Emotionen nach dem Untergang der Zivilisation sind. Man kann die Folgen der Apokalypse ohne Untote und Ungeheuer überzeugend darstellen. Nach dem Aus für einen Großteil der Menschheit, gibt es mehr Platz denn je für menschliche Schwächen und Fehler, also für das Menschsein und menschlich sein.

Das steht und fällt in diesem vermeintliche Low-Budget-Streifen mit den Schauspielern, die das einfangen und rüberbringen müssen. Und Regisseur Zobel kann sich die gesamten anderthalb Stunden auf sein Darsteller-Trio (und den in der zweiten Hälfte des Films fast verschwundenen Vierbeiner) verlassen. Vielleicht liegt das sogar daran, dass da eine Menge SF-Erfahrung im Spiel ist. Die australische Schönheit Margot Robbie muss sich ja quasi zwischen Captain Kirk aus dem „Star Trek“-Reboot und Dr. Vincent Kapoor aus „Der Marsianer“ entscheiden. Die ungewohnt unblonde, ungebrochen talentierte Robbie, der man seit „The Wolf of Wall Street“ nur zu Füßen liegen kann und die 2016 als Jane in „Legend of Tarzan“ und als Harley Quinn in „Suicide Squad“ gleich in zwei Sommer-Blockbustern erstrahlt, ist die Sonne, um die Ejiofor und Pine als gänzlich verschiedene Männertypen kreisen. Entsprechend lebt der Film von seinen vielen Charaktermomenten. Die Deleted Scenes hätten es trotzdem gerne noch in den fertigen Film schaffen dürfen und weitere unbehagliche Szenen mit sparsamen Dialog und üppigem Deutungsraum hinzugefügt.  

„Z for Zachariah“ ist eine äußerst freie Literaturverfilmung mit dem Charme eines Independent-Films, der zum Glück den biblischen Subtext übertüncht. Das Positive überwiegt dank einer konsequent ruhigen Inszenierung, drei exzellenten Darstellern, und den schönen Naturaufnahmen einer leeren Welt, in der es ebenso postapokalyptisch wie menschlich zugeht.

Z for Zachariah ist ab 7. Juli auf DVD, Blu-ray und auf diversen Streaming-Plattformen erhältlich.

Abb. © TiberiusFilm

Z for Zachariah – Das letzte Kapitel der Menschheit • (Island/Schweiz/Neuseeland/USA 2016) • Regie: Craig Zobel • Darsteller: Margot Robbie, Chiwetel Ejiofor, Chris Pine • Laufzeit: 94 Min.

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.