27. November 2023

„Eine Billion Dollar“ – Geld macht nicht glücklich. Oder doch?

Die etwas bemüht hippe Verfilmung des Bestsellers

Lesezeit: 3 min.

Das aktuelle Vermögen des reichsten Menschen der Welt, Elon Musk, beträgt schätzungsweise 223 Milliarden US-Dollar. Nicht schlecht, aber doch noch weit entfernt von der einen Billion, die der Held von Andreas Eschbachs Roman „Eine Billion Dollar“ erbt. Vor über 20 Jahren erschien der inzwischen weltweit über eine Millionen Mal verkaufte Bestseller, der nun mit Blick auf den internationalen Markt eine Serie Adaption erfährt.

Damals war der Held John Fontanelli ein Pizzabote in New York, bei der nun bei Paramount+ gestarteten TV-Version ist er ein Fahrradkurier in Berlin. Gespielt wird er vom Newcomer Philip Froissant, der so glatt und ohne Kanten wirkt wie die ganze Serie, die überdeutlich auf ein junges, hippes Publikum zielt und kaum eine Sekunde zur Ruhe kommt.

Die Regisseure Florian Baxmeyer und Isabel Braak scheinen es gerade in den ersten Folgen von „Eine Billion Dollar“ darauf angelegt haben, Johns unverhofften Reichtum möglichst grell und oberflächlich zu schildern, verkannten die Bilder, lassen ihren Helden im Sportwagen durch Berlin fahren, zu Hip-Hop-Klängen und in Zeitlupe feiern, so dass die eigentlich spannende moralische Farge des Konzeptes arg ins Hintertreffen gerät. Denn John bekommt das gigantische Vermögen nicht einfach so vererbt, sondern mit einer Bedingung: Er muss das Geld zum Wohle der Menschheit einsetzen, was einfacher gesagt als getan ist, zumal John – wie man unzweifelhaft erkennt – ein arg oberflächlicher Typ ist.

Wie ein Fremdkörper wirkt er dementsprechend in der mondänen Villa in Italien, wo er einerseits das sprichwörtliche La Dolce Vita leben kann, andererseits auch langsam den Ernst der Lage begreift. Denn wenn jemand soviel Geld hat, zieht er unweigerlich auch Neider an, die alles dran setzen, einen Teil des Kuchens abzubekommen. Und wenn der Kuchen so groß ist wie das Vermögen von John, schrecken die Neider auch nicht vor Mord zurück.

Dunkle Geheimnisse deuten sich an, schwere Schatten liegen über der Villa in Italien, vergilbte Pergamente werden konsultiert und spätestens wenn mit der schönen Franca (Alessandra Mastronardi) eine etwas mysteriöse schwarzhaarige Frau in die Geschichte eingreift fühlt man sich an die Verfilmung von Dan Browns „DaVinci Code“ erinnert. Dabei hatte Eschbach seinen Roman 2001 sogar vor Brown veröffentlicht, fischte dabei jedoch wie der amerikanische Starautor im selben Gewässer: So wie sein Jesus-Video verknüpft auch „Eine Billion Dollar“ mystisch anmutende Rätsel, die bis weit in die Vergangenheit reichen, mit großen Fragen, die in der nur sechsteiligen Mini-Serie nun aber zwangsläufig ins Hintertreffen geraten.

Die Probleme der Menschheit sind seit Erscheinen des Romans nicht geringer geworden, von Kriegen, über Migration bis hin zum Klimawandel weiß man gar nicht, wo man anfangen, worüber man sich größere Sorgen machen soll. Und schon gar nicht, wie man den Problemen beikommen könnte, denn Geld allein macht bekanntlich nicht nur nicht glücklich, sondern löst auch keine globalen Probleme. Oder vielleicht doch?

Zumindest die Idee, das ein wohlwollender Mensch, der sehr viel Geld besitzt, wichtige Firmen aus allen Bereichen aufkaufen, sie aus dem Profitstreben des Kapitalismus herauslösen und sie statt dessen zum Wohl aller einsetzen könnte, wirkt wie eine verführerische Phantasie, mit der die Serie am Ende der zweiten Folge zu kokettieren beginnt. Vielleicht findet die Miniserie nach einem allzu grellen, plakativen Beginn also doch noch die Kurve und schafft es, aus einem phantastischen Ansatz eine interessante Erzählung zu formen.

Eine Billion Dollar • Regie: Florian Baxmeyer, Isabel Braak • Darsteller: Philip Froissant, Alessandra Mastronardi, Stefano Cassetti • bei Paramount+

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