14. Dezember 2016

Episode 3 1/2

Star Wars-Spin-Off „Rouge One“ bietet solide Unterhaltung

Lesezeit: 3 min.

Letztes Jahr um diese Zeit war die Aufregung irgendwie größer. Nicht wegen Weihnachten, sondern wegen des ersten neuen Star Wars-Film unter der Ägide Disneys, was allerdings für Fanboys und all jene, die sich vom Hype mitreißen ließen, streng genommen dasselbe war. Das Ergebnis ist bekannt: Anfangs begeisterte Kommentare, die bald einer gewissen Skepsis wichen, da sich „The Force Awakens“ bei genauerem Hinsehen dann doch als zwar toll aussehendes, inhaltlich aber etwas konventionelles Remake von „A New Hope“ erwies. Dem Disney-Kassenwart wars egal: Gegen satte zwei Milliarden Dollar Einspielergebnis weltweit lässt sich nichts sagen und nun geht es schon weiter mit dem auf absehbare Zeit jährlichen neuen Star Wars-Film.

Eine Art Spin-Off ist „Rouge One“, ein Verbindungsstück zwischen den Teilen drei und vier, das erzählt, wie die Pläne des Todessterns in die Hände der Rebellen-Allianz fielen, was die am Ende mindestens vier Autoren und Regisseur Garreth Edwards vor das Problem stellte, einen Film zu drehen, dessen Ausgang jeder kennt. Was aber strenggenommen nur bedingt ein Problem ist, schließlich zweifelt auch am Anfang eines neuen Bond- oder Marvel-Films niemand daran, dass die Helden den Tag retten werden, allein auf das wie kommt es an.

Man könnte „Rouge One“ dann auch als elaborierten Versuch betrachten, eines der größten Plotlöcher in „A New Hope“ zu stopfen, nämlich die Frage, wie zum Teufel das Imperium übersehen konnte, dass die gigantische Planetenvernichtungsmaschine namens Todesstern durch einen einfachen, simplen Protonentorpedotreffer zerstört werden konnte. Die Antwort ist einfach: Der Ingenieur Galen Erso (Mads Mikkelsen), der dem Imperium anfangs willig diente, aber bald Zweifel an der Redlichkeit des Unternehmens bekam, baute die Sicherheitslücke ein, um seiner Tochter Jyn (Felicity Jones) zu ermöglichen, die Rebellen-Allianz zu unterstützen. Im Kern ist dies dann auch der gesamte Plot eines einmal mehr überlangen Films, der gut 90 Minuten eher bedächtig dahinplätschert, bevor er sich in den letzten 40 Minuten doch zu zu, ja, epischer Größe aufschwingt.

Ob dieser Qualitätssprung in erster Linie am kurzfristig engagierten Skriptdoktor und vermutlich auch Co-Regisseur Tony Gilroy gelegen hat, sei dahingestellt. Das „Rouge One“ um so besser, um so berührender wird, je näher sich die Handlung dem legendären Original nähert, die Hinweise auf Figuren und Ereignisse von „A New Hope“ sich verdichten, sagt dann doch einiges über die Qualität der neuen Figuren aus.

Etwas sehr nach Schema F entwickelt sich die Geschichte, eine starke Frauenfigur wird von einem ethnisch ausgewogenen Cast umgeben, dem neben vielen Aliens auch Schwarze, Asiaten und Araber angehören, wie es sich für unsere politisch korrekte Zeit geziemt. Doch während die menschlichen Akteure von Felicity Jones, über Diego Luna bis Riz Ahmed eher blass bleiben und Forest Whitaker in einer exzessiven Performance eher an seinen Auftritt in „Battlefield Earth“ erinnert, sorgt einmal mehr ein zur Ironie fähiger Roboter für Abwechslung.

Ohnehin gibt es am Design wenig zu meckern, das ist aufwändig und offensichtlich teuer wie eh und je, meist auch angenehm bodenständig, will sagen oft in echten Kulissen gedreht und nicht ausschließlich vor Green Screens. Auch wenn die Handlung lange Zeit also etwas zäh ist, macht es doch Spaß in diese Welt einzutauchen, in der allerlei Versatzstücke aus früheren „Star Wars“-Filmen eingebaut sind.

Inhaltlich interessant sind dann vor allem zwei Aspekte: Die Parallelen, die zwischen dem Bau des Todessterns und dem Manhattan-Projekt gezogen werden und die Erkenntnis der vor allem am wissenschaftlichen Fortschritt interessierten Ingenieure, deren Erfindung von der Politik missbraucht wird. Sowie mit welcher Konsequenz in „Rouge One“ genutzt wird, dass es definitiv keine Fortsetzung geben wird, das (neue) Figurenpersonal also entbehrlich ist. Die Anzahl der Todesopfer verleiht diesem neuen „Star Wars“ dann auch eine gewisse Wucht und Tragik, die allerdings nicht kaschieren sollte, wie dünn die Geschichte im Kern doch ist. Wirklichen Mut hat Disney auch mit diesem zweiten neuen „Star Wars“-Film nicht bewiesen, aber sie haben ja noch etliche Versuche.

„Star Wars: Rogue One“ startet am 15. Dezember im Kino. Abb. © Lucasfilm Ltd.

Star Wars: Rogue One • USA 2016 • Regie: Garreth Edwards • Darsteller: Felicity Jones, Diego Luna, Mads Mikkelsen, Riz Ahmed, Forest Whitaker

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.