26. April 2017 3 Likes

Familienprobleme

Unter dem üblichen Marvel-Bombast liegt „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ auf der Couch

Lesezeit: 2 min.

Bei manchen Marvel-Filmen würde man sich zu Beginn eine Art Previously in the Marvel-Universe-Zusammenfassung wünschen, so wie auch TV-Serien das Gedächtnis auffrischen. So viele Figuren und Handlungsstränge sind bisher gestreut worden, so viele Superbösewichte eingeführt und vernichtet worden, dass der beiläufige Zuschauer da schon mal die Übersicht verliert. Über die fehlende Eigenständigkeit vieler moderner Franchise-Filme haben wir uns an dieser Stelle schon oft beklagt insofern ist James Gunns Fortsetzung „Guardians of the Galaxy vol. 2“ schon mal eine angenehme Abwechslung. Denn auch wenn dies der erste Film aus dem Marvel-Universum sein sollte, den man sieht, hat man kein Problem der Handlung zu folgen. In diesem seltenen Fall wäre es vermutlich auch originell einmal mehr nicht nur die Erde, sondern gleich das ganze Universum bedroht zu sehen, so wie es auch hier durchexerziert wird. Ja, sich bei einem Film wie diesem über einen finalen Action-Exzess zu mokieren ist absurd, aber falls man sich noch an die wunderbaren Bilderwelten erinnert, mit denen in „Dr. Strange“ gespielt wurde, weiß man eben, was mit moderner Computertechnik und dem Willen, die bekannten Muster zu variieren, auch möglich ist.

Aber gut, man kann nicht alles haben, doch wenn man sich bemüht, die generischen Actionszenen auszublenden, gibt es in „Guardians 2“ manch Schönes zu entdecken. Erneut fliegen unsere merkwürdigen Helden durch die Galaxis, in einer Handlung, die kaum mehr als ein McGuffin ist, um von vielfältigen Familienproblemen zu erzählen. Vor allem „Star-Lord“ Peter Quill sieht sich zwischen seinem leiblichen Vater Ego und seinem Ziehvater Yondu hin- und hergerissen, die grüne Gamora streitet mit ihrer blauen Schwester Nebula, Baby Groot ist ohnehin stets auf der Suche nach Nestwärme und selbst der grobschlächtige Drax beginnt, sich zu verlieben.

Das ist zwar oft so subtil wie das Kreisen um Familienbande in der „Fast and Furious“-Reihe, manchmal aber auch geradezu feinsinnig. Gerade wenn einmal nicht das Überleben des Universums auf dem Spiel steht, sondern Gunn seinen Figuren einen Moment der Ruhe gönnt und sich in atemberaubenden Bilderwelten verliert, entwickelt sich „Guardians 2“ zu einem eindrucksvollen Bilderrausch. Losgelöst von jedweder Handlung mag man sich da in Bildern ferner Galaxien verlieren und einfach nur bestaunen, was mit moderner Computertechnik machbar ist.

Ein merkwürdiger Bastard ist „Guardians 2“ am Ende: Unter der Oberfläche oft ein geradezu intimes Drama, auf ihr ein typischer, austauschbarer Mega-Blockbuster, der sich am Ende, in seinen drei (!) Post-Credit-Szenen dann doch wieder in das große Marvel-Universum fügt, aus dem er lange Zeit ausgeschert war.

„Guardians of the Galaxy Vol. 2“ startet am 27. April im Kino.

Guardians of the Galaxy Vol. 2 • USA 2017 • Regie: James Gunn • Darsteller: Chris Pine, Zoe Saldana, Dave Bautista, Michael Rooker, Kurt Russell, Sylvester Stallone

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