23. Mai 2014

Hacker auf Schnitzeljagd

Anthony E. Zuikers „Cybergeddon“ fürs Heimkino

Lesezeit: 2 min.

Schon der Titel deutet es an: Mit subtiler Unterhaltung hat man es bei Cybergeddon nicht zu tun. Kein Wunder, ist der Macher hinter der neunteiligen Yahoo-Webserie, die nun als 90minütiger Film veröffentlicht wird, doch CSI-Erfinder Anthony E. Zuiker. Zusammen mit Mega-Produzent Jerry Bruckheimer revolutionierte Zuiker mit CSI und diversen Ablegern das klassische Format der wöchentlichen Polizeiserie und machte mit Split-Screens, extremen Farbfiltern und rasantem Schnitt jeden Kriminalfall zur Ermittlung des Jahrhunderts.

Mit ähnlichen Mitteln arbeitet nun auch Cybergeddon, der mit einem Budget von gut sechs Millionen Dollar bislang teuersten direkt für das Internet produzierten Serie. Passend zum Medium geht es um Cyberkriminalität und das – natürlich – im größtmöglichen Stil. Nachdem die ehemalige Hackerin Chloe Jocelyn (Missy Peregrym), die nun ihre Fähigkeiten für das FBI einsetzt, den brillanten, osteuropäischen Cyber-Kriminellen Gustov Dobreff (Olivier Martinez) hinter Gitter gebracht hat schwört dieser Rache. Ein Jahr später ist es soweit: Ein Virus legt erst die Wasserversorgung Washingtons lahm und löscht dann sämtliche Daten der Zentralbank von Hong Kong. Verdächtigt wird Chloe, die sich jedoch aus der Untersuchungshaft befreien kann und mit Hilfe des nerdigen Computer-Genies Rabbit (Kick Gurry) auf die Jagd nach dem wahren Täter macht: Gustov.

Was hier erzählt wird ist alles andere als originell und lässt kein Klischee aus: Die Heldin ist vollbusig, der Bösewicht aus Osteuropa, der Nerd wirkt ungewaschen und wie ein Spät-Hippie, mittels E-Mails können Viren verschickt werden, die ganze Computersysteme lahm legen und zur Visualisierung von Datenströmen rauschen grüne Zahlenreihen über den Bildschirm. Doch trotz aller Klischees, trotz aller wenig subtil eingeschobenen Werbung für den Sponsor Symantec (Hersteller einer Anti-Viren Software) und trotz aller didaktischer Einschübe des Nerds, der sich über die Leichtsinnigkeit des gemeinen Computernutzers mokiert: Als kurzweilige Unterhaltung macht Cybergeddon viel Spaß.

Dass ist nicht zuletzt dem ursprünglichen Format als neun-teilige Webserie geschuldet, mit Episoden zwischen sieben und elf Minuten, die dafür sorgen, dass die Geschichte mit großer Rasanz erzählt wird. Alle paar Minuten gibt es einen Mini-Cliffhanger, der zum Weitersehen animiert. Ein wenig erinnert das in seiner atemlosen, zwischen Albernheit und Absurdität schwankenden Rasanz an 24. Zumal auch hier ständig telefoniert und in die Computertasten gehauen wird, kaum verständliches Computersprech technologische Komplexität vortäuschen soll und sich die Geschichte im Schnitzeljagd-Modus entwickelt.

Interessant ist schließlich auch die Optik, die dem Webserien-Format getreu vor allem mit extremen Großaufnahmen arbeitet, die auch auf kleinen Monitoren gut rüberkommen. Kaum einen ruhigen Moment gönnt sich die Kamera, kaum drei, vier Sekunden vergehen ohne Schnitt, was so viel Tempo erzeugt, dass die Absurdität der Geschichte gar nicht erst zum Tragen kommt. Besonders substanziell ist das zwar nicht, aber als kurzweilige, ziemlich rasante Unterhaltung ist Cybergeddon absolut gelungen.

Cybergeddon • USA 2012 • Produzent: Anthony E. Zuiker • Regie: Diego Velasco • Darsteller: Missy Peregrym, Olivier Martinez, Kick Gurry, Erfan Elias Edraki

Edel, VÖ: 23. Mai

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