20. Dezember 2018 2 Likes

Herbie dreht auf

Das Transformers-Prequel „Bumblebee“ ist nicht von Michael Bay – leider, zum Glück

Lesezeit: 3 min.

Für ein Jahrzehnt war der Name Michael Bay untrennbar mit der Transformers-Franchise verbunden, doch nach fünf Filmen der Autos-verwandeln-sich-in-Kampfroboter-und-legen-die-Welt-in-Schutt-und-Asche-Reihe war dann doch ein wenig die Luft raus. Zwar ließ es Bay im Finale von „Transformers: Der letzte Ritter“ noch einmal so richtig krachen und inszenierte atemberaubende Actionmomente, doch die zwei Stunden davor war er offensichtlich völlig gelangweilt von der Notwendigkeit, so etwas wie eine kohärente Geschichte zu erzählen.

Statt zu versuchen Bay, was Actionmomente angeht, von einem anderen Regisseur übertrumpfen zu lassen – was realistischerweise auch kaum möglich wäre – geht Paramount nun also den anderen Weg und produziert ein Prequel. „Bumblebee“ erzählt davon, wie der sympathischste der Transformers auf die Erde kam und zu dem gelben Camaro wurde, den Shia Labouef im ersten Teil auf dem Schrottplatz findet. 1987, 20 Jahre vor diesem ersten Teil, setzt „Bumblebee“ ein, was zum einen genug Raum für zahlreiche Fortsetzungen liefern würde, vor allem aber ermöglicht, tief im momentan beliebtesten Retro-Jahrzehnt zu wildern: den achtziger Jahren.

Das bedeutet hier, dass die Heldin Charlie (Hailee Steinfeld) direkt nach dem Aufstehen einen Walkman aufsetzt, bevorzugt mit ärmellosen Shirts rumläuft, auf denen wechselnd die Smiths, die Stones oder Motörhead zu sehen sind und auf dem Soundtrack alles läuft, was in den späten Achtzigern beliebt war, von Duran Duran über a-ha bis Tears for Fears. Dazu rast Charlie mit einem klapprigen Mofa durch ihre kalifornische Heimatgemeinde, die direkt einem frühen Spielberg/Zemeckis-Film entsprungen zu sein scheint. Dazu passt dann auch, dass Charlie früh ihren Vater verloren hat und nun mit ihrer Mutter, deren neuem Freund und ihrem nervigen Bruder zusammenwohnt und unbedingt ein Auto will. Zum 18. Geburtstag bekommt sie stattdessen einen Mofa-Helm geschenkt, doch der nette Schrotthändler überlässt ihr ein gelbes, staubiges Wrack: Einen VW-Käfer hinter dem sich, wir wissen es, Bumblebee verbirgt.


Das erste „Auto“ für Charlie (Hailee Steinfeld) …


… entpuppt sich als Roboter, der Hunde mag. „Bumblebee“

Der war während des Bürgerkriegs auf Cybertron von Maximus Prime auf die Erde geschickt worden, wo die Basis für den Widerstand der Roboter entstehen soll. Während ein paar böse Roboter Bumblebees Versteck näherkommen, freundet dieser sich mit Charlie an, die nur langsam ihr Außenseitertum überwindet und in Herbie, äh, Bumblebee endlich einen Freund findet.

Mehr Teenagerfilm als Actionexzess ist dies also, passenderweise wurde dafür Travis Knight engagiert, der in seinem Stop-Motion-Animationsfilm „Kubo – Der tapfere Samurai“ viel Gespür für Emotionen und Zwischenmenschliches bewiesen hat. Bekanntermaßen alles Dinge, an denen Michael Bay weniger Interesse hat, was „Bumblebee“ zu einem tatsächlich rührenden Film macht, der von Außenseitern und Freundschaft erzählt und visuell ein paar Nummern kleiner ist als bisherige Transformers-Filme. Die Leichtigkeit mit der sich Charlie und ihr Sidekick – der hypernervöse Memo (Jorge Lendeborg Jr.) – gegen die feindlichen Roboter und viel Militär durchsetzen, erinnert ebenfalls an 80er Jahre Filme wie „War Games“ oder „E.T.“, von den halluzinierenden Action-Exzessen eines Michael Bay, die Kino als pures visuelles Vergnügen waren, ist hier dagegen nichts zu spüren. Das ist einerseits Schade, andererseits ist hier aber auch ein Regisseur am Werk, der alles andere als misogyn ist und vor allem Lust hat, eine Geschichte zu erzählen. Man kann also nicht alles haben, aber was „Bumblebee“ ist, ist gar nicht schlecht.

„Bumblebee“ startet am 20. Dezember 2018 im Kino. Abb.: Paramount

Bumblebee • USA 2018 • Regie: Travis Knight • Darsteller: Hailee Steinfeld, John Cena, Jorge Lendeborg Jr.

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