Kein Arnold, aber Autismus
Shane Blacks „Predator: Update“ enttäuscht
Update. Das hört sich ein wenig weniger wie „aufgewärmte Neuauflage“ an, oder als Remake oder Reboot und ist im Fall von „Predator: Update“ auch gar nicht mal so falsch. Denn es geht im von Shane Black geschriebenen und inszenierten Film tatsächlich um den Versuch der Predators, sich mittels der Gene anderer Wesen upzudaten und zu einem noch effektiveren Jäger zu werden. Dass die Aliens zu diesem Zweck ausgerechnet auf die Erde kommen, überrascht dann aber doch, dass sie ausgerechnet die DNA eines autistischen Jungen reizvoll finden, umso mehr. Doch „Autismus ist die nächste Stufe der Evolution“ erfährt man bald von einer Evolutions-Wissenschaftlerin, was ein wenig verwundert, aber irgendwie auch gut in einen Film passt, der es weder mit Logik noch Sinn besonders genau nimmt. Und leider auch oft reichlich stümperhaft inszeniert ist, was diesen sechsten Predator-Teil (zählt man die Spinoffs mit) zu einem mehr als holprigen Film macht.
Die Wahl vom einstigen Star-Autor Shane Black (Lethal Weapon) wirkt dabei auf den ersten Blick sehr treffend, zumal Black im allerersten und qualitativ wohl unnerreichbaren Predator von 1987 eine kleine Nebenrolle als Nerd Hawkins hatte, der vor allem durch seine betont sexistischen Witze auffiel, die Black am Set improvisiert haben soll. Solche und andere Sprüche legt Black in seinem Drehbuch nun einer Gruppe von Ex-Soldaten in den Mund, die wegen unterschiedlicher Traumata in Behandlung sind und sich bald im Kampf gegen den Predator wiederfinden. Unter ihnen Quinn (Boyd Holbrook), der bei einem Einsatz in Mexiko fast von einem Raumschiff erschlagen wurde und es für eine gute Idee gehalten hat, seinem autistischen Sohn den Helm eines Predators zu schicken. Wodurch der Predator merkt, dass der Junge trotz oder wegen seines Autismus‘ ein Genie ist und die Jagd beginnt.

Ja, das liest sich nicht nur reichlich wirr, das wird von Black auch ohne viel Gespür für Geographie oder Spannung inszeniert. Gerade bei den Action-Szenen zeigt sich schmerzlich, dass Black vor allem ein guter Autor ist (bzw. sein kann), aber weit davon entfernt ist, ein guter Regisseur zu sein. Viel Blut spritzen zu lassen, sich einige zumindest auf dem Papier originelle Predator-Kills auszudenken, ist eben ganz etwas anderes, als die Bedrohung durch eine kaum zu besiegende Killer-Maschine so präzise zu inszenieren, wie es John McTiernan (Die Hard) vor 30 Jahren im Original tat.
Das gilt umso mehr als Black seine Predator-Version offenbar weniger als Spannungsfilm sieht, sondern als das, wofür er bekannt ist: als Buddy-Komödie. So reißen seine Helden einen Witz nach dem anderen, kämpfen nebenbei gegen Außerirdische und finstere US-Agenten und hangeln sich von Referenz zu Referenz. Denn das ist der jüngste Predator-Film trotz aller Versuche, sich mit betont politisch unkorrektem Humor und viel Blut in den 80er Jahren zu verorten: Ein Produkt der Gegenwart, das wie vom Reißbrett wirkt. Die einzige Frau im Getümmel, die schon erwähnte Evolutions-Biologin Casey (Oliva Munn), ist da nicht nur clever und schön, sondern auch fähig, ein Maschinengewehr so gut zu bedienen wie ausgebildete Soldaten, was zwar überhaupt keinen Sinn macht, aber wohl zu einer starken, emanzipierten Frau des aktuellen Zeitgeistes gehört. Das zudem überdeutlich auf eine Fortsetzung geschielt wird passt nur zu gut zu einem Film, der erstaunlich fahrig zusammengeschustert wirkt und nur in wenigen Momenten die Intensität, Bedrohung und Qualität der besten Predator-Filme erreicht.
„Predator: Update“ startet am 13. September 2018 im Kino. Abb.: Fox-Deutschland.
Predator: Update • USA 2018 • Regie: Shane Black • Darsteller: Boyd Holbrook, Olivia Munn, Trevante Rhodes, Jacob Tremblay, Keegan-Michael Key, Sterling K. Brown, Alfie Allen, Thomas Jane, Augusto Aguilera, Jake Busey, Edward James Olmos und Yvonne Strahovski
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