Kinder gegen Erwachsene
„The Darkest Minds – Die Überlebenden“ ist die nächste dystopische Young-Adult-Verfilmung
Wie ein Film für eingefleischte Kinderhasser wirkt „The Darkest Minds – Die Überlebenden“ über weite Strecken, eine weitere Adaption einer dystopischen Young-Adult-Roman-Trilogie, die dank ihres Erfolges inzwischen schon fünf Bände umfasst (dt. „Die Überlebenden“; Goldmann). Denn durch einen zumindest in Teil 1 noch nicht genauer definierten Virus sterben in dieser leicht futuristischen Welt binnen kürzester Zeit 90% aller Kinder. Der Rest verfügt nun über parapsychische Kräfte, wird in Lager gesteckt, nach Farben segregiert, je nach ihren telekinetischen oder anderen Fähigkeiten: Blau oder Gold sind noch harmlos, auf diesem Level können die Teenager gerade mal Gegenstände bewegen oder das Wetter beeinflussen, richtig spannend wird es bei Orange oder gar Rot.
Die Heldin des Films heißt Ruby und ist so eine Orangene, was bedeutet, dass sie die Gedanken anderer Menschenlesen, löschen und manipulieren kann. So eine Art Jedi-Mind-Trick, eine der vielen offensichtlichen Einflüsse, der sich die Autorin der Romane, Alexandra Bracken, bediente. Von den „Hunger Games“ bis hin zum ewigen Vorbild „Herr der Fliegen“ reichen die Zitate, was schnell dazu führt, dass man sich in der Welt von „The Darkest Minds“ zu Hause fühlt. Angesichts der wiederkehrenden Szenen und Motive, die man aus den zahlreichen ähnlichen Reihen, die in den letzten Jahren oft nur zum Teil ins Kino fanden, da der Erfolg nachließ (wie etwa bei der „Divergent“-Serie), wirkt der von Jennifer Yuh Nelson inszenierte Film wie ein Pastiche aus bekannten Szenen.

Eigentlich sollte das Ergebnis also langweilen. Wie viele politisch korrekt zusammengestellte Gruppen von Teenagern kann man schließlich noch dabei zusehen, wie sie vor einer Katastrophe fliehen, sich gegen die Erwachsenenwelt zur Wehr setzen, zwangsläufig eine erste, zarte Liebe ein Duo oder Trio zusätzlich emotional belastet? Doch Yuh Nelson, die bislang nur bei den Animationsfilmen „Kung Fu Panda“ Rege geführt hatte, geht das Ganze so an, als wäre es der erste Film seiner Art. Vollkommen unbeschwert erzählt sie die bekannte Geschichte, unterstützt von vier jungen, unverbrauchten Gesichtern, die zwar ein einziges Klischee sind, dabei aber ungemein sympathisch: Ruby (Amandla Stenberg) ist Teenager und Schwarz, ihr Schwarm der gleichaltrige Weiße Liam (Harris Dickinson), ihre Begleiter die junge Asiatin Zu (Miya Cech) und der Nerd Chubs (Skylan Brooks). Ganz altmodisch in einem alten Bus macht sich das Quartett auf den Weg zu einer Zone der freien Kinder, während sie von Jägern und einer Gruppe von Erwachsenen namens Liga der Kinder gejagt werden. Die ersten mit offensichtlich finsteren Absichten, die zweiten noch undurchschaubar, doch scheinbar auch nicht ganz ohne.
Wohin all diese Fäden führen hätte man wohl in den fraglos schon geplanten Fortsetzungen erfahren, doch nach dem durchwachsenen Erfolg von „The Darkest Minds“ an den amerikanischen Kinokassen dürften diese erst einmal auf Eis gelegt sein. Eigentlich schade, denn zu sehen, wie sich in den Fortsetzungen die Kinder mit den Erwachsenen bekämpfen und schließlich versöhnen hätte durchaus unterhaltsam werden können.
„The Darkest Minds“ läuft am 16. August 2018 im Kino an.
The Darkest Minds • USA 2018 • Regie: Jennifer Yue Nelson • Darsteller: Amandla Stenberg, Harris Dickinson, Miya Cech, Skylan Brooks
Kommentare