„The Other GAIrl“ – Chatten mit der KI
Eine ZDF Neo-Miniserie versucht sich am Thema KI
KI ist in aller Munde, da will die alte Tante ZDF natürlich nicht nachstehen und hat für ihren Spartensender ZDF Neo eine kleine (sechs Teile a 15 Minuten) Serie geordert, bei der der Auftrag offenbar lautete: Macht mal irgendwas mit KI. Schon der arg umständliche Titel „The Other GAIrl“ deutet an, dass es hier eher grobschlächtig zugeht und man nicht wirklich weiß, welche Zielgruppe eigentlich angesprochen werden soll.
Offiziell versteht sich ZDF Neo ja als öffentlich-rechtliche Programmalternative für 25- bis 49-Jährige, ein Publikum also, dass sich in der Regel nicht nur zumindest ein bisschen mit KI auskennt, sondern auch mit modernen Formen der Beziehung, also zumindest schon mal von Schlagwörtern wie „offene Beziehung“ und ähnlichem gehört hat.
Denn schnell stellt sich bei „The Other GAIrl“ heraus, dass es sich weniger um eine KI-Serie, als um ein Beziehungs …, nun, nicht wirklich Drama, eher eine Beziehubngsklamotte handelt. Hauptfiguren sind Frank (Tom Beck) und Lisa (Chryssanthi Kavazi), ein oberflächlich glückliches Paar mit Kind, das im schmucken Reihenhaus lebt und offenbar sehr viel Zeit hat, sich mit persönlichen Befindlichkeiten zu beschäftigen. Beruflich arbeitet Frank als „Führungsposition bei einem Hersteller für Hochleistungsdichtungsringe“ (darauf muss man als Drehbuchautor auch erst einmal kommen), hat dabei auch irgendwie mit KI zu tun, was ihn an einem langweiligen Nachmittag, als er ohne Frau und Kind auf dem Sofa faulenzt, dazu verleitet, im Internet rumzuspielen. Dabei landet er bei einer Companion-App, die es ermöglicht mit einer per KI generierten Figur zu kommunizieren. Frank nennt seinen Companion Maia, offenbar benannt nach seiner ersten Freundin, und schreibt bald mit einer sehr jungen, sehr glatten Kunstfigur, die freundlich und oberflächlich agiert, wie man das von modernen KIs eben kennt.


Natürlich wird die Unterhaltung schnell erotisch, was den offenbar in der Ehe sexuell etwas unterforderten Frank zu ausgiebiger Onanie verleitet. Selbst als er etwas später mit seiner Familie einen Dinosaurierpark besucht, bei dem jeder normale zehnjährige gelangweilt abwinken würde, muss sich Frank auf die Toilette verziehen, wird jedoch von Lisa ertappt: „Ich kenn doch dein Orgasmusgesicht.“
Man merkt, die vom Autoren-Duo Julia Hingst und Hannes Jakobsen geschriebene und von Welf Reinhart inszenierte Serie begnügt sich mit flachen Gags und oberflächlichen Handlungsmotiven. Hat aber immerhin ein relativ progressives Beziehungsbild, denn allzu irritiert zeigt sich Lisa nicht davon, dass ihr Ehemann sich eine Art virtueller Freundin zugelegt hat. Ob das Chatten mit einem KI-Bot schon Betrügen sei diskutiert Lisa mit einer Freundin, die allein schon durch ihre Tattoos und wilde (für ZDF Verhältnisse) Frisur, als Wildfang erkennbar wird und mit ihrem Partner in einer offenen Beziehung lebt.
Durchaus interessante Ansätze, doch allzu ausladende erzählerische Sprünge sind im 15 Minuten-Format nicht möglich. Auch das Budget der Mini-Serie scheint mehr als beschränkt gewesen zu sein, immerhin reichte es, um die „Society-Lady“ Claudia Olbert von einem Gastauftritt zu überzeugen, was einmal mehr zur Frage führt, wen diese Serie eigentlich ansprechen soll. Für unter 30jährige dürfte der Fremdschäm-Effekt zum baldigen Ausschalten sorgen, ältere mögen sich in der Beziehungsproblematik wiedererkennnen, haben aber in den unzähligen Mediatheken von TV-Sendern und Streamern mehr als genug andere Auswahl, und auch wer sich wirklich für Möglichkeiten und Gefahren von KI interessiert, wird andernorts besser unterhalten.
The Other GAIrl • Deutschland 2025 • Regie: Welf Reinhart • Darsteller: Tom Beck, Chryssanthi Kavazi • sechs Teile a 15 Minuten, ZDF Mediathek
Kommentare