4. April 2014

Sex, Blut und Telekinese

„Carrie“ - Das Remake jetzt auch fürs Wohnzimmer

Lesezeit: 2 min.

Schon im Ansatz ist ein Remake des legendären Brian de Palma Films Carrie einer jener Filme bei denen man sich unweigerlich fragt: Warum? Gut, das Hollywood die Ideen ausgehen und jedes Studio in seiner Backlist nach erfolgreichen Filmen kramt, die neu aufgelegt werden können ist seit Jahren bekannt. Und prinzipiell hat die Idee, die Geschichte des Außenseiter-Mädchens Carrie, die von ihren Mitschülern aufs übelste gehänselt wird und sich schließlich blutig rächt, auch eine zeitlose Qualität. Mobbing an der Schule ist ein allzu bekanntes Phänomen, das gerade durch die Möglichkeiten von Smart-Phones und Internet zusätzliche Schärfe gewonnen hat.

Und so setzt Regisseurin Kimberley Peirce (Boys Don’t Cry) dann auch auf moderne Technik, wenn es darum geht Carrie (Chloe Grace Moretz) von ihren Klassenkameraden erniedrigen zu lassen. Ein Internetvideo von der zum ersten Mal ihre Monatsblutung erlebenden Carrie, die von ihrer Gottesfürchtigen Mutter (Julianne Moore) im Ungewissen über die Funktionen des Körpers gelassen wurde, ist auch hier der Auslöser der Ereignisse. Wie bei de Palma und wie bei Stephen Kings Romanvorlage freundet sich die engelsgleiche Sue (Gabrielle Wilde) mit Carrie an, lockt sie aus ihrem Kokon, setzt sie damit aber unwissentlich dem Ereignis aus, auf das man natürlich auch hier wartet: Der Schulball, bei dem Carrie zur Königin gewählt wird, jedoch im Moment des größten Glücks, auf der Bühne stehend, vor den Augen der gesamten Schule mit Schweineblut begossen wird.

All das ist durchaus flott inszeniert und würde als leidlich unterhaltsamer Horrorthriller funktionieren, wenn man beim betrachten nicht ständig an de Palmas Original denken müsste. An dessen brillante Verwendung von langen Einstellungen, in denen mit leichter Zeitlupe und markanter Ton die Zeit gedehnt wird, sich das unweigerlich kommende Unglück schon im Kopf des Zuschauers abspielt, bevor es auf der Leinwand zu sehen ist, kommt sie natürlich nicht heran. Doch sie versucht es – leider. Statt einen komplett eigenen Weg zu gehen, wirken manche Szenen wie direkte Kopien von de Palma oder – um es freundlicher zu formulieren – wie eine Hommage.

So bleibt Kimberley Peirces Carrie ein akzeptabler, aber herzlich überflüssiger Film, der zudem die schauspielerische Beschränkung von Chloe Grace „Hit Girl“ Moretz schmerzlich deutlich macht. Interessantester Aspekt ist einmal mehr die religiöse Komponente, die wie so oft im amerikanischen Gegenwartskino mit einer übersexualisierten Welt kontrastiert wird.

Ab dem 4. April ist Carrie auch auf DVD, Blu-ray und Video-on-Demand-Plattformen erhältlich.

Carrie (USA 2013) • Regie: Kimberley Peirce • Darsteller: Chloe Grace Moretz, Julianne Moore, Gabrielle Wilde

Bilder: Twentieth Century Fox

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