6. Januar 2025

„When the Stars Gossip“ – Im Weltall hört dich keiner flirten

Südkorea erobert das All

Lesezeit: 3 min.

Die ILS ist eine kleine, im erdnahen Orbit kreisende Raumstation (à la ISS), und an Bord befinden sich vor allem Südkoreaner. Nun kommen neue Besatzungsmitglieder hinzu, darunter „Commander“ Eve Kim (Kong Hyo-jin), eine Wissenschaftlerin, die Mäuse in der Schwerelosigkeit zur Reproduktion bringen möchte sowie Gong Ryong (Lee Min-ho), Geburtshelfer (von Menschen) und „Weltraumtourist“, dessen Reise von einem Pharmakonzern bezahlt wurde. Gong Ryong ist zudem Schwiegersohn in spe des Konzernbosses, der allerdings wenig von dem jungen Arzt hält. Denn er macht ihn dafür verantwortlich, dass seiner Familie der dringend gewünschte Sprössling/Firmenerbe fehlt. Gong Ryong soll auf der Station nun (ziemlich illegal) etwas tun, was noch kein Wissenschaftler versucht hat!

Das ist eine sehr ungenaue Zusammenfassung der ersten beiden Episoden des 16-teiligen K-Dramas „When the Stars Gossip“, das am Wochenende Premiere bei Netflix hatte. Denn eigentlich ist das alles wesentlich komplizierter, aber geschenkt. Es ist eine Rom-Com mit großem Personal und großen Verwicklungen, die sich sehr weit aus dem Fenster lehnt – was aber im Zustand der Schwerelosigkeit vielleicht gar nicht so schlimm ist.

Dabei ist die erste Episode (75 Minuten) etwas uneben geraten, wohl auch einfach, weil man zu viel reingepackt hat, darunter auch eine locker 20-minütige delirierend-hysterische Flashback-Montage, in der die Vergangenheit von Gong Ryong aufgearbeitet wird, während er in der Zubringerkapsel in Todesangst in seinem eigenen Mageninhalt schwebt – die Bitte von Eve, zum Start bitte nüchtern zu erscheinen, hat er ignoriert. Die Folge ist ein Heimlich-Manöver, bei dem sich Eve leicht verletzt, was Gong Ryong wiederum zwingt, sein medizinisches Können unter Beweis zu stellen.

Hier (gegen Ende der Episode) findet „When the Stars Gossip“ zu sich selbst und zum Ton, an den die zweite, nicht ganz so lange Folge, anknüpft. Die besteht zum Großteil aus zwei sagenhaften Sequenzen, die eigentlich jeder Beschreibung spotten (eine Fruchtfliegenkopulation und eine Maus-OP am offenen Herzen. Ja, richtig gelesen), aber sehr neugierig auf das machen, was da in den nächsten Wochen noch kommen wird.

Den leicht-fluffigen Ton vieler südkoreanischer Rom-Coms sucht man hier (noch) vergebens, was sicher auch am komplizierten Rahmen liegt. Nicht nur in Bezug auf den Plot. Auch die Lebenssituation an Bord der Raumstation wird ausgiebig beleuchtet, was halt Zeit frisst, aber wohl für etliche Zuschauerinnen und Zuschauer notwendiges Beiwerk ist. Manche Dinge wirken zunächst überflüssig – wie etwa die immer wieder eingebaute Boden-Crew –, gewinnen aber schnell eigenen Charme. Geradezu spektakulär ist, wie intensiv und breit über den (biologischen) Aspekt von Sexualität geredet wird, und das in einem (südkoreanischen) TV-Umfeld, in dem schon ein Kuss zu Proteststürmen führen kann.

Es ist natürlich etwas schwierig zu beurteilen, ob Seo Sook-Hyang (Buch) und Park Shin-woo (Regie; zuvor u.a. „Lovestruck in the City“ und „It’s Okay to Not be Okay“) wirklich einen Treffer gelandet haben, aber besonders Episode 2 macht große Lust auf mehr. Vielleicht sollte man das einfach mal so stehen lassen und abwarten.

When the Stars Gossip • Südkorea 2025 • Regie: Park Shin-woo • Darsteller: Lee Min-ho, Kong Hyo-jin, Oh Jung-se, Han Ji-Eun • Netflix, Samstag und Sonntag je eine Folge

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