„Dave the Diver“: Völlig abgetaucht
Mintrockets Genremix zählt zu den Überraschungen des Jahres
Zunächst kommt man bei Dave the Diver wohl leider nicht herum, einen Punkt anzusprechen, der ein größeres Schlaglicht auf den Umgang der gesamten Branche mit dem Etikett „Indie“ wirft. Denn Mintrockets mehrfach preisgekröntes und seit Release vor einigen Monaten auch in der Community abgefeiertes Game wurde zunächst genau als Indiegame bezeichnet, obwohl sich schnell herausstellte, dass hier mit Nexon ein südkoreanischer Großkonzern seine finanzstarken Finger buchstäblich im Spiel hat und der Titel sich somit nur des Charmes typischer Indiespiele bedient, ohne deren Hintergrund als vermeintlich unabhängig produzierter Kleintitel mitzutragen. Sollten Kund*innen so gezielt hinters Licht geführt werden? Abseits solcher Fragen, die manche mit Problemen kultureller Aneignung in Verbindung bringen könnten, steht unter dem Strich aber in jedem Fall eines der bemerkenswertesten Nicht-Blockbuster-Spiele dieses Jahres, das aktuell digital für rund 20 Euro auf PC und Switch zu haben ist und auch an dieser Stelle eine Empfehlung absolut wert ist.
Im Grunde besticht Dave the Diver als überraschend stimmiger Mix aus Roguelite, Metroidvania und Management – oder einfacher: ein Adventure mit Erkundungstouren im Meer plus anschließender Verköstigung in der eigenen Sushibar. Beides spielt sich nach einem kurzen Tutorial angenehm flüssig. So tauchen wir mit Dave ins kühle Nass, das sich mit jedem Durchlauf – Stichwort Roguelite – leicht verändert und uns somit vor immer neue Aufgaben bei der Orientierung, der Suche nach Ressourcen, dem Umgang mit dem verfügbaren Sauerstoffrest und sogar der maximalen Aufnahme des Gewichts stellt.
Denn erst mit der Zeit können wir unseren Froschmann so aufrüsten, dass wir nicht ständig Angst vor Luftknappheit oder einer zu hohen Auslastung haben müssen. Andererseits schafft des der Titel mühelos, unseren Entdeckerdrang zu kitzeln, denn in den Tiefen des Ozeans lauern neben schicken Aussichten und Ressourcen z. B. Haie, große Meeresungeheuer und weitere Überraschungen, die das Spielgeschehen auflockern, ohne nun aus Dave – trotz einiger netter Bossgefechte – einen richtigen Kämpfer zu machen.
Nach den Tauchgängen geht es dann in den Lokalmodus, wo zahlreiche hungrige Mäuler bedient werden wollen. Auch hier steigt die Komplexität konstant an, ohne zu überfordern. Haben wir den Laden gut zum Laufen gebracht, können wir mehr Personal in Küche und Service einstellen, die Speisekarte erweitern oder selbst (in Minispielen) Drinks einschenken. Beide Bereiche des Spiels bieten kurzweilige Dialoge, die dank einiger besonders charmant geschriebener Charaktere ebenso bei Laune halten wie die farbenfrohe Pixeloptik und der stets angenehm passende Soundtrack. Ebenso tragen die immer variableren Aufträge ihren Teil zum Spielspaß bei. Denn schon bald wollen seltene Tiere aufgespürt, der Ruf des Lokals verbessert oder neue geheimnisvolle Orte besucht werden (Stichwort Unterwasserbewohner).
Besonders positiv stechen bei all dem die gelungene Steuerung, der nahtlose Übergang aller Bestandteile und sogar die abwechslungsreichen Minispiele hervor. So wechseln die Macher durchaus mal das Spieltempo mit entsprechenden Geschicklichkeitseinlagen oder machen es bei der Suche in den Tiefen besonders spannend, ohne den Bogen zu überspannen oder uns spielerisch zu überfordern. Dave the Diver ist somit für alle Arten von Spieler*innen geeignet, egal ob Einsteiger oder Profis, und verdient sich definitiv das Prädikat eines Wohlfühltitels, der dank einer immer wieder neu durchgewürfelten Mischung verschiedener Spielelemente oder der sympathischen Zwischensequenzen gut und gerne bis zu 25 Stunden in der als reine Solokampagne angelegten Story unterhält.
Wer also mal wieder in ein Abenteuer springen will, das sich zwar (auf Switch) bei der Technik außerhalb der Cutscenes (hier ganz typisch Indie) aufgrund kleinerer Performanceprobleme nicht mit Ruhm bekleckert, aber als abwechslungsreiches, toll aufgebautes und überraschendes Spiel über die gesamte Kampagnenzeit mehr als ordentlich funktioniert und motiviert, sollte die 20 Euro für Dave the Diver unbedingt ausgeben.
Fazit
Spaßig motivierende und wunderbar eingängig präsentierte Genremischung mit ordentlich Tiefgang
Dave the Diver • Mintrocket • Adventure • Switch/PC
Abb. © Mintrocket
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