17. Juni 2020 3 Likes

Die Geheimnisse des Ozeans

Kurztest: In „Beyond Blue“ dringen wir spielerisch leicht in die Tiefen unseres Planeten vor

Lesezeit: 3 min.

Dass es bei der virtuellen Erforschung von Welten nicht immer um fiktional angereicherte Settings gehen muss, sondern ebenso dokumentarische Qualitäten entfaltet werden können, beweist mal wieder das Unterwasser-Abenteuer Beyond Blue. Dessen Entwickler konnten bereits mit Never Alone für Aufsehen im Indie-Sektor sorgen, einem zuweilen anrührenden Mix aus Jump´n´Run und Puzzle-Adventure, in dem man als junges Mädchen in Begleitung eines Polarfuchses ein von Schneestürmen eingedecktes Gebiet in Alaska erkundet. Besonderes Augenmerk lag dabei auf der Vermittlung einiger Traditionen indigener Völker der Region sowie des bewussteren Umgangs mit der Natur. In ihrem jüngsten Spiel bleiben sich die Macher von E-Line Media ihrem Credo treu, Spiele mit realitätsnaher Botschaft zu verquicken und nun sogar in Kooperation mit der BBC Dokumentarfilme in den Spielfluss zu integrieren.

In Beyond Blue (wir spielten auf PS4) gehen wir in einer nahen Zukunft mit der Tiefseetaucherin Mirai auf wissenschaftliche Expeditionen und erleben aus der Third-Person-Perspektive ein weitgehend meditatives Abenteuer bei der Entdeckung von Walen, Korallen und anderen Meeresbewohnern. Eingebettet ist Mirais Arbeit in den Kontext eines Forscherteams, das sich darauf spezialisiert hat, mit neuester Technik Leben in Echtzeit zu scannen und die Streifzüge via Livestream unmittelbar zu präsentieren. Mit simpler Steuerung navigieren wir Mirai in den einzelnen Abschnitten durch einige sehr geradlinig aufgezogene Ozean-Areale und lauschen dabei dem von mehreren namhaften Sprechern (u.a. Mira Furlan aus Lost und Babylon 5 oder YouTuberin Anna Akana) launig vertonten Dialogen.

Das Sammeln von Daten erfolgt meist über ein einfaches Anvisieren von schwimmenden Tieren, über die wir folglich Wissenswertes erfahren. Besonders gelungen ist in dem Zusammenhang die Einbettung von insgesamt 16 freispielbaren Minidokus unter dem Titel Ocean Insights, in denen echte Tiefseeexperten zu Wort kommen und über ihr Tun Auskunft geben. Da Beyond Blue somit bei gerade mal gut drei Stunden Spielzeit wenig Platz für Gaming im eigentlichen Sinne einräumt und es auch keine echten Herausforderungen zu meistern gibt, richtet sich das Adventure vor allem an Menschen, die sich auf leichte Art für die Tiefen des Ozeans begeistern und ist daher auch für Nicht-Gamer absolut geeignet.

Technisch reißt das Ganze keine Bäume aus und speziell die wenigen (Hub-)Szenen abseits der Tauchgänge verdienen eher das Prädikat zweckmäßig. Allerdings sind die Animationen der Tiere durchaus ansprechend und auch der mit Stars wie Miles Davis oder The Flaming Lips stellenweise veredelte Soundtrack macht eine gute Figur. Der Informationswert kann sich durchaus sehen lassen und da die Inszenierung der Tauchsessions auch dank der einfachen Mechaniken und einer kaum störrischen Kamera schnell in Fleisch und Blut übergeht, macht der Titel als Infotainment kurzweilig Freude. Und ein bisschen Emotion ist in der Rahmenhandlung auch enthalten.

Bereits zuvor schon länger für Apple Arcade erhältlich, erschien Beyond Blue am 11. Juni auch für PS4, Xbox One und PC und kann für 16-20 Euro erworben werden.

Fazit

Simples, aber inhaltlich keineswegs seichtes Tiefsee-Adventure, das weniger als Spiel überzeugt, aber dafür als Infotainment für zwischendurch ansprechend gestaltet ist.

Beyond Blue • E-Line Media • Exploration-Adventure/Unterwasser-Simulation • PS4/Xbox One/Switch/PC/IOS

Abb. © E-Line Media

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.